Plastische Chirurgie

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Die Plastische Chirurgie (von „plastisch“, von griechisch πλαστικὴ τέχνη, plastikḕ téchnē, „[durch Kneten] bildende Kunst, Bildhauerei [nach einem Tonmodell], Plastik“,[1] von griechisch πλάσσω plássō, deutsch ‚bilde aus weicher Masse, gestalte, erdichte‘, ursprünglich in Bezug auf das Aufstreichen bzw. Flachklatschen des Tons[2]) ist eine Chirurgie, die sich mit aus funktionellen oder ästhetischen/kosmetischen Gründen formverändernden oder wiederherstellenden Eingriffen an Organen oder Gewebeteilen beschäftigt. Hauptsächlich beschäftigt sie sich mit dem sichtbaren Teil des Körpers. Das Ziel der Plastischen Chirurgie ist es, die Körperform und sichtbar gestörte Körperfunktionen wiederherzustellen oder zu verbessern.[3]

Hauptrichtungen

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In der Plastischen Chirurgie werden Eingriffe sowohl aus rein ästhetischen wie auch aus rein funktionalen Gründen durchgeführt. Oder es kommen beide Aspekte gleichzeitig zum Tragen. Entsprechend gibt es daher verschiedene Hauptrichtungen in der Plastischen Chirurgie:

Darunter fasst man formverändernde Eingriffe zusammen, deren Indikationen nicht medizinisch, sondern ausschließlich durch den Wunsch des Patienten bestimmt sind. Sie sind umgangssprachlich auch als „Schönheitsoperationen“ bekannt und haben die Verbesserung des Erscheinungsbildes zum Ziel. Ästhetische Chirurgie ist keine Neuerfindung des 20. Jahrhunderts, sondern schon seit mindestens 1400 Jahren bekannt und hatte bereits in Mittelalter und Früher Neuzeit bedeutende Erfolge zu verzeichnen,[4][5] erlebte ihren Aufschwung allerdings erst im 19. Jahrhundert.
stellt verlorengegangene Funktionen des Körpers, z. B. infolge von Verletzungen, Tumorentfernungen oder Fehlbildungen, operativ wieder her. Typische Operationen sind Defektdeckungen durch Gewebeverschiebungen oder -verpflanzungen, Nervenverpflanzungen oder Sehnenumlagerungen. Wesentliche Grundlage für diese Maßnahmen ist heutzutage die Mikrochirurgie; rekonstruktive Maßnahmen in der plastischen Chirurgie sind seit über 1500 Jahren bekannt. Zu den frühesten rekonstruktiven Eingriffen gehörten Gesichtsplastiken wie die Wiederherstellung der Nase.[6] Bereits im ersten Jahrhundert beschrieb Celsus[7] entsprechende Operationen.
beschäftigt sich mit der Akut- und Intensivbehandlung der Verbrennungen in spezialisierten Verbrennungszentren und der Behandlung der Verbrennungsfolgen. Hierbei kommen v. a. Methoden der rekonstruktiven Chirurgie zum Einsatz.
ist ein eigenes (fächerübergreifendes) Spezialgebiet in der Plastischen Chirurgie, der Unfallchirurgie und der Orthopädie. Sie beschäftigt sich vor allem mit der Behandlung von Verletzungen, Fehlbildungen und Erkrankungen der Hand und des Unterarms. Zusätzlich kommt hier die Mikrochirurgie zum Einsatz, z. B. ist sie bei Replantationen wesentlicher Bestandteil.

Facharztkompetenz

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Um nach einem Medizinstudium in Deutschland als Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie[8] tätig zu werden, bedarf es einer sechsjährigen Weiterbildungszeit (72 Monate). Für den genauen Modus der Facharztweiterbildung ist die jeweilige Landesärztekammer zuständig. Die Weiterbildung umfasst mindestens vier Jahre (48 Monate) im Gebiet der plastischen, rekonstruktiven und ästhetischen Chirurgie. Des Weiteren müssen jeweils sechs Monate im Bereich der Notfallaufnahme und Intensivmedizin abgeleistet werden, angerechnet werden können außerdem:

• zwölfmonatiger Kompetenzerwerb in anderen Gebieten, wie der HNO und MKG-Chirurgie.

In mittlerweile allen deutschen Bundesländern gibt es die Facharztkompetenz Plastische und Ästhetische Chirurgie (mit der neuen (Muster-)Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer von November 2018 Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie[9]). In der Schweiz existiert das Fachgebiet Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, in Österreich das Sonderfach Plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie.

Schönheitschirurg ist kein Begriff, der im ärztlichen Weiterbildungsrecht definiert ist. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist der Plastische Chirurg von seiner Weiterbildung nicht nur ein Schönheitschirurg. Seine Ausbildung erfolgt im Wesentlichen im Bereich der wiederherstellenden Chirurgie (z. B. von angeborenen Deformierungen, Unfallverletzungen, Verbrennungen). Die ästhetische Chirurgie ist ein Teil seiner Ausbildung. Andere Facharztgebiete umfassen ebenfalls spezielle Aspekte der Schönheitschirurgie, obwohl diese nicht in der Aus- und Weiterbildungsordnung vorgesehen sind: z. B. Brustoperationen bei Gynäkologen, Gesichtsoperationen bei Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen und Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Hautoperationen, Fettabsaugungen und Laserbehandlungen bei Dermatologen. Seit Jahren gibt es zwischen diesen Facharztgruppen strittige Diskussionen über eine Erweiterung des Facharztbegriffs bzw. des Zusatztitels „plastische Operationen“ um den Begriff „ästhetisch“. Wegen des werbenden Charakters dieses Begriffs bemühen sich alle Fachgruppen darum, ihre ästhetisch-chirurgische Kompetenz durch Vereinnahmung des Begriffs zu demonstrieren. Für die Fachbereiche HNO und MGK-Chirurgie gibt es die 24-monatige Zusatz-Weiterbildung Plastische und Ästhetische Operationen.[10]

In den letzten Jahren sind die Bundesärztekammer und viele Landesärztekammern dazu übergegangen die Bezeichnung des Plastischen Chirurgen in „Plastischer und Ästhetischer Chirurg“ zu ändern, während beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern auch mit der Änderung der Weiterbildungsordnung vom 7. September 2007 die Bezeichnung weiterhin „Plastischer Chirurg“ heißt.

Die operative Formung von Organen oder Gewebeteilen, inklusive deren Wiederherstellung (Rekonstruktion), wird als Plastik bezeichnet.[11] Plastiken werden nicht ausschließlich im Rahmen des Fachgebietes „plastische Chirurgie“ angefertigt, sondern in allen operativen Fachgebieten. Im Folgenden einige Beispiele:

Orthopädie und Unfallchirurgie

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Viszeralchirurgie

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Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

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Kostenübernahme

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Die Kostenübernahme erfolgt mit Ausnahme der Schönheitschirurgie, die auf Wunsch des Patienten zur ästhetischen Verbesserung durchgeführt wird, durch die gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen. In Fällen der Schönheitschirurgie sind die Gesamtkosten durch den Patienten zu tragen, einschließlich des Verdienstausfalls. Gesetzlich Versicherte, die sich einer medizinisch nicht indizierten Maßnahme, wie einer Schönheitsoperation, einer Tätowierung oder einem Piercing unterzogen haben, haben sich auch an den Kosten einer dadurch entstandenen Komplikation, einschließlich des Krankentagegeldes angemessen zu beteiligen. Ärzte und Krankenhäuser unterliegen dabei einer Anzeigepflicht von Folgeerkrankungen medizinisch nicht notwendiger Behandlungen.

Weitere Beispiele für Plastische Chirurgie

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Wegbereiter der Plastischen Chirurgie

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  • Alfred Berger, Robert Hierner: Plastische Chirurgie. Grundlagen, Prinzipien, Techniken. Band 1. Springer-Verlag, Berlin u. a., 2003, ISBN 3-540-42591-8.
  • Erwin Gohrbandt, J. Gabka, A. Berndorfer (Hrsg.): Handbuch der plastischen Chirurgie. Berlin, Walter de Gruyter & Co.
  • Gundolf Keil: Zur Geschichte der plastischen Chirurgie. In: Laryngologie Rhinologie Otologie. Band 57, 1978, S. 581–591.
  • Gundolf Keil: Heinrich von Pfalzpaint und die plastische Chirurgie der Haut. In: Günter Burg u. a. (Hrsg.): Onkologische Dermatologie: Neue Aspekte – Altersbedingte Besonderheiten. Berlin u. a. 1992, S. 3–11.
  • Gottfried Lemperle, Dennis von Heimburg (Hrsg.): Ästhetische Chirurgie. Ecomed-Verlag, 2003.
  • Christoph Weißer: Plastische Chirurgie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1165–1167.
  • Birgit von Essen, Marian Stefan Mackowski: Plastische Chirurgie – Ästhetische Chirurgie. In: Margret Liehn, Brigitte Lengersdorf, Lutz Steinmüller, Rüdiger Döhler (Hrsg.): OP-Handbuch. Grundlagen, Instrumentarium, OP-Ablauf. 6., aktualisierte und erweiterte Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 2016, ISBN 978-3-662-49280-2, S. 727–747.

Einzelnachweise

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  1. Franz Dornseiff: Die griechischen Wörter im Deutschen. Walter de Gruyter & Co, Berlin 1950, S. 97.
  2. Johann Baptist Hofmann: Etymologisches Wörterbuch des Griechischen. Verlag von R. Oldenbourg, München 1950, S. 273.
  3. Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen: Die vier Säulen der Plastischen Chirurgie (Memento vom 8. Juni 2011 im Internet Archive).
  4. Peter Proff: Möglichkeiten der plastisch-rekonstruktiven und Tumorchirurgie in der frühbyzantinischen Medizin. In: Licht der Natur. Medizin in Fachliteratur und Dichtung. Festschrift für Gundolf Keil zum 60. Geburtstag (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Nr. 585). Kümmerle, Göppingen 1994, ISBN 3-87452-829-4, S. 307–328.
  5. Ralf Vollmuth und Peter Proff: „Dieweil aber das angesicht ein sonderliche zier vnd wolstandt des menschen …“ Anmerkungen zur Frage der Ästhetik in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie des Mittelalters und der Frühneuzeit. In: Dominik Groß und Monika Reininger (Hrsg.): Medizin in Geschichte, Philologie und Ethnologie: Festschrift für Gundolf Keil. Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, S. 159–175
  6. Ernst Kern: Sehen – Denken – Handeln eines Chirurgen im 20. Jahrhundert. ecomed, Landsberg am Lech 2000, ISBN 3-609-20149-5, S. 179.
  7. Patrick B. Adamson: Comments on cosmetic surgery in the ancient Near East. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 8, 1990, S. 85–89, hier: S. 88.
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundesaerztekammer.de Abgerufen am: 4. Februar 2019
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundesaerztekammer.de Abgerufen am: 4. Februar 2019
  10. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundesaerztekammer.de Abgerufen am: 4. Februar 2019
  11. Plastik (Med.) In: Duden – Deutsches Universalwörterbuch, 6. Auflage, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2007.
  12. Christian Neubert, Ludwig Faupel, Uwe Katzenmeier: Bauchwandbrüche. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 139–152, hier: S. 146.
  13. Baumgart: Ist die Cutislappenplastik nach E. Rehn dem Perlonnetz bei Eingeweidebrüchen überlegen? In: Zentralblatt für Chirurgie. Band 80, 1955, S. 42 ff.
  14. V. Schumpelick: Operationsatlas Chirurgie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-13-140632-1, S. 172 (online).
  15. Manfred Kaufmann, Serban-Dan Costa, Anton Scharl: Die Gynäkologie. Springer Verlag, Heidelberg 2005, ISBN 3-540-25664-4, S. 611 ff. (online).
  16. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 20.