Triangulatur

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Die Triangulatur, auch Triangulation, ist ein Methode zur Bestimmung von Proportionen von Bauwerken, dem Verhältnis der Längen-, Breiten- und Höhenmaße eines Bauwerks, einer Fassade oder eines Bauteils. Architekten aller Epochen nutzten unterschiedliche Proportionssysteme. Die Theoretische Auseinandersetzung mit Proportionen in der Architektur wird auch als Proportionslehre bezeichnet.

Die Triangulatur wurde vor allem von den Baumeistern zumeist unter Anwendung eines gleichschenkeligen Dreiecks zu Bauwerkskonstruktionen in der Gotik verwendet. Dabei erfolgt die Festlegung bzw. Konstruktion eines Baus oder einzelner seiner Teile mit Hilfe von Richtscheit und Zirkel. Strittig ist, ob in der Zeit der Gotik eine gleichschenkeliges oder variables Dreieck zur Konstruktion herangezogen wurde. Unerforscht ist des Weiteren, ob nicht bereits schon antike oder Baumeister der Renaissance die Triangulatur anwendeten.

Die Triangulatur bedeutet, dass die Abmessungen aller Teile einer gotischen Kathedrale in einem bestimmten Maßverhältnis zueinander stehen, denn sie beziehen sich direkt oder indirekt auf das Grundmaß der lichten Chorweite. Die großen Abmessungen, wie Mittelschifflänge oder -höhe, werden arithmetisch festgelegt und mit Hilfe der vier Grundrechenarten ermittelt. Sie sind stets ein Vielfaches oder ein Bruchteil der lichten Chorweite. Kleine Abmessungen werden geometrisch bestimmt. Die Proportionierung von Fialen, Wimpergen, Kreuzblumen und Giebeln erfolgt entweder mittels Quadratur oder Triangulatur. Grundlage für die geometrischen Konstruktionen ist ebenfalls die lichte Chorweite.
Als das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit von Matthäus Roriczer (1486), der Dombaumeister in Regensburg war , entdeckt wurde, konnte nachvollzogen werden, dass die Steinmetzen in der Gotik in der Lage waren, anhand der Maßverhältnisse des Dombaus jederzeit die Maße aller anderer Bausteine zu bestimmen, die sie anzufertigen hatten. Bislang wurden sechs gotische Werkmeisterbücher wiedergefunden, die sich mit der Quadratur und der Triangulatur befassen. Ferner mit Konstruktionsmethoden der Antike. In der Neuzeit hat sich Birker, ein Lehrer an der Steinmetzschule Königslutter, nach dem Wiederaufbau des Gewandhauses belegt, dass die Triangulatur in der Renaissance am Beispiel des Gewandhauses ein Konstruktionsprinzip war, das sich auf den Bau übertragen ließ.

Literatur

  • Karl Birker: Der geometrische Aufbau der Ostseite des Gewandhauses in Braunschweig. Versuch einer Deutung, Braunschweig 1984
  • Lexikon der Kunst, Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industriegestaltung, Kunsttheorie. Band V, S. 217, hrsg. v. Ludger Alscher, Günter Feist, Peter H. Feist, Verlag Das europäische Buch, Westberlin 1984