„Drama“ – Versionsunterschied
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'''Drama''' ({{grcS|δρᾶμα|dráma}} ,Handlung‘) ist ein Oberbegriff für Texte mit verteilten [[Rolle (Theater)|Rollen]]. |
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Die '''Dramatik''' ist neben der [[Epik]] und der [[Lyrik]] eine der drei grundlegenden [[Gattung (Literatur)|literarischen Gattungen]]. |
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Unter dem Oberbegriff '''Drama''' versammeln sich zahlreiche Unterbegriffe wie [[Analytisches Drama]], [[Antichristdrama]], [[Blankversdrama]], [[dokumentatorisches Drama]], [[Enthüllungsdrama]], [[Historisches Drama]], [[Humanistisches Drama]], [[Jesuiten Drama]], [[Offenes Drama]], [[Reformationsdrama]], [[Schäferdrama]], [[Schicksalsdrama]], [[Sozialistisches Drama]], nicht zuletzt auch [[Tragödie]] und [[episches Theater]].<ref name="KlausWeimar-2007">{{Literatur |Autor=[[Klaus Weimar]] |Titel=Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. 1 (gemeinsam mit [[Harald Fricke]], [[Klaus Grubmüller]] und [[Jan-Dirk Müller]]) | Verlag=[[De Gruyter]] |Ort=Berlin|Datum=2007 |Seiten=912 | ISBN=978-3-11-019355-8}}</ref> |
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Manchmal wird der Begriff Drama sehr weit gefasst und schließt sämtliche Theaterstücke, [[Libretto|Operntexte]], Ballettszenarien, Hörspielmanuskripte oder [[Drehbuch|Drehbücher]] mit ein, manchmal wird er als Eingrenzung verwendet, etwa nur für [[Sprechtheater]] oder nur für die „gehobenen“ (oder im Gegenteil für die besonders [[Suspense|spannenden]] oder [[sentimental]]en) Theaterstücke. Drama ist [[Theater]] mit [[Text]]grundlage, im Unterschied zum improvisierten [[Stegreiftheater]]. |
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Das Hauptkennzeichen des Dramas nach [[Aristoteles]] ist die Darstellung der Handlung durch [[Dialog]]e. Dadurch unterscheidet es sich in der [[Antike]] vom erzählenden [[Epos]] – seit der [[Neuzeit]] unterscheidet es sich damit hauptsächlich vom [[Roman]]. Nach modernem Verständnis sind Dramen dafür geschrieben, durch [[Schauspieler]] im Theater aufgeführt zu werden. Oft enthalten sie daher neben den Dialogtexten auch Anweisungen für die Schauspieler und seit dem 19. Jahrhundert für den [[Regisseur]]. Das [[Lesedrama]] ist eine spezielle Form des Dramas, die nicht in erster Linie aufgeführt, sondern wie ein Roman gelesen werden soll. |
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Ein Drama ist in der Regel ein [[Literatur|literarisches Werk]], das dafür konzipiert ist, im [[Theater]] aufgeführt zu werden. Ein Dramatext realisiere sich nur durch die [[Inszenierung]].<ref name="jeßingköhnen-2017">{{Literatur |Autor=Benedikt Jeßing, Ralph Köhnen |Titel=Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft |Auflage=4 |Verlag=J.B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2017 |Seiten=154 f |ISBN=978-3-476-04493-8}}</ref> Ein wesentliches Motiv des Dramas ist die sogenannte ''[[mimesis]]'', die wörtlich „Nachahmung“ bedeutet, allerdings meint dies das „Zeigen, in eine Rolle schlüpfen, insgesamt also eher: Darstellung von etwas“.<ref name="jeßingköhnen-2017" /> Nach wie vor gilt das [[Aristoteles|aristotelische]] Drama als leittragend. Dieses beinhaltet sechs Elemente: die Handlung ''(mythos)'', die Charaktere ''(ethos)'', die Rede oder Sprache ''(lexis)'', der Gedanke bzw. die Absicht ''(dianoia)'', die Schau ''(opsis)'' und der Gesang bzw. die Musik ''(melopiia)''<ref>{{Literatur |Autor=Bernhard Asmuth |Titel=Einführung in die Dramenanalyse |Auflage=6., aktualisierte Aufl |Verlag=J.B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2004 |ISBN=3-476-16188-9 |Seiten=3 f |Online= |Abruf=}}</ref>, wohingegen das Element der Musik in den meisten moderneren Dramen eher keine Rolle mehr spielt. |
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Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts war es üblich, die Texte im Drama in Versform zu verfassen ([[Versdrama]]). Beispielsweise brach [[Gotthold Ephraim Lessing|Lessing]] bewusst die Dramentheorien Aristoteles’ und [[Johann Christoph Gottsched|Gottscheds]] mit seinem früheren Werk ''[[Die Juden]]'' aus dem Jahr 1754. Ebenfalls brachen einige Autoren bewusst die aristotelische Vorstellung der Einteilung des Dramas in fünf Akte. [[Heinrich von Kleist]]s ''[[Penthesilea (Kleist)|Penthesilea]]'' ist in 24 Szenen unterteilt, Lessings ''Die Juden'' in 23 Auftritte.<ref>vgl. Heinrich von Kleist: ''Penthesilea'' (1808)</ref><ref>vgl. Gotthold Ephraim Lessing: ''Die Juden'' (1754)</ref> |
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Die [[Handlung (Erzählkunst)|Handlung]] eines Dramas ist häufig in [[Akt (Theater)|Akte]] und diese wiederum sind in [[Szene (Theater)|Szenen]] oder [[Auftritt (Theater)|Auftritte]] gegliedert. Wenn es mehrere [[Bühnenbild|Dekorationen]] pro Akt gibt, gibt es manchmal eine zusätzliche Einteilung in [[Bild (Theater)|Bilder]]. Das klassische französische Drama ([[Jean Racine|Racine]], [[Pierre Corneille|Corneille]]) teilt sich in fünf Akte. Die italienische, stark mit der Oper verbundene Tradition (vgl. [[Metastasio]]) bevorzugt drei Akte. Die Form des [[Einakter]]s ist aus [[Zwischenspiel (Theater)|Zwischenspielen]] zwischen den Akten der drei- bis fünfaktigen Dramen hervorgegangen. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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{{Lückenhaft|Geschichte und dazugehörige einzelne Punkte (z. B. Aristoteles) sind nur sehr spartanisch ausgeführt. Die poetologischen Werke von Opitz, Gottsched und Lessing werden gar nicht behandelt, sind aber für die Geschichte des Dramas von größter Wichtigkeit. |
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Das europäische Drama entstand zur Zeit der [[Antikes Griechenland|griechischen Antike]] im 5. Jahrhundert v. Chr. in Athen: [[Aischylos]], [[Sophokles]] und [[Euripides]] waren die wichtigsten Dichter der [[Tragödie]]. [[Aristoteles]] unterteilte im darauf folgenden Jahrhundert in seiner ''[[Poetik (Aristoteles)|Poetik]]'' das Drama in die Tragödie und die später entstandene [[Komödie]]. Seine Theorie der [[Katharsis (Literatur)|Katharsis]] wurde wegweisend für die europäische Dramengeschichte. |
Das europäische Drama entstand zur Zeit der [[Antikes Griechenland|griechischen Antike]] im 5. Jahrhundert v. Chr. in Athen: [[Aischylos]], [[Sophokles]] und [[Euripides]] waren die wichtigsten Dichter der [[Tragödie]]. [[Aristoteles]] unterteilte im darauf folgenden Jahrhundert in seiner ''[[Poetik (Aristoteles)|Poetik]]'' das Drama in die Tragödie und die später entstandene [[Komödie]]. Seine Theorie der [[Katharsis (Literatur)|Katharsis]] wurde wegweisend für die europäische Dramengeschichte. |
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Manchmal wird das Drama von anderen Theatergattungen unterschieden. [[Johann Wolfgang Goethe]] grenzte es von der Tragödie ab (das modernere Drama sei vom „Wollen“, die ältere Tragödie vom „Sollen“ bestimmt), [[Gustav Freytag]] unterschied es vom Schauspiel (als einer weniger hochstehenden Gattung). Beide versuchten mit dem Begriff Drama ein „ernstes“ Theater zu umschreiben, das keine klassische Tragödie war. |
Manchmal wird das Drama von anderen Theatergattungen unterschieden. [[Johann Wolfgang Goethe]] grenzte es von der Tragödie ab (das modernere Drama sei vom „Wollen“, die ältere Tragödie vom „Sollen“ bestimmt), [[Gustav Freytag]] unterschied es vom Schauspiel (als einer weniger hochstehenden Gattung). Beide versuchten mit dem Begriff Drama ein „ernstes“ Theater zu umschreiben, das keine klassische Tragödie war. |
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Aus der Theatertheorie des 20. Jahrhunderts stammen Unterteilungen wie [[Soziales Drama]], [[Analytisches Drama]] oder [[geschlossene und offene Form im Drama]]. In dieser Zeit haben [[neue Medien]] zu neuen Formen der Dramatik geführt, wie dem [[Hörspiel]] oder dem [[Filmdrama]]. |
Aus der Theatertheorie des 20. Jahrhunderts stammen Unterteilungen wie [[Soziales Drama]], [[Analytisches Drama]] oder [[geschlossene und offene Form im Drama]]. In dieser Zeit haben [[neue Medien]] zu neuen Formen der Dramatik geführt, wie dem [[Hörspiel]] oder dem [[Drama (Filmgenre)|Filmdrama]]. |
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Kein dramatischer Text, sondern eine Therapiemethode ist das Rollenspiel im [[Psychodrama]]. |
Kein dramatischer Text, sondern eine Therapiemethode ist das Rollenspiel im [[Psychodrama]]. |
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* [[Drama (China)]] |
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* [[Neuere Deutsche Literaturwissenschaft]] |
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== Literatur == |
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* [https://sinn-und-form.de/?kat_id=3&tabelle=ve_titel&name=1966&nummer=Sonderheft+Probleme+der+Dramatik%2F1966 ''Sonderheft Probleme der Dramatik''], ''[[Sinn und Form]]'' 1966 |
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* [[Bernhard Asmuth]]: ''Einführung in die Dramenanalyse.'' 8., akt. und erw. Auflage. Metzler, Stuttgart 2016 ISBN 978-3-476-18188-6 |
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* [[Bernhard Asmuth]]: ''Einführung in die Dramenanalyse.'' 8., akt. und erw. Auflage. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-18188-6. |
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* [[Gustav Freytag]]: ''Die Technik des Dramas.'' Reclam, Stuttgart 1983, ISBN 3-15-007922-5 (Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1863). |
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* [[Claus Gigl]]: ''AbiWissen kompakt – Deutsch – Prosa/Drama/Lyrik.'' Klett, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-12-929995-1 |
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* [[Erika Fischer-Lichte]]: ''Geschichte des Dramas.'' 3. Aufl. [[Narr Francke Attempto]] (UTB), Tübingen 2010 |
* [[Erika Fischer-Lichte]]: ''Geschichte des Dramas.'' 3. Aufl. [[Narr Francke Attempto]] (UTB), Tübingen 2010 |
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# ''Von der Antike bis zur deutschen Klassik.'' ISBN 978-3-8252-1565-1 |
# ''Von der Antike bis zur deutschen Klassik.'' ISBN 978-3-8252-1565-1. |
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# ''Von der Romantik bis zur Gegenwart.'' ISBN 978-3-8252-1566-8 |
# ''Von der Romantik bis zur Gegenwart.'' ISBN 978-3-8252-1566-8. |
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* [[Georg Hensel]]: ''Spielplan. Der Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart'' |
* [[Georg Hensel]]: ''Spielplan. Der Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart.'' Directmedia Publ. 2007, ISBN 978-3-89853-565-6 (CD-ROM). |
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* [[Benedikt Jeßing]]: ''Dramenanalyse. Eine Einführung.'' 2. Aufl. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-503-21251-4. |
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* Hans-Thies Lehmann: ''Postdramatisches Theater.'' Verlag der Autoren, Frankfurt 2005 ISBN 3-88661-284-8 |
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* Markus Finkbeiner: ''Deutsche Dramen von [[Hans Sachs]] bis [[Arthur Schnitzler]]'' |
* Hans-Thies Lehmann: ''Postdramatisches Theater.'' Verlag der Autoren, Frankfurt 2005, ISBN 3-88661-284-8. |
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* Markus Finkbeiner: ''Deutsche Dramen von [[Hans Sachs]] bis [[Arthur Schnitzler]].'' [[Digitale Bibliothek]] Band 95 (CD-ROM), [[Directmedia Publishing]], Berlin 2003, ISBN 3-89853-195-3. |
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* Manfred Pfister: ''Das Drama.'' 11. Auflage. Fink, München 2001 ISBN 3-7705-1368-1 |
* Manfred Pfister: ''Das Drama.'' 11. Auflage. Fink, München 2001, ISBN 3-7705-1368-1. |
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* [[Peter Szondi]]: ''Theorie des modernen Dramas (1880–1950).'' In: Ders.: ''Theorie des modernen Dramas (1880–1950). Versuch über das Tragische; Hölderlin-Studien; mit einem Traktat über philologische Erkenntnis'' („Schriften 1“). Suhrkamp, Frankfurt 1989 ISBN 3-518-10027-0 S. 9–148 |
* [[Peter Szondi]]: ''Theorie des modernen Dramas (1880–1950).'' In: Ders.: ''Theorie des modernen Dramas (1880–1950). Versuch über das Tragische; Hölderlin-Studien; mit einem Traktat über philologische Erkenntnis'' („Schriften 1“). Suhrkamp, Frankfurt 1989, ISBN 3-518-10027-0, S. 9–148. |
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* [http://theaterforschung.de/resource.php4?ID=366 Datenbank für deutschsprachige Dramatik] |
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Aktuelle Version vom 22. September 2024, 13:04 Uhr
Drama (altgriechisch δρᾶμα dráma ,Handlung‘) ist ein Oberbegriff für Texte mit verteilten Rollen.
Die Dramatik ist neben der Epik und der Lyrik eine der drei grundlegenden literarischen Gattungen.
Unter dem Oberbegriff Drama versammeln sich zahlreiche Unterbegriffe wie Analytisches Drama, Antichristdrama, Blankversdrama, dokumentatorisches Drama, Enthüllungsdrama, Historisches Drama, Humanistisches Drama, Jesuiten Drama, Offenes Drama, Reformationsdrama, Schäferdrama, Schicksalsdrama, Sozialistisches Drama, nicht zuletzt auch Tragödie und episches Theater.[1]
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Drama ist in der Regel ein literarisches Werk, das dafür konzipiert ist, im Theater aufgeführt zu werden. Ein Dramatext realisiere sich nur durch die Inszenierung.[2] Ein wesentliches Motiv des Dramas ist die sogenannte mimesis, die wörtlich „Nachahmung“ bedeutet, allerdings meint dies das „Zeigen, in eine Rolle schlüpfen, insgesamt also eher: Darstellung von etwas“.[2] Nach wie vor gilt das aristotelische Drama als leittragend. Dieses beinhaltet sechs Elemente: die Handlung (mythos), die Charaktere (ethos), die Rede oder Sprache (lexis), der Gedanke bzw. die Absicht (dianoia), die Schau (opsis) und der Gesang bzw. die Musik (melopiia)[3], wohingegen das Element der Musik in den meisten moderneren Dramen eher keine Rolle mehr spielt.
Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts war es üblich, die Texte im Drama in Versform zu verfassen (Versdrama). Beispielsweise brach Lessing bewusst die Dramentheorien Aristoteles’ und Gottscheds mit seinem früheren Werk Die Juden aus dem Jahr 1754. Ebenfalls brachen einige Autoren bewusst die aristotelische Vorstellung der Einteilung des Dramas in fünf Akte. Heinrich von Kleists Penthesilea ist in 24 Szenen unterteilt, Lessings Die Juden in 23 Auftritte.[4][5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das europäische Drama entstand zur Zeit der griechischen Antike im 5. Jahrhundert v. Chr. in Athen: Aischylos, Sophokles und Euripides waren die wichtigsten Dichter der Tragödie. Aristoteles unterteilte im darauf folgenden Jahrhundert in seiner Poetik das Drama in die Tragödie und die später entstandene Komödie. Seine Theorie der Katharsis wurde wegweisend für die europäische Dramengeschichte.
Das geistliche Spiel des Mittelalters ist weder Tragödie noch Komödie. Erst seit der Renaissance erfolgte eine Weiterentwicklung des antiken Dramas. Lange Zeit war das Versdrama die vorherrschende Gattung. In neuerer Zeit überwiegt in den Sprechstücken freie Prosa. – Dass ein Drama gesprochen wird, ist nicht selbstverständlich. Die Oper ab etwa 1600 verstand sich als Wiedergeburt des klassischen griechischen Dramas (siehe Florentiner Camerata).
Während die spanische und englische Dramatik um 1600 (Lope de Vega, Shakespeare) noch Ausläufer einer mittelalterlichen Theatertradition ohne theoretischen Hintergrund waren, besann sich die Französische Klassik auf das antike Drama und legte strenge Regeln dafür fest (doctrine classique, Regeldrama), zum Beispiel die sogenannten Drei Aristotelischen Einheiten. Seither haben Dramentheorien eine wichtige gesellschaftliche Funktion, indem sie versuchen, Normen aufzustellen oder zu bekämpfen.
Seit dem 18. Jahrhundert sind Bezeichnungen wie Schauspiel, Lustspiel, Tragikomödie, Rührende Komödie, Bürgerliches Trauerspiel mit überlappenden Bedeutungen in Gebrauch. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Melodrama, das besonders gefühlsbetonte oder spannende Handlungen hat, oft zum Begriff Drama verkürzt.
Manchmal wird das Drama von anderen Theatergattungen unterschieden. Johann Wolfgang Goethe grenzte es von der Tragödie ab (das modernere Drama sei vom „Wollen“, die ältere Tragödie vom „Sollen“ bestimmt), Gustav Freytag unterschied es vom Schauspiel (als einer weniger hochstehenden Gattung). Beide versuchten mit dem Begriff Drama ein „ernstes“ Theater zu umschreiben, das keine klassische Tragödie war.
Aus der Theatertheorie des 20. Jahrhunderts stammen Unterteilungen wie Soziales Drama, Analytisches Drama oder geschlossene und offene Form im Drama. In dieser Zeit haben neue Medien zu neuen Formen der Dramatik geführt, wie dem Hörspiel oder dem Filmdrama.
Kein dramatischer Text, sondern eine Therapiemethode ist das Rollenspiel im Psychodrama.
In den letzten Jahrzehnten haben sich viele Theaterformen ohne Dramentext etabliert, die auch unter dem Schlagwort Postdramatisches Theater zusammengefasst werden. Umgekehrt wird die strenge Unterscheidung zwischen improvisiertem und schriftlich festgelegtem Dialog durch Formen des Rollenspiels im Internet (Chat) aufgeweicht.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sonderheft Probleme der Dramatik, Sinn und Form 1966
- Bernhard Asmuth: Einführung in die Dramenanalyse. 8., akt. und erw. Auflage. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-18188-6.
- Gustav Freytag: Die Technik des Dramas. Reclam, Stuttgart 1983, ISBN 3-15-007922-5 (Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1863).
- Claus Gigl: AbiWissen kompakt – Deutsch – Prosa/Drama/Lyrik. Klett, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-12-929995-1
- Erika Fischer-Lichte: Geschichte des Dramas. 3. Aufl. Narr Francke Attempto (UTB), Tübingen 2010
- Von der Antike bis zur deutschen Klassik. ISBN 978-3-8252-1565-1.
- Von der Romantik bis zur Gegenwart. ISBN 978-3-8252-1566-8.
- Georg Hensel: Spielplan. Der Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart. Directmedia Publ. 2007, ISBN 978-3-89853-565-6 (CD-ROM).
- Benedikt Jeßing: Dramenanalyse. Eine Einführung. 2. Aufl. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-503-21251-4.
- Hans-Thies Lehmann: Postdramatisches Theater. Verlag der Autoren, Frankfurt 2005, ISBN 3-88661-284-8.
- Markus Finkbeiner: Deutsche Dramen von Hans Sachs bis Arthur Schnitzler. Digitale Bibliothek Band 95 (CD-ROM), Directmedia Publishing, Berlin 2003, ISBN 3-89853-195-3.
- Manfred Pfister: Das Drama. 11. Auflage. Fink, München 2001, ISBN 3-7705-1368-1.
- Peter Szondi: Theorie des modernen Dramas (1880–1950). In: Ders.: Theorie des modernen Dramas (1880–1950). Versuch über das Tragische; Hölderlin-Studien; mit einem Traktat über philologische Erkenntnis („Schriften 1“). Suhrkamp, Frankfurt 1989, ISBN 3-518-10027-0, S. 9–148.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Drama im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Klaus Weimar: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. 1 (gemeinsam mit Harald Fricke, Klaus Grubmüller und Jan-Dirk Müller). De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019355-8, S. 912.
- ↑ a b Benedikt Jeßing, Ralph Köhnen: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 4. Auflage. J.B. Metzler, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-04493-8, S. 154 f.
- ↑ Bernhard Asmuth: Einführung in die Dramenanalyse. 6., aktualisierte Auflage. J.B. Metzler, Stuttgart 2004, ISBN 3-476-16188-9, S. 3 f.
- ↑ vgl. Heinrich von Kleist: Penthesilea (1808)
- ↑ vgl. Gotthold Ephraim Lessing: Die Juden (1754)