Center (Basketball)
Der Center (dt. Mitte), im Englischen auch Big man oder Five bzw. 5, ist eine von fünf Positionen im Basketball. Er ist Teil des Frontcourts, zu dem auch die Positionen Small Forward und Power Forward gehören. Der Center ist meist der größte und körperlich stärkste Spieler einer Basketball-Mannschaft. Da traditionelle Center in der NBA oft eine Größe von etwa sieben Fuß (2,13 Meter) hatten, werden sie im Englischen auch 7-footer genannt.
Aufgaben und Spielweise
Die Aufgaben des Centers beschränken sich oftmals auf die Arbeit in der Zone, also direkt unter dem Korb. Der Center versucht aufgrund der Nähe zum Korb, Rebounds – also Abpraller vom Brett oder vom Ring – zu holen, sowie in der Offensive leichte Punkte zu erzielen. Der Center steht dabei meist mit dem Rücken zum Korb und verschafft sich eine gute Position, indem er „aufpostet“ – also den Gegner mit dem eigenen Körper wegdrückt. Aus diesem Grund sind Center in der Regel sehr massig. Auch in der Defensive steht der Center häufig direkt unter dem Korb. Durch seine Präsenz in der Zone verhindert er das Ziehen (der gegnerischen Flügel- und Aufbauspieler) zum Korb.
Die Spielweise der Center variiert stark zwischen der nordamerikanischen Profiliga NBA und den europäischen Ligen, die nach FIBA-Regeln spielen. Dort sind die Offensiv-Aufgaben eines Centers nicht auf die Zone beschränkt, was durch die Zonenverteidigung auch erheblich erschwert werden würde. Stattdessen zeichnen sich europäische Center häufiger durch ein gutes Wurfgefühl aus der Distanz (bis hin zur Dreierlinie) aus. Zahlreiche europäische Center, die in die NBA wechselten, hatten daher anfangs Probleme, ihre Spielweise auf das NBA-typische Centerspiel umzustellen. Ein Center, der auch regelmäßig Distanzwürfe nimmt wird im Englischen auch als Stretch five bezeichnet, was wörtlich übersetzt einen Center, der „das Spielfeld streckt“ oder „breiter macht“, bedeutet.
Geschichte
Bis 1936 gab es laut Basketball-Regelwerk nach jedem Korberfolg einen Sprungball (Jump ball) an der Mittellinie. Um den Sprungball regelmäßig zu gewinnen, waren große, sprunggewaltige Spieler gefragt – der Beginn der Spezialisierung der Center. Doch nicht nur beim Sprungball waren große Spieler von Vorteil. Auch in der Verteidigung beim Blocken von Würfen (Shot block) oder Gegenspielern (Screen bzw. Pick), beim Pick and roll, beim Rebounding, und beim Werfen im Angriff, war Größe von Nutzen.
Die ersten dominanten Center waren knapp 1,80 m bis 1,90 m groß (womit sie kaum größer als heutige Point Guards waren). So war Ed Wachter, der als bester Center der 1910er Jahre gilt, etwa 1,85 m groß. Moose Krause, der offensivstärkste College-Center der 1930er, maß nur 1,90 m. Chris Leonard und Joe Lapchick, zwei Center der Original Celtics in den 1930ern und 1940ern, waren nur knapp über 1,92 m. Tarzan Cooper von den New York Renaissance war ebenso groß. Center über 2,00 m gab es zu dieser Zeit im Prinzip keine; Menschen dieser Größe galten gar als untauglich für Basketball.
Erst Anfang der 1940er begann ein Trend hin zu größeren Centern. So erwies sich in der Verteidigung ein großer Center von Nutzen, der einen vom Gegner geworfenen Ball kurz vor dem Korb abfangen konnte. Zu den Spielern, die dies besonders oft praktizierten gehörten George Mikan und Bob Kurland. Beide waren knapp 2,10 m groß und sind damit die beiden ersten wirklichen „big men“ der Basketball-Geschichte. Wegen dieser beiden Spieler wurde schließlich 1944 das Goaltending verboten. Während Kurland nie in die NBA wechselte, begründete Mikan bei den Minneapolis Lakers die erste Meisterschafts-Dynastie, als er zwischen 1949 und 1954 fünf von sechs NBA-Titeln gewann.
Um die Dominanz der Center, und damit in erster Linie die Dominanz Mikans einzuschränken, verbreiterte die NBA 1951 die Zone unter dem Korb, in welcher sich ein Spieler im Angriff nur drei Sekunden aufhalten darf, von drei auf sechs Meter. Den gewünschten Effekt hatte dies allerdings nicht.
Ein weiterer Vorteil sehr großer Spieler ist es, dass sie im Angriff den Ball von oben in den Korb dunken können. Um dies zu ändern, schlug man vor, den Korb von 3,05 m (10 Fuß) auf 3,65 m (12 Fuß) zu erhöhen – Pläne, die bei den Spielern auf große Ablehnung stießen und daher wieder verworfen wurden. In der NCAA wurde der Dunk allerdings für zehn Jahre (1967–76) verboten.
Ein guter Center blieb wichtigster Bestandteil einer Basketballmannschaft. In beeindruckender Weise zeigte dies Bill Russell, der zwischen 1957 und 1969 elf von 13 möglichen Meisterschaften mit den Boston Celtics gewann. Zeitgleich dominierte Wilt Chamberlain die NBA in fast allen statistischen Kategorien.
In den 1970ern gehörten Kareem Abdul-Jabbar und Willis Reed zu den dominanten Centern. Abdul-Jabbar perfektioniert dabei einen Wurf, der schon seit den Tagen von George Mikan erfolgreich verwendet wurde – den „Hakenwurf“ („Hook shoot“). Bill Walton, ein weiterer erfolgreicher Center der 70er, der allerdings ebenso wie Reed oft durch Verletzung gehandicapt war, agierte erstmals wie eine Art „zweiter Point Guard“ für sein Team, indem er durch seine Pässe Spielzüge einleitete.
Ende der 1980er bis Mitte der 1990er war die Center-Position unüblicherweise angefüllt mit zahlreichen exzellenten Spielern, von Hakeem Olajuwon über Patrick Ewing und David Robinson bis Shaquille O’Neal. Der Litauer Arvydas Sabonis gehört trotz seiner Verletzungsanfälligkeit ebenfalls in diese Reihe. Seit Ende der 1990er ging dieses Überangebot aber wieder zurück. Es verblieb allein Shaquille O’Neal als dominierender Center der späten 1990er und frühen 2000er Jahre (Tim Duncan wurde meist als Power Forward gelistet). Seine physische Dominanz unter den Körben war so groß (und seine Freiwurfschwäche so eklatant), dass gegnerische Mannschaften dazu übergingen, ihn sofort zu foulen, wenn er in Ballbesitz kam. Diese Taktik wurde als Hack-a-Shaq bekannt.
Einige Teams versuchten zwischenzeitlich, statt mit einem, gleich mit zwei Centern aufzulaufen. Erfolgreich versuchten dies die Houston Rockets, die 1986 mit Ralph Sampson und Hakeem Olajuwon als Center-Duo ins NBA-Finale einzogen, sowie die San Antonio Spurs, die 1999 und 2003 mit Tim Duncan und David Robinson zwei Meisterschaften gewinnen konnten.
In den 2000ern wurden mit den Rücktritten von Robinson, Olajuwon, Ewing und später O'Neal technisch versierte Center immer seltener in der NBA. Der chinesische Center Yao Ming, der einige Jahre zu den besten Spielern der Liga gehörte, beendete jedoch aufgrund von Verletzungen früh seine NBA-Karriere. Die Center-Generation ab 2010 spielt vor allem als defensiver Anker eine wichtige Rolle. Spieler wie DeAndre Jordan, Dwight Howard, Hassan Whiteside oder Rudy Gobert gelten als offensiv limitiert und bei weitem nicht so talentiert wie die vorherigen Generationen, spielen aber dank ihrer guten Verteidigung eine wichtige Rolle. Einige der Ausnahmen, die auch offensiv als sehr vielseitig gelten, sind der Spanier Marc Gasol, Joel Embiid, DeMarcus Cousins und Karl-Anthony Towns, die sich durch eine gute Wurfreichweite auszeichnen.
Siehe auch
Literatur
- Sven Simon: Die Geschichte der Center, in: Five 9/10-2005, S. 52–55.