Saxitoxin

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Strukturformel
Strukturformel von Saxitoxin
Allgemeines
Name Saxitoxin
Andere Namen
  • STX
  • PSP
Summenformel C10H17N7O4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 35523-89-8
Wikidata Q412694
Eigenschaften
Molare Masse 299,29 g·mol−1
Löslichkeit

löslich in Wasser und Methanol, wenig löslich Ethanol [1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Saxitoxine (STX oder PSP) sind Neurotoxine (Nervengifte), die in Miesmuschel, Pfahlmuscheln oder Austern angereichert sein können und bei deren Verzehr durch den Menschen eine Muschelvergiftung (Mytilismus, paralytic shellfish poisoning, PSP) verursachen können. Quelle der Toxine sind vor allem Dinoflagellaten, die als Teil des Planktons von Muscheln als Nahrung aufgenommen werden. Aber auch hauptsächlich im Süßwasser vorkommende Cyanobakterien sind in der Lage Saxitoxine zu synthetisieren.[3] Zu den saxitoxinproduzierenden Dinoflagellaten zählen:

Diese vermehren sich insbesondere in den warmen Jahreszeiten und können rasch rötlich gefärbte Algenteppiche in Küstengebieten ausbilden („red tide“).[4]

Saxitoxin kann sowohl durch Inhalation (Einatmen) als auch über die Nahrungsaufnahme in den Körper gelangen. Eingeatmetes Saxitoxin kann innerhalb kürzester Zeit (Minuten) zu einer tödlichen Atemlähmung führen. Nicht tödliche Dosen führen beim Menschen nach einigen Stunden zu folgenden Symptomen: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe und Bauchschmerzen. Die Betroffenen können Doppelbilder sehen, und es zeigt sich eine Lähmung der Atemmuskulatur.

Saxitoxin als chemischer Kampfstoff

Saxitoxin war unter der Bezeichnung TZ aufgrund seiner hohen Giftigkeit immer wieder als chemischer Kampfstoff im Gespräch. Es gibt Berichte, denen zufolge es möglich sein soll, Gewehrmunition mit Saxitoxin zu kontaminieren, um eine rasche tödliche Wirkung zu erzielen. Saxitoxin ist etwa 1000-mal giftiger als das synthetische Nervengift Sarin und kann wie Ricin als Kampfstoff biologischer Herkunft angesehen werden. Die US-amerikanische CIA soll in den 50er-Jahren für ihre Agenten (z. B. U-2-Pilot Gary Powers) Giftkapseln mit Saxitoxin hergestellt haben. Saxitoxin steht auf der Kriegswaffenliste des bundesdeutschen Kriegswaffenkontrollgesetzes.[5]

Saxitoxin in der medizinischen Forschung

Wie das Tetrodotoxin ist Saxitoxin (STX) in der medizinischen Forschung eine wichtige Substanz: Es gilt als selektiver Natriumkanal-Blocker, der keinen Einfluss auf den Flux von Chlorid- oder Kaliumionen der Zellmembran hat. Die erste ausführliche chemische Analyse und Synthese des Saxitoxins stammt von Yoshito Kishi im Jahre 1977.

Chemische Eigenschaften

  • Tödliche Dosis: 0,2 mg als tödliche Einzeldosis für einen erwachsenen Menschen
Saxitoxin-Derivate[6]
  • verwandte Verbindungen: Neosaxitoxin, Gonyautoxin (I bis IV), Decarbamoyl-Saxitoxin, Decarbamoyl-Gonyautoxin (II und III), Decarbamoyl-Neosaxitoxin, Saxitoxin-Sulfamate (z. B. Gonyautoxin C3)[7]

Einzelnachweise

  1. a b c Datenblatt bei CbInfo.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. Hackett JD, Wisecaver JH, Brosnahan ML, Kulis DM, Anderson DM, Bhattacharya D, Plumley FG, Erdner DL. Evolution of saxitoxin synthesis in cyanobacteria and dinoflagellates. In: Mol Biol Evol. Jan 2013; 30(1): 70–78, PMID 22628533.
  4. Parkhill J.P., Cembella A.D.: Effects of salinity, light and inorganic nitrogen on growth and toxigenicity of the marine dinoflagellate Alexandrium tamarense from northeastern Canada. In: Journal of Plankton Research. 21. Jahrgang, Nr. 5, 1999, S. 939–955, doi:10.1093/plankt/21.5.939.
  5. gesetze-im-internet.de.
  6. Brenton Nicholson, John Papageorgiou, Andrew E. Humpage, Paul Monis, Dennis Steffensen: Determination and Significance of Emerging Algal Toxins (Cyanotoxins). American Water Works Association, 2007, ISBN 978-1-58321-536-4; S. 50 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Verwandte Verbindungen (englisch).