Ohrloch

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Das Ohrlochstechen ist eine der ältesten Formen der Körpermodifikation. Es entsteht, wenn Löcher in den Ohrläppchen oder Knorpeln gestochen werden, um das Einsetzen von dekorativen Schmuckstücken, wie z. B. Ohrringen, zu ermöglichen. Ohrlochstechen bei Säuglingen existiert schon seit Jahrhunderten als Teil ritueller und kultureller Traditionen, hat sich inzwischen jedoch zu einem weltweit gängigen Modeelement entwickelt.[1] Sehr verbreitet ist es in Nigeria, Indien, Brasilien und hispanischen Ländern.[2] Aufgrund der unvermeidlichen Schmerzen und der potenziellen Gesundheitsrisiken, die mit dem Ohrlochstechen bei Säuglingen verbunden sind, fordern jedoch viele ein Verbot dieser Prozedur, die keinen medizinischen Nutzen hat. Die Häufigkeit von Komplikationen beim Durchstechen von Babyohren ist noch unbekannt.[3]

Gesundheitsrisiken

Infektionen

Rötungen, Schwellungen, Juckreiz, Schmerzen und/oder Empfindlichkeit sind alles Anzeichen für eine mögliche Infektion. Das Risiko, dass ein Ohrloch zu einer Infektion führt, ist bei warmem Wetter und kurz nach dem Stechen am höchsten. Fallstudien zeigen, dass sich selbst normale Infektionen zu ernsthaften Infektionen durch Pseudomonaden und Staphylokokken entwickeln können, die mit einer Rate von 10-30% auftreten.[4] Obwohl selten, besteht auch ein theoretisches Risiko einer viralen Infektion mit Hepatitis B, C und HIV, wenn die Ohren mit kontaminierten Werkzeugen durchstochen werden. Außerdem müssen infiziertes tiefes Weichgewebe und Abszesse an der Infektionsstelle chirurgisch drainiert werden, sonst kann es zu Ohrdeformationen kommen.[5]

Allergische Reaktionen

Laut dem Dematologen Alexander Fisher können Metallallergien nach einem Trauma der Haut aktiviert werden.[6] Solche Allergien, mit sichtbaren Symptomen wie einem juckenden Ausschlag, nässender Haut, Schmerzen und in extremen Fällen, Blutungen und Eiter, werden am häufigsten durch den Kontakt der Haut mit Nickel und Kobalt verursacht. Dies sind häufige Allergene, die sowohl in Qualitätsschmuck als auch in billigem Modeschmuck vorkommen. Ein Baby kann durch Hautkontakt mit Materialien, auf die es sensibilisiert ist, leicht Kontaktdermatitis entwickeln. Um Metallallergien zu vermeiden, empfiehlt Fisher, die Ohren nur mit Nadeln aus Edelstahl oder Titan zu piercen.[7]

Keloide

Keloide sind erhabene, gerötete, faserige Wucherungen, die in der Regel nach chirurgischen Eingriffen oder Traumata auftreten und erhebliche kosmetische Entstellungen verursachen können. Das Ohr ist eine der häufigsten Stellen, an denen sich Keloide bilden, meist in Verbindung mit dem Tragen von Ohrringen.[8] Die Narben, die meist die Form eines harten Gewebeklumpens aufweisen, sind größer als die ursprüngliche Wunde. Es gibt noch kein sicheres Behandlungsprotokoll, das für Keloide vorgeschrieben ist, da die Pathogenese ihrer Entstehung noch nicht vollständig verstanden ist. Selbst wenn es chirurgisch entfernt wird, liegt die Rezidivrate bei mindestens 40 Prozent.[9]

Einzelnachweise

  1. Marta Fijalkowska, Pisera Pawel, Anna Kasielska, Boguslaw Antoszewski: Should we say no to body piercing in children? Complications after ear piercing in children. In: International Journal of Dermatology. 50. Jahrgang, Nr. 4, 2011, S. 467–469, doi:10.1111/j.1365-4632.2010.04778.x, PMID 21413962.
  2. https://www.bbc.co.uk/news/blogs-trending-44885213
  3. Hilary Marcer, Fiona Finlay, Natasha Jordan: Body piercing in school children: a review of the issues. In: Community Practitioner. 79. Jahrgang, Nr. 10, 2006, S. 328–330.
  4. F Bruder Stapleton: Infection after ear piercing. In: Pediatrics and Adolescent Medicine. 2004.
  5. S Cicchetti, J Skillman, D Gault: Piercing the upper ear: a simple infection, a difficult reconstruction. In: British Journal of Plastic Surgery. 55. Jahrgang, Nr. 3, 2002, S. 194–197, doi:10.1054/bjps.2001.3799.
  6. Ronny Fors, Berndt Stenberg, Hans Stenlund, Persson Maurits: Nickel allergy in relation to piercing and orthodontic applicances - a population study. In: Contact Dermatitis. 67. Jahrgang, Nr. 6, 2012, S. 342–350, doi:10.1111/j.1600-0536.2012.02097.x.
  7. Paul Berg: Ear piercing can spark allergy to metals, 1986 
  8. Bernardo Hochman, Felipe Isoldi, Tiago Silveira, Graizela Borba, Lydia Ferreira: Does ear keloid formation depend on the type of earrings or piercing jewelry? In: Australasian Journal of Dermatology. 56. Jahrgang, Nr. 3, 2015, S. 77–79.
  9. F Bruder Stapleton: Infection after ear piercing. In: Pediatrics and Adolescent Medicine. 2004.