FX Harsono (* 1949 in Blitar, Java, Indonesien) ist einer der wichtigsten und international bekanntesten zeitgenössischen Künstler des Landes. Seine Arbeit fokussiert die Beziehung des Künstlers zur Gesellschaft und die neuere Geschichte Indonesiens sowie die Identität der chinesischen Minderheit des Landes.
Leben
Harsono, der zur chinesisch-stämmigen Bevölkerungsgruppe Indonesiens gehört, studierte 1969–1974 Malerei an der Akademia Seni Rupa Indonesia (ASRI) in Yogyakarta und 1987–1991 am IKJ (Jakarta Art Institute), wo er bis 1997 lehrte. 2005–2013 war er Lehrbeauftragter an der Kunst- und Design-Fakultät der privaten Pelita Harapan University in Tangerang.
1975 gründete er mit anderen Künstlern die Gerakan Seni Rupa Baru (Neue Kunstbewegung), die einen experimentell-konzeptuellen Ansatz verfolgte und in ihren Installationen und Performances durch die Verwendung alltäglicher Materialien sowie von Dokumenten die aktive Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Themen zum Ziel hatte.[1] Nach 1998 unterstützte er den Prozess der Reformasi, der Versöhnung der Gruppen der indonesischen Gesellschaft nach der Diktatur.
Werk
Während des diktatorischen Suharto-Regimes in Indonesien (1967–1998) waren Harsonos Installationen und Performances wichtig Protestakte gegen einen unterdrückerischen Staatsapparat, der nach den Massenmorden an Chinesen 1967 die Propagierung der chinesischen Kultur, Religion und aller Ausdrucksformen chinesischer Ehtnizität und Identität verboten hatte. Der Sturz des Regimes im Jahr 1998, der erneut Unruhen und verbreitete Gewalt gegen die chinesische Minderheit Indonesiens auslöste, führte zu einer introspektiven Wende in Harsonos künstlerischer Praxis. Er begann mit der Erforschung seiner Familiengeschichte und der Rolle seiner chinesischen Gemeinschaft in der indonesischen Gesellschaft. Die Wiedergewinnung verdrängter Geschichten, Kulturen und Identitäten und die Rolle, die der Künstler in diesem Prozess spielen kann, prägen sein Werk. Dazu gehört die Frage nach der Bildung von Gruppen- und persönlichen Identitäten. Er benennt deutlich die Gewalt und ihre Urheber, aber vor allem versucht er, den Opfern Namen und Identität zurück zu geben.
Als Artist in Residence hielt sich FX Hartono – oft mehrfach – in den Niederlanden, Japan, China, Taiwan, Singapur, Australien und den USA auf.
Ausstellungen (Auswahl)
- Asien-Pazifische Triennale für zeitgenössische Kunst in Brisbane, Australien (1993)
- Victim, Cemeti Art Gallery, Yogyakarta (1998)
- Reformasi Indonesia, Protest in Beeld, Museum Nusantara, Delft, Niederlande
- Displaced, National Gallery of Indonesia, Jakarta (2003)
- FX Harsono: Testimonies, Singapore Art Museum (2010)
- Beyond the Self: Contemporary Portraiture from Asia, Gruppenausstellung, National Portrait Gallery, Canberra, Australien[2]
- Rewriting Worlds, 4. Biennale zeitgenössischer Kunst, Moskau (2011)
- Writing in the Rain, Tyler Rollins Fine Art, New York (2012)
- What is it to be a Chinese? Gruppenausstellung, Grimmuseum Berlin (2012)
- Jogja Biennale, Yogyakarta (2013)
- One Step Forward, Two Steps Back — Us and Institution, Us as Institution, Times Museum Guangzhou, China (2013)
- Traditions/Tensions: Contemporary Art in Asia, New York (2014)
- Beyond Identity, Nexus Arts Gallery, Adelaide, Australien (2015)
- 20. Biennale Sydney (2016)[3]
- The Chronicles of Resilience, Tyler Rollins Fine Art, New York (2016) mit den Installationen Memory of the Survivor und The Light of Spirit, die an die Massengräber der 1947-949 in Java ermordeten Chinesen erinnern.
- NAMA, Tyler Rollins Fine Art, New York (2019)
- The Great Indonesia Exhibition, Gruppenausstellung, De Nieuwe Kerk Amsterdam
Ehrungen
- Joseph Balestier Award for the Freedom of Art der US-Botschaft in Singapur (2015)
- Prinz-Claus-Preis (2014) in Würdigung seiner "entscheidenden Rolle in der zeitgenössischen Kunstszene Indonesiens seit vierzig Jahren"[4]
Literatur
- H. G. Masters: This is History: FX Harsono, Art and Asia Pacific, September/October 2013, issue 85.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wulan Dirgantoro: Affects, trauma, and experimental art in New Order Indonesia, 1970–1977, in: Midori Yamamura, Yu-Chieh Li (Hrsg.): Visual Representations of the Cold War and Postcolonial Struggles. Art in East and Southeast Asia, Kap. I.3. Routledge, 2023.
- ↑ FX Harsono auf portrait.gov.au
- ↑ Biografie und Werke auf biennaleofsydney.art
- ↑ Preisträger auf princeclausfund.nl
Personendaten | |
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NAME | Harsono, FX |
KURZBESCHREIBUNG | indonesischer Maler und Installationskünstler |
GEBURTSDATUM | 1949 |
GEBURTSORT | Blitar, Java, Indonesien |