Zierenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Zierenberg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Zierenberg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 22′ N, 9° 18′ OKoordinaten: 51° 22′ N, 9° 18′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Kassel
Höhe: 279 m ü. NHN
Fläche: 86,55 km2
Einwohner: 6609 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 76 Einwohner je km2
Postleitzahl: 34289
Vorwahl: 05606
Kfz-Kennzeichen: KS, HOG, WOH
Gemeindeschlüssel: 06 6 33 029
Stadtgliederung: 7 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Poststraße 20
34289 Zierenberg
Website: www.stadt-zierenberg.de
Bürgermeister: Rüdiger Germeroth (SPD)
Lage der Stadt Zierenberg im Landkreis Kassel
KarteBad KarlshafenGutsbezirk ReinhardswaldTrendelburgTrendelburgHofgeismarHofgeismarWesertalReinhardshagenLiebenauGrebensteinImmenhausenFuldatalEspenauVellmarCaldenBreunaZierenbergZierenbergAhnatalHabichtswaldWolfhagenNaumburgBad EmstalSchauenburgBaunatalFuldabrückLohfeldenSöhrewaldHelsaKaufungenNiesteNiestetalKassel
Karte
Blick auf Zierenberg vom Aussichtsturm auf dem Großen Bärenberg

Zierenberg ist eine Kleinstadt im nordhessischen Landkreis Kassel. Die Stadt ist ein staatlich anerkannter Erholungsort.[2]

Zierenberg liegt im Habichtswälder Bergland im Naturpark Habichtswald. In diesem Bergland befindet sich die Kernstadt auf etwa 242 (an der Untermühle) bis 345 m ü. NHN (am Hang des Großen Schreckenbergs) im Zierenberger Grund, dem von der Warme durchflossenen Talabschnitt zwischen Hohem Dörnberg (578,7 m) im Südosten und Großem Bärenberg (600,7 m) im Südwesten. Nordwestlich schließt sich, auch als Teil des Berglandes, der Malsburger Wald an.

Nachbargemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zierenberg grenzt im Norden an die Gemeinde Breuna, im Osten an die Gemeinden Calden, Ahnatal und Habichtswald sowie im Südwesten und Westen an die Stadt Wolfhagen (alle im Landkreis Kassel). Wenige Kilometer südsüdwestlich der Kernstadt liegt eine durch einen nur wenige hundert Meter breiten und an die Stadt Wolfhagen grenzenden Ausläufer der Gemeinde Habichtswald vom Hauptteil des Zierenberger Gebiets getrennte Stadtgebiet-Exklave mit den beiden Stadtteilen Burghasungen und Oelshausen. Dieses Gebiet ist im Nordosten und Osten von der Gemeinde Habichtswald, im Süden von der Gemeinde Schauenburg und im Westen und Nordwesten von der Stadt Wolfhagen umgeben (alle im Landkreis Kassel).

Stadtgliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Stadt gehören neben der Kernstadt Zierenberg die Stadtteile Burghasungen, Escheberg, Hohenborn, Laar mit Rangen, Oberelsungen und Oelshausen. Zudem gehören der Weiler Friedrichsaue sowie die nebeneinander liegenden Weiler Heilerbach und Friedrichstein zu Zierenberg.

Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2015:

Hauptwohnung Nebenwohnung Gesamt
Zierenberg 3738 177 3915
Oberelsungen 1267 45 1312
Burghasungen 930 30 960
Oelshausen 532 16 548
Escheberg 25 2 27
Laar 12 2 14
Hohenborn 16 2 18
Gesamt: 6520 274 6794
Matthäus Merian: Zyrenberg 1655, Stich aus der Topographia Hassiae

Zierenberg wurde im späten 13. Jahrhundert gegründet und diente dem hessischen Landgrafen Heinrich I. zur Sicherung seiner Herrschaft im oberen Warmetal. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Zierenberg erfolgte unter dem Namen Thirberg bzw. Thirberch im Jahr 1298.[3]

Im Jahre 1293 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. 1298 erhielt Zierenberg die Stadtrechte[4] und man begann mit dem Bau städtischer Wehranlagen wie der Stadtmauer und weit vorgelagerten Warten wie der Zierenberger Warte und der Ehlener Warte. Das von Heinrich Brant um 1450 errichtete Rathaus ist das älteste datierte gotische Fachwerkhaus in Hessen. Das Schloss Escheberg wird seit seinem Bau um 1530 von Angehörigen der Familie von der Malsburg bewohnt. Zierenberg war Verwaltungssitz des landgräflich-hessischen Amts Zierenberg und während der Zeit des napoleonischen Königreichs Westphalen (1807–1813) des Kantons Zierenberg. In Kurhessen bestand das Justizamt Zierenberg und ab 1866 das preußische Amtsgericht Zierenberg.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde zum 1. Dezember 1970 die bis dahin selbständige Gemeinde Laar auf freiwilliger Basis eingegliedert.[5] Am 31. Dezember 1970 schlossen sich Escheberg und Hohenborn der Stadt Zierenberg an.[6] Burghasungen, Oberelsungen und Oelshausen folgten am 1. Februar 1971.[7][8] Für alle nach Zierenberg eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[9]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Zierenberg angehörte:[3][10]

Einwohnerstruktur 2011

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011 in Zierenberg 6595 Einwohner. Darunter waren 136 (2,1 %) Ausländer, von denen 63 aus dem EU-Ausland, 42 aus anderen europäischen Ländern und 34 aus anderen Staaten kamen.[12] (Bis zum Jahr 2019 erhöhte sich die Ausländerquote auf 5,4 %.) Nach dem Lebensalter waren 1071 Einwohner unter 18 Jahren, 1499 zwischen 18 und 49, 1488 zwischen 50 und 64 und 1536 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 2901 Haushalten. Davon waren 831 Singlehaushalte, 834 Paare ohne Kinder und 942 Paare mit Kindern, sowie 252 Alleinerziehende und 39 Wohngemeinschaften. In 606 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 1902 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[13]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]

Zierenberg: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
1.558
1840
  
1.634
1846
  
1.757
1852
  
1.770
1858
  
1.763
1864
  
1.763
1871
  
1.601
1875
  
1.534
1885
  
1.576
1895
  
1.693
1905
  
1.490
1910
  
1.535
1925
  
1.815
1939
  
1.734
1946
  
2.920
1950
  
2.862
1956
  
2.465
1961
  
2.545
1967
  
3.205
1973
  
5.855
1975
  
6.004
1980
  
6.462
1985
  
6.603
1990
  
6.535
1995
  
6.783
2000
  
6.888
2005
  
6.822
2010
  
6.651
2011
  
6.595
2015
  
6.568
2020
  
6.547
2021
  
6.555
2022
  
6.604
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Hessisches Statistisches Informationssystem[14]; Zensus 2011[12]
Ab 1971 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte; Stadt Zierenberg[15]

Religionszugehörigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1834: 1375 evangelische (= 92,41 %), 7 katholische (= 0,47 %), 106 jüdische (= 7,12 %) Einwohner
• 1961: 2273 evangelische (= 89,31 %), 206 katholische (= 8,09 %) Einwohner
• 1987: 5125 evangelische (= 79,64 %), 735 katholische (= 11,42 %), 575 sonstige (= 8,9 %) Einwohner[16]
• 2011: 4424 evangelische (= 67,08 %), 634 katholische (= 9,31 %), 1537 sonstige (= 23,31 %) Einwohner[16]

Stadtverordnetenversammlung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[17] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[18][19][20]

Stadtverordnetenversammlung – Kommunalwahlen 2021
Stimmenanteil in %
Wahlbeteiligung 54,4 %
 %
50
40
30
20
10
0
30,2
(−14,5)
20,1
(−5,8)
19,9
(n. k.)
13,3
(−9,3)
11,7
(n. k.)
4,8
(−2,1)
2016

2021

Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Zierenberger Liste
d Unabhängige Wählergemeinschaft
Sitzverteilung
      
Insgesamt 31 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften %
2021
Sitze
2021
%
2016
Sitze
2016
%
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 30,2 9 44,7 14 52,3 16 44,6 14 45,3 14
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 20,1 6 25,9 8 21,9 7 24,9 8 23,6 7
ZieLe Zierenberger Liste 19,9 6
UFW Unabhängige Freie Wählergemeinschaft 13,3 4 22,6 7 21,3 7 23,1 7
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 11,7 4
FDP Freie Demokratische Partei 4,8 2 6,9 2 4,6 1 7,4 2 7,5 2
UWG Unabhängige Wählergemeinschaft 16,2 5
FWG Freie Wählergemeinschaft 7,5 3
Gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 54,4 53,5 52,4 49,9 61,5

Bürgermeister und Magistrat

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Zierenberg neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Stadtrat und neun weitere Stadträte angehören.[21] Bürgermeister ist seit dem 1. Januar 2021 Rüdiger Germeroth (SPD), der in der Kommunalpolitik bis dahin Stadtverordnetenvorsteher war.[22] Er wurde als Nachfolger von Stefan Denn (SPD), der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidiert hatte,[23] am 1. November 2020 im ersten Wahlgang bei 55,96 Prozent Wahlbeteiligung mit 74,09 Prozent der Stimmen gewählt.[24]

Rathaus Zierenberg (Gotisches Fachwerkhaus)
Amtszeiten der Bürgermeister[25]
  • 2021–2026 Rüdiger Germeroth (SPD)[22]
  • 2009–2020 Stefan Denn (SPD)[23]
  • 1991–2008 Jürgen Pfütze (SPD)[26]
  • 1984–1990 Horst Buchhaupt (SPD)
  • 1972–1984 Georg Hildebrandt (SPD)
  • 1957–1972 Rudolf Walther (SPD)
  • 1948–1956 Konrad Bürgel (SPD)
  • 1945–1948 Heinrich Ledderhose
  • 1933–1945 Wilhelm Schäfer (NSDAP)
  • 1912–1933 Wiegand Pitz
  • 1880–1911 Karl Kupferschläger
  • 1856–1880 Conrad Brede
Magistrat

Die ehrenamtlichen Stadträte werden von der Stadtverordnetenversammlung in oder bald nach der konstituierenden Sitzung für die fünfjährige Wahlperiode, bis zur Wahl eines neuen Magistrats nach der nächsten Kommunalwahl, in den Magistrat gewählt. Für die Dauer ihrer Wahlzeit werden sie zu Ehrenbeamten ernannt und können, im Gegensatz zu hauptamtlichen Magistratsmitgliedern, nicht abgewählt werden. Die Stärke der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen spiegelt sich grundsätzlich in der Zusammensetzung des ehrenamtlichen Magistrats wieder. Vertreter des Bürgermeisters ist der Erste Stadtrat.[21]

Der Magistrat setzt sich wie folgt zusammen:

  • Bürgermeister Rüdiger Germeroth (SPD)
  • Erster Stadtrat Heinz Behr (CDU)
  • Stadtrat Stefan Borger (SPD)
  • Stadtrat Manfred Kallenbach (SPD)
  • Stadtrat Volker Schäfer (SPD)
  • Stadtrat Heinrich Gerhardt (CDU)
  • Stadtrat Richard Leck (ZieLe)
  • Stadträtin Stefanie Sauer (ZieLe)
  • Stadtrat Oliver Miklosch (UFW)
  • Stadträtin Anja Käkel (Grüne)
  • Stadtrat Lutz Kuschel (FDP)

Der Magistrat ist die Spitze der Verwaltung und wird von dieser unterstützt. Er trifft die Entscheidungen zu laufenden Verwaltungsangelegenheiten, bereitet gemeinsam mit der Verwaltung die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung vor und führt diese aus. Er wirkt mit bei der Ausführung der Gesetze und Verordnungen innerhalb der Stadt, bei der Verwaltung des Vermögens, bei der Erstellung des Haushaltsplanes sowie bei der Überwachung des Kassen- und Rechnungswesens. Auch die Wahrung der Bürgerinteressen ist seine Aufgabe. Er tagt unter Vorsitz des Bürgermeisters in nicht-öffentlichen Sitzungen. An den Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung nimmt der Magistrat ohne Stimmrecht teil.[27]

Wappen von Zierenberg
Wappen von Zierenberg
Blasonierung: „In Blau eine schreitende, widersehende, rot gezungte silberne Hirschkuh.“[28]
Wappenbegründung: Für die zwischen 1290 und 1294 gegründete Stadt ist das erste Siegel seit 1304 überliefert: die Hirschkuh als „Tier“ ist redend für die damalige Ortsnamenform „Tyrberch“; sie steht auf einem Zweiberg und äst mit rückwärts gewendetem Kopf an einem Strauch. In späteren Siegeln aus dem 14. und 17. Jahrhundert schreitet das Tier auf ebenem Boden. Ein auf 1450 datiertes Relief am Rathaus und ein Wappenstein um 1589 in der Brüstung des Umgangs des Kirchturms wiederholen das Siegelbild. Die Wappenbücher seit Siebmacher (1605) und Wessel (1621) ließen den Strauch weg und tingierten den Boden grün; in neuerer Zeit entfiel auch dieser.

Die Flagge der Stadt ist Blau - Weiß gestreift.

Partnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Zierenberg unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Stadtkirche Zierenberg mit Seccomalereien

Zu den Sehenswürdigkeiten von Zierenberg gehören:

Die Zerstörung der Gudenburgen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gudenberg standen einst zwei Burgen. Die obere Burg wurde von den Groppe von Gudenberg, die untere von den Wolff von Gudenberg bewohnt. Zwischen der Frau des Groppe und Eckhard Wolff von der unteren Burg entspann sich ein Liebesverhältnis, das die Frau trotz Ermahnungen des Groppe nicht gewillt war zu beenden. Er schwor Rache. Als kurze Zeit später die Burgen von Landgraf Heinrich I. belagert wurden, sorgte, nur um seinem Nachbarn zu schaden, der Groppe dafür, dass seine eigene Burg eingenommen werden konnte. Nun war es ein Leichtes für die Truppen des Landgrafen, von dort aus auch die untere Burg zu erobern. Der Landgraf ließ beide Burgen zerstören und sie wurden nicht wieder aufgebaut.[31]

Die Gründung von Zierenberg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohner der Dörfer Rohrbach, Lutzewarthen und Hilleboltzen hatten Landgraf Heinrich bei der Einnahme der Gudenburgen geholfen. Als Dank beschenkte er sie großzügig mit Land im Umkreis des Bärenbergs und der Gudenberge. Sie verließen nun ihre Dörfer und bauten aus den Steinen der zerstörten Gudenburgen auf diesem Land die Stadt Zierenberg.[32]

Das Kind von Brabant am Heiligenborn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nähe des inzwischen wüsten Zierenberger Dorfes Rohrbach fließt ein kleiner Bach, der Heiligenborn heißt, weil die Rohrbacher in ihm ihre Kinder taufen ließen. Hierher verirrte sich der spätere hessische Landgraf Heinrich, genannt Kind von Brabant. Er war mit acht Jahren in das nahe Kloster Hasungen geschickt worden, wo er sich mit dem Sohn eines Köhlers angefreundet hatte. Eines Tages versuchten Heinrich und sein Freund, ein Eichhörnchen im Wald zu fangen. Dabei verloren sie sich aus den Augen und Heinrich verirrte sich im Wald. Die Suche nach dem Jungen verlief erfolglos. Früh am nächsten Morgen machte sich der Köhler mit seinem Hund auf, um auf eigene Faust zu suchen. Er fand Heinrich schließlich an einer Eiche beim Heiligenborn schlafend vor. Zum Dank holte Heinrichs Mutter Sophie von Brabant den Köhler als Stallmeister auf ihr Schloss nach Marburg.[33]

Der Schatz im Krambeul

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eines Nachts, als ein Zierenberger Schäfer seine Herde am Krambeul eingepfercht hatte, fiel ihm in der Nähe ein geheimnisvolles Licht auf. Als er sich näherte, sah er eine Jungfrau, die schweigend auf eine Stelle am Boden deutete. Der Schäfer verstand sofort und begann, an der Stelle zu graben. Tatsächlich fand er einen Kessel voller Reichtümer, den er überglücklich nach Hause bringen wollte. Der Kessel war aber zu schwer, um ihn zu tragen. „Hilf Gott“ entfuhr es dem Schäfer, als er versuchte, den Kessel hochzuheben. Sofort waren alle Schätze, der Kessel, das Licht, das Loch und auch die Jungfrau verschwunden und der Schäfer stand allein in der Nacht.[34]

Die Wichtelkirche

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der König der Wichtel lebte mit seinem Volk am Dörnberg. Eines Tages entdeckte er ein schönes Zierenberger Mädchen, das dort Blumen pflückte. Sofort verliebte er sich in die Schöne und bat sie, ihn zu heiraten. Da Wichtel aber Heiden sind, lehnte sie sein Angebot ab. Der Wichtelkönig versprach nun, die Ehe durch einen Priester schließen zu lassen. Nun konnte das Mädchen nicht mehr ablehnen. Der Wichtelkönig ließ nun eilig eine riesige Kirche bauen und empfing dort die Braut in der Johannisnacht zur Trauung. Diese war geblendet von der Pracht, die der König hatte auffahren lassen, gleichzeitig wurde ihr aber mulmig zumute, denn alles erschien ihr kalt und seelenlos in der Kirche. Als der Priester sie nun fragte, ob sie die Frau des Wichtelkönigs werden wolle, konnte sie nicht anders, als mit „Nein“ zu antworten. Unter Donnern und Blitzen erstarrte die Kirche zu einem Felsen, den man immer noch am Dörnberg bei Zierenberg sehen kann und der Wichtelkirche heißt.[35]

Der wilde Jäger

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eines Abends wurden die Zierenberger durch lautes Tosen erschreckt. Als sie die Ursache des Lärms finden wollten, sahen sie, dass der wilde Jäger, der dazu verdammt ist, bis zum jüngsten Tag durch die Lüfte zu jagen, auf einem weißen Pferd mit über 100 kläffenden Hunden über die Stadt hinwegfegte. Als man sein weißes Pferd am nächsten Morgen an den Gudenbergen weiden sah, eilten einige Männer hinauf, um es zu fangen. Es war aber ganz plötzlich verschwunden.[32]

Der Ursprung der Malsburg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf einem hohen Basaltkegel im Warmetal vor den Toren Zierenbergs stand einst die Malsburg, von der sich die Familie der Nachkommen der Burgherren folgende Geschichte erzählt. Ein Edelmann namens Otto hatte sich unter Karl dem Großen bei der Eroberung des Brunsbergs in Westfalen durch besonderen Mut hervorgetan. Zum Dank deutete Karl auf einen Hügel in der Ferne und erlaubte Otto, sich hier eine Burg zu bauen. Otto zog nun los, um den Berg zu besehen. Als Karl ihn später fragte, wie es auf dem Berg aussehe, zeigte ihm Otto drei weiße Blüten, die er dort von einem Dornenbusch mitgenommen hatte. Karl teilte nun Ottos Schild in zwei Hälften. Eine sollte einen Löwen tragen und die andere die drei Blüten. Das ist bis heute das Wappen der Familie von der Malsburg geblieben.[32]

Die weiße Jungfrau vom Schartenberg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Zierenberger Schäfer weidete einst seine Tiere am Schartenberg, als ihm eine weiße Jungfrau begegnete, die auf eine schöne Blume deutete, die der Schäfer pflückte. Sofort tat sich im Boden ein Spalt auf, in dem der Schäfer unvorstellbare Mengen an Gold fand. Gierig stopfte er sich die Taschen damit voll und raffte so viel, wie er nur tragen konnte, zusammen. Als er den Heimweg antrat, schloss sich der Berg wieder hinter ihm und all sein Gold war verschwunden, denn er hatte das Kostbarste achtlos vergessen – die schöne Blume.[34]

Der Schatz der Schartenburg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Ruinen der Schartenburg liegt ein Schatz, den drei arme Zierenberger Männer gefunden hatten. Um ihn zu bergen, mussten sie zuerst eine Leiter bauen, mit der sie auf den Turm der Burg steigen konnten. Dort band sich einer der Männer ein Seil um den Bauch, an dem er sich in den Turm herablassen konnte. Er blickte nun in den Turm und sah ein bodenloses, dunkles Loch vor sich, das ihn mit Schrecken erfüllte. „Und sollte ich all mein Lebtage ein armer Tagelöhner bleiben, so steige ich nicht in diesen Turm“, rief er. Die drei Männer kehrten um, und der Schatz liegt noch immer im Turm.[32]

Der Markt unter den Gudenbergen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Gudenbergen gibt es ein Flurstück, das „Markt“ genannt wird, denn dorthin mussten die Bauern aus Oberelsungen vor langer Zeit ihre Abgaben bringen, die dann von Leuten ihrer Grundherren, den Adligen Wolff von Gudenberg, dort abgeholt wurden.[34]

Warmetalviadukt

Zierenberg liegt an der Bahnstrecke Volkmarsen–Vellmar-Obervellmar mit dem jeweils nahen Zierenberger Tunnel und dem Warmetalviadukt (Zierenberger Viadukt). Die Bahnstrecke ist Teil des Netzes der nordhessischen RegioTram Kassel, die seit dem 10. Dezember 2006 zwischen Wolfhagen und Kassel verkehrt. Außerdem wird Zierenberg von der NVV-Linie RB4 bedient.

Linie Verlauf Takt Betreiber
RB4 Korbach Hbf – Twiste – Mengeringhausen – Bad Arolsen – Külte-Wetterburg – Volkmarsen – Ehringen – Wolfhagen – Zierenberg – Ahnatal-Weimar – Vellmar-Obervellmar – Kassel-Wilhelmshöhe
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
60 min DB Kurhessenbahn
RT4 Wolfhagen – Altenhasungen Oberelsungen Zierenberg-Rosental – Zierenberg – Fürstenwald – Ahnatal-Weimar – Ahnatal-Heckershausen – Ahnatal-Casselbreite – Vellmar-Obervellmar – Vellmar-Osterberg/EKZ – Kassel Jungfernkopf – Kassel-Harleshausen – Kassel-Kirchditmold – Kassel Hbf (tief) – Scheidemannplatz – Wilhelmsstraße/Stadtmuseum Rathaus/Fünffensterstraße – Rathaus – Friedrichsplatz – Königsplatz – Am Stern – Holländischer Platz/Universität Halitplatz – Hauptfriedhof – Wiener Straße – Holländische Straße
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021
60 min
30 min (Zierenberg–Holl. Str. werktags)
RegioTram Gesellschaft

Des Weiteren verläuft durch die Zierenberger Gemarkung die Bundesautobahn 44 (Dortmund–Kassel), die über die Anschlussstelle Zierenberg an der Bundesstraße 251 beim Stadtteil Burghasungen zu erreichen ist.

Das Segelfluggelände Zierenberg auf dem Dörnberg liegt etwa 2,5 km östlich des Zentrums auf dem Hohen Dörnberg.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

siehe auch:

Commons: Zierenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Zierenberg – Reiseführer

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Trennung von Justiz (Justizamt Wolfhagen) und Verwaltung 1822: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 71.

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. 78. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 15. November 2012. In: Staatszeiger für das Land Hessen. Nr. 7, 2013, S. 309.
  3. a b c d e Zierenberg, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. September 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. R. Bremer: Hessens ältestes Fachwerkrathaus wird 550 Jahre alt. In: Mitteilungen des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, N.F. 36, 2000, S. 3–8, hier S. 4.
  5. Eingliederung der Gemeinde Laar in die Gemeinde Zierenberg im Landkreis Wolfhagen vom 13. November 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 48, S. 2254, Punkt 2252 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,6 MB]).
  6. Eingliederung der Gemeinden Escheberg und Hohenborn in die Stadt Zierenberg im Landkreis Wolfhagen vom 5. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 3, S. 109, Punkt 108 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 411 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  9. Hauptsatzung. (PDF; 1,6 MB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Zierenberg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Oktober 2020; abgerufen im September 2020.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 69 f. (MDZ Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10021517~SZ%3D0273~doppelseitig%3D~LT%3DMDZ%20Digitalisat~PUR%3D).
  12. a b Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit (Gruppen): Stadt Zierenberg. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  13. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 86, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  14. Hessisches Statistisches Informationssystem (Hesis) In: Statistik.Hessen.
  15. Bürgerinformationsbroschüre. (PDF) In: Webauftritt. Stadt Zierenberg, abgerufen im Januar 2024.
  16. a b Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2022;.
  17. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  18. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.
  19. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2011.
  20. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2006.
  21. a b Magistrat der Stadt
  22. a b HNA, 15. Dezember 2020: Neuer Bürgermeister in Zierenberg vereidigt
  23. a b HNA, 21. Januar 2020: Zierenbergs Bürgermeister Stefan Denn tritt nicht mehr an
  24. Votemanager: Bürgermeisterwahl Stadt Zierenberg 2020
  25. Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Zierenberg, Stadt (Memento vom 26. Januar 2021 im Internet Archive); Hinweis: für die Ansicht der archivierten Einzelergebnisse ggf. die Endung index.html aus der Webadresse löschen und diese dann neu laden
  26. Frankfurter Rundschau, 15. September 2008: Drei neue Rathauschefs, drei bleiben, zwei hoffen. „Amtsinhaber Jürgen Pfütze hatte sich nach 18 Jahren nicht erneut um das Amt beworben.“
  27. hessenrecht.de: Gemeindevorstand (Magistrat) §§ 65ff, Bezeichnung der Organe § 9 und Amtsbezeichnung der Beigeordneten § 45 Abs. 2 der HGO
  28. Klemens Stadler: Deutsche Wappen Bundesrepublik Deutschland. Die Gemeindewappen des Landes Hessen. Band 3. Angelsachsen-Verlag, Bremen 1967, S. 96.
  29. Auswahl der einzigartigen Seccomalerei auf www.kirche-zierenberg.de
  30. Historische Gebäude und Plätze in Zierenberg, abgerufen im Juli 2018. (PDF; 225 kB)
  31. J. Schluz: Sagen und Erzählungen. In: Pädagogischer Arbeitskreis Wolfhagen (Hrsg.): Heimatbuch 1966 des Kreises Wolfhagen. Band 1. Wolfhagen 1966, S. 84–86.
  32. a b c d J. Schluz: Sagen und Erzählungen. In: Pädagogischer Arbeitskreis Wolfhagen (Hrsg.): Heimatbuch 1966 des Kreises Wolfhagen. Band 1. Wolfhagen 1966, S. 86.
  33. Das Dorf Rohrbach. Abgerufen am 2. Oktober 2016.
  34. a b c Karl Lynker: Deutsche Sagen und Sitten in Hessischen Gauen. Kassel 1854, S. 84.
  35. J. Schluz: Sagen und Erzählungen. In: Pädagogischer Arbeitskreis Wolfhagen (Hrsg.): Heimatbuch 1966 des Kreises Wolfhagen. Band 1. Wolfhagen 1966, S. 84 f.