Johann Justus Sello

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. April 2023 um 16:49 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (https).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Johann Justus (Jost) Daniel Sell, ab 1724 Sello (* 8. April 1690 in Ebersbach (heute Ewersbach), Nassau-Dillenburg; † 19. Oktober 1768 in Berlin) war ein Königlicher Planteur im Berliner Tiergarten. Er gilt als Begründer der Hofgärtnerdynastie Sello, die über Generationen in königlich-preußischen Diensten stand.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Justus Sell, der Sohn des Ackerbürgers Johannes Sell und der Anna Catherina, geborene Aurand, übersiedelte 1698 aus dem damaligen Ebersbach nach Berlin. Bevor er in die Dienste des preußischen Hofes trat, arbeitete er im Garten des späteren Staatsministers Ehrenreich Bogislaus von Creutz an der Klosterstraße 36.

1718 berief ihn Friedrich Wilhelm I. als Nachfolger des Lindenplanteurs Johann Friedrich Schmeltz in den Berliner Tiergarten. Da der Soldatenkönig im Zuge weitreichender Sparmaßnahmen einige Gartenanlagen aufgab und zahlreiche Gärtner entließ, war es wohl „mehr ein Zufall […], dass Friedrich Wilhelm I. […] Johann Justus Sello […] als Planteur im Tiergarten anstellte und damit den Stammvater der großen Selloschen Gärtnerfamilie in Preußen verwurzelte.“[1] Sell, der sich ab 1724 „Sello“ nannte, legte im Auftrag des Königs unter anderem eine Baumplantage am Weg nach Tempelhof an und war für Anpflanzungen in und um Berlin verantwortlich.

Nach dem Regierungsantritt Friedrichs II. wurde der als Jagdrevier genutzte Tiergarten für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Unter Leitung Georg Wenzeslaus von Knobelsdorffs, dem die Verwaltung aller königlichen Schlösser und Gärten in Preußen unterstand, arbeitete Johann Justus Sello ab 1742 an der Umgestaltung des Tiergartens zu einem barocken Lustpark mit. Er schmückte das Areal unter anderem mit Bosketten und pflanzte 1743 am Weg von und nach Charlottenburg, heute Straße des 17. Juni, 6.000 Linden. Außerdem legte er 1754 am Landwehrgraben eine Maulbeerplantage an.[2]

Kurz bevor Johann Justus Sello in königliche Dienste trat, heiratete er am 7. März 1718 in der Cöllnischen oder Köpenicker Vorstadt, später Luisenstadt, Rahel Güntsch (* 1693), die Tochter des Bürgermeisters Samuel Güntsch aus Liebenwalde. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Zwei Söhne ergriffen den Gärtnerberuf. Der 1722 geborene Ehrenreich Wilhelm übernahm nach dem Tod des Vaters dessen Planteursstelle im Tiergarten und der 1724 geborene Johann Samuel wurde Hofgärtner in Rheinsberg und im Küchengarten von Sanssouci. Von den 1735[3] oder 1739[4] geborenen Zwillingstöchtern Rahel und Anna Catharina, heiratete die Letztgenannte den Hofgärtner Johann Joseph Nietner, der als Begründer der Hofgärtnerdynastie Nietner gilt.

Stammtafel der Gärtnerfamilie Sello (Auszug)

  • Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Preußisch Grün. Hofgärtner in Brandenburg-Preußen. Henschel, Potsdam 2004, ISBN 3-89487-489-9, S. 332
  • Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello (digital)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Clemens Alexander Wimmer: Zur Geschichte der Verwaltung der königlichen Gärten in Preußen. In: Preußisch Grün. SPSG, S. 46 f.
  2. Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Sello, Johann Justus Daniel. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  3. Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello (digital, abgerufen am 1. August 2012).
  4. Clemens Alexander Wimmer datiert das Geburtsdatum auf den 27. September 1739, vgl. Wimmer: Stammtafel der Gärtnerfamilie Sello. In: Preußisch Grün. SPSG, Potsdam 2004, S. 358 f.