Schlafstörung
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Auch äußere, den Schlaf störende Faktoren (hier Fluglärm) sollen, ...
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... wenn irgend möglich vermieden werden (hier Lärmschutzwand), ...
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... denn: "Das schlafende Leben ist ein Geheimnis, das man nicht stören mag" (P. Hille)
Der Begriff Schlafstörung (Syn.: Agrypnie, sowie In- und Hyposomnie) bezeichnet Beeinträchtigungen des Schlafes aus unterschiedlichen Gründen. Ursachen können äußere Faktoren wie nächtlicher Lärm oder auch innere wie vorbestehende Erkrankungen sein. Die fehlende Erholsamkeit des Schlafes beeinträchtigt kurzfristig die Leistungsfähigkeit und kann mittel- oder langfristig auch zu Verschlechterung oder Neuauftreten von Krankheiten führen. Völlige, einer Behandlung nicht zugängliche Schlaflosigkeit, wie sie bei der letalen familiären Insomnie auftritt, verläuft tödlich. Schlafstörungen kommt in jedem Falle dann ein Krankheitswert zu, wenn sie von den Betroffenen auch als krankhaft empfunden werden und Ursache körperlicher oder seelischer Beeinträchtigungen sind.[1][2][3][4] Auch das gegenteilige Schlafverhalten, die Schlafsucht, im Fachausdruck als Hypersomnie bezeichnet, kann die Folge sein.[5][6] Diese wird jedoch in der deutschsprachigen Literatur mehrheitlich nicht unter dem Begriff Schlafstörung subsumiert. Eine Sonderform der Schlafstörungen stellen die Parasomnien dar, bei denen es sich um ein untypisches Verhalten während des Schlafes (mit Störung desselben) handelt, wobei die Betroffenen jedoch nicht aufwachen.[7][8]
Zur Unterscheidung der einzelnen Unterformen der Schlafstörungen bedarf es insbesondere einer sorgsamen Erhebung der Krankengeschichte und natürlich meist auch weiterführender Untersuchungen beispielsweise im Schlaflabor. Die Behandlung orientiert sich im Wesentlichen an den Ursachen. Ist die Schlafstörung beispielsweise Folge einer inneren Erkrankung, so ist deren Therapie vorrangig, ist sie aber beispielsweise ausgelöst durch einen falschen Umgang mit dem Schlaf, so sind eine entsprechende Aufklärung des Patienten darüber und sofern notwendig auch eine entsprechende Verhaltenstherapie angezeigt.
Verbreitung
Die Erwartungshaltung der meisten Menschen an einen guten, erholsamen Schlaf ist einfach: Sie möchten schnell einschlafen, gut durchschlafen und morgens „voller Elan“ aufwachen.[9] Mehr oder minder ausgeprägte Störungen des Schlafes sind ein häufiges, vom Patienten subjektiv wahrgenommenes und beurteiltes Phänomen. Bereits wer nicht jeden Morgen gut erholt aufwacht, kann das in manchen Fällen als Schlafstörung empfinden. Die Häufigkeit des Auftretens in der Bevölkerung ist so letztlich davon abhängig, wie man Schlafstörung definiert. Sie reicht von knapp 4 % bis zu etwa 35 %.[1][2][3] Die Frage, ab welchem Zeitpunkt ein gestörter Schlaf aus medizinischer Sicht als krankhafte Schlafstörung zu bezeichnen ist, kann daher nicht allgemeingültig beantwortet werden. In der Praxis ist jedoch davon auszugehen, dass etwa 20 bis 30 % aller Menschen in den westlichen Industrieländern mehr oder weniger ausgeprägte Schlafstörungen haben. Bei etwa 15 % bestehen dabei auch tagsüber Müdigkeit und eine allgemeine Einschränkung der Leistungsfähigkeit, sodass hier eine Behandlung angezeigt ist.[10] Nennenswerte Schlafstörungen allein durch schlechte Schlafgewohnheiten weisen etwa 2 % aller Heranwachsenden und jungen Erwachsenen auf. Objektivierbare Störungen der Schlaf-Wach-Rhythmus sind selten, ein zu später Zeitpunkt für das Einschlafen, das sogenannte verzögerte Schlafphasensyndrom, findet sich bei etwa 0,1 % der Bevölkerung, ein zu früher (vorverlagertes Schlafphasensyndrom) bei etwa 1 %.[11]
Typischerweise wachen ältere Menschen mehrmals in der Nacht auf und haben insgesamt einen leichteren Schlaf (geringere Weckschwelle). Diese Veränderungen alleine werden allerdings von der überwiegenden Mehrheit der Betroffenen nicht als krankhaft empfunden. Als wesentliche Einflussfaktoren gelten gleichzeitig bestehende Beeinträchtigungen der Gesundheit sowie die Einflüsse von Umwelt und der sozialen Situation. Auffälligkeiten während des Schlafens (Parasomnien) treten gehäuft im Kindesalter auf. Eine charakteristischerweise erst nach dem 60. Lebensjahr (knapp 90 %) auftretende Parasomnie ist bei Männern (knapp 90 %) das relativ seltene (0,5 % der Bevölkerung) Schenk-Syndrom. 100 % aller Menschen durchleben irgendwann einen Alptraum, etwa 5 % aller Erwachsenen entwickeln aufgrund von Alpträumen einen erheblichen Leidensdruck. Etwa 1 bis 4 % leiden an Schlafwandeln, Schlafstörungen durch nächtliches Essen oder Trinken oder Nachtangst.[12][11] Etwa jede dritte Schlafstörung, bezogen auf die Gesamtbevölkerung geschätzte 3 %, ist durch eine Erkrankung aus dem psychiatrischen Formenkreis bedingt, beispielsweise durch eine Depression.[13][11]
Die akute, durch Stress kurzfristig ausgelöste Schlafstörung betrifft jährlich geschätzt knapp 20 % aller Personen und kann in allen Altersschichten auftreten, bevorzugt jedoch bei älteren Personen und bei Frauen. Die psychophysiologische (erlernte) Schlafstörung betrifft etwa 1–2 % der Bevölkerung. Recht selten (etwa 5 % aller Schlafgestörten) ist auch die sogenannte Pseudo-Insomnie, bei der die Betroffenen nur das Gefühl haben, schlecht zu schlafen, das aber nicht objektivierbar ist.[11]
Die idiopathische oder auch lebenslange Insomnie ohne bekannte Ursache betrifft weniger als 1 % aller Kinder und junger Erwachsener.[11] Die angeborene tödliche familiäre Schlaflosigkeit tritt bei weniger als einer von 1 Million Personen auf.[14]
Ursache
→ zur Schlafarchitektur bei Normalpersonen siehe den entsprechenden Abschnitt im Hauptartikel Schlaf
Unterschiedliche, zu einer Schlafstörung führende Ursachen bewirken, dass der Schlaf eben nicht erholsam ist. Verantwortlich dafür sind Veränderungen von Dauer oder Ablauf desselben. Konkrete Messgrößen, ab wann ein Schlaf nicht mehr erholsam ist, existieren nicht. Bezüglich der Schlafdauer formuliert die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in der AWMF-Leitlinie: „Es gibt keine verbindliche zeitliche Norm für die Menge an Schlaf, die erforderlich ist, eine Erholsamkeit zu gewährleisten. Die meisten Menschen kennen aus eigener Erfahrung die Schlafmenge, …“.[11] Ebenso wenig gibt es konkrete, allgemeingültige Normierungen für den Ablauf des Schlafes, also beispielsweise wann, wie häufig und wie lange die einzelnen Schlafphasen vorhanden sein müssen, damit ein Nachtschlaf erquicklich ist.
Schlafstörungen, für die keine Ursache gefunden werden kann, werden auch als primär oder idiopathisch bezeichnet, solche bei denen nachvollziehbare Gründe erkannt werden können, weshalb der Schlaf in Dauer und Ablauf gestört wird, als sekundär. Eine Sonderform ist die Parasomnie.
Ergänzend können auch noch extrinsische und intrinsische Störungen unterschieden werden. Zu ersteren zählen alle Ursachen, die außerhalb des Körpers des Patienten ihren Ursprung haben wie Alkohol, Schlafmangel oder Umwelteinflüsse. Möglicherweise zählt ebenfalls die Strahlung von Mobiltelefonen dazu.[15] Auch Beeinträchtigungen des circadianen Schlafrhythmus wie Jetlag (Zeitzonenwechsel) und das Schlafphasensyndrom (vorverlagert oder verzögert) zählen meist dazu. Als intrinsisch werden beispielsweise die primäre Insomnie, das Schlaf-Apnoe-Syndrom und das Restless-Legs-Syndrom bezeichnet.[16][17]
Eine weitere Besonderheit ist die Pseudo-Insomnie. Bei dieser Fehlwahrnehmung des Schlafzustandes verläuft der Nachtschlaf im Schlaflabor völlig regelgerecht, die Betroffenen haben aber beim Erwachen das Gefühl nicht oder nur schlecht geschlafen zu haben.
Primäre und sekundäre Insomnie
Die primäre Insomnie ist dadurch definiert, dass eben keine konkreten Ursachen gefunden werden.
Ursächlich für die sekundäre, also erworbene Insomnie sind beispielsweise Krankheiten oder Substanzen, die einen entsprechend negativen Einfluss auf die Schlafphasen haben. Recht einfach verständlich ist das bei Erkrankungen wie der gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse oder der Herzinsuffizienz, die zu häufigem nächtlichen Wasserlassen führen können. Dadurch wird der Nachtschlaf mehrfach unterbrochen und verliert an Erholsamkeit.
Ähnlich leicht nachvollziehbar ist das auch bei kurzfristigen Veränderungen der inneren Uhr und damit des Schlaf-Wach-Rhythmus (→ Hauptartikel Jetlag), wobei − umgangssprachlich ausgedrückt − der Nachtschlaf zum Mittagsschlaf wird und damit einen anderen Ablauf aufweist (beispielsweise weniger Tiefschlafphasen). Analoge Veränderungen zeigen sich auch bei der Schichtarbeit, wenn die eigentliche Schlafenszeit zur Arbeitszeit wird. Seltener aber ähnlich ist es bei Personen, die einen normalen Schlaf haben, deren innere Uhr aber aus ungeklärten Gründen langfristig nach- oder vorgeht (chronische Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung), die also beispielsweise erst zwischen ein und sechs Uhr morgens einschlafen können und dann bis zum Mittag schlafen müssten, um eine für die Erholung ausreichende Schlafmenge zu erreichen. Bevorzugt bei Blinden, bei denen durch das fehlende Sehvermögen auch der Wechsel von hell und dunkel als Taktgeber der inneren Uhr fehlt, aber auch bei normal sehenden Personen kann eine Verschiebung der Einschlafzeitpunkte von ein bis zwei Stunden täglich nach hinten vorkommen (freilaufender Rhythmus). Jede der drei Formen chronischer Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen kann in gleicher Weise durch Erkrankungen wie beispielsweise Fibromyalgie, Demenz, Persönlichkeits- und Zwangsstörungen oder durch die Einnahme von Medikamenten wie Haloperidol und Fluvoxamin oder von Drogen verursacht sein.
Depressionen sind bei der weit überwiegenden Mehrzahl der Patienten mit Schlafstörungen verbunden. Als ursächlich werden dafür ein relatives Überwiegen des cholinergen Systems und eine mangelhafte Funktion des REM-Schlafes angesehen.[13]
Stress kann den Nachtschlaf empfindlich beeinträchtigen. Der Stress kann bedingt sein durch Störungen im sozialen Umfeld oder Beruf (hierzu zählen längerfristige Faktoren, aber auch kurzfristige wie Bereitschafts- oder Notarztdienstzeiten), aber auch durch Umzug, Veränderungen in der Umgebung beim Schlafen oder Auftreten von schweren körperlichen Erkrankungen und im weiteren Sinne auch nach vorausgegangener übermäßiger körperlicher Belastung (→ Hauptartikel Übertraining). Aufgrund des Stressors grübeln diese Patienten auch oft tagsüber und werden von Angst, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit beeinträchtigt. Die Beschwerden enden dabei in aller Regel dann, wenn die Umstände für die jeweilige Person keine oder nur noch geringe Bedeutung haben, weshalb diese Form auch als anpassungsbedingte, transiente, passagere oder akute Insomnie bezeichnet wird. Diese stressbedingte Form gilt als häufige Ursache für die als gelernte, chronische, konditionierte, primäre oder psychopathologische bezeichnete Insomnie, bei der die Betroffenen Assoziationen, die den Schlaf beeinträchtigen oder zum Erwachen führen, so stark verinnerlichen, also „lernen“, dass ein erholsamer Schlaf nicht mehr möglich ist. Als einfaches Beispiel sei hier ein Krankenhaus- oder Notarzt genannt, der über Jahrzehnte durch wochenlange Rufbereitschaftsdienste verinnerlicht hat, bei Alarmierung plötzlich und unvermittelt optimal und fehlerfrei zu „funktionieren“ und der so auch außerhalb seiner Dienstzeiten keinen erholsamen Schlaf findet. Langfristig führt auch diese gelernte Insomnie zu Reizbarkeit, Beeinträchtigungen von Stimmung, Leistung, Konzentration, Motivation und Aufmerksamkeit. Typischerweise halten diese Patienten auch tagsüber keinen „Natz“.[11]
Ein „starke“ oder „sehr starke“ Begünstigung von Schlafstörungen beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in der entsprechenden AWMF-Leitlinie für Substanzen wie XTC, Alkohol, Koffein, Kokain und dem Amphetamin Methylphenidat.
Weitere Ursachen sind insbesondere internistische, neurologische und psychiatrische Krankheitsbilder wie Krampfadernleiden, Schilddrüsenüberfunktion, Refluxkrankheit, Schmerzsyndrome, Psychosen, Epilepsie, Demenz und Parkinson-Krankheit, die den Schlaf beeinträchtigen können.[16][17]
Die tödliche familiäre Schlaflosigkeit ist genetisch bedingt.[18]
Parasomnie
Hierbei handelt es sich um während des Schlafes auftretende Phänomene. Dazu gehören beispielsweise Albträume, Bettnässen, Schlafwandeln, Schlaftrunkenheit, Schlaflähmung, unkontrollierte Bewegungen im Schlaf wie das Restless-Legs-Syndrom oder die paroxysmale Dystonie, Zähneknirschen im Schlaf und auch die Nachtangst. Diese Auffälligkeiten beeinflussen die Erholsamkeit des Schlafes zwar nicht per se, unerquicklicher Schlaf ist jedoch häufig dennoch damit einhergehend. Die Symptome können entweder während oder außerhalb des REM-Schlafes und auch davon unabhängig auftreten. Schlafwandeln, Nachtangst und Schlaftrunkenheit zählen als sogenannte Aufwachstörungen zur Gruppe der Parasomnien genauso wie Störungen des Überganges vom Schlaf- zum Wachzustand, wie das Sprechen im Schlaf, Wadenkrämpfe und Einschlafzuckungen oder rhythmische Bewegungen im Schlaf.[12][16][17] Als Auslöser für das Schlafwandeln gelten äußere Faktoren wie laute Geräusche genauso wie beispielsweise Fieber, Schmerz und verschiedene Medikamente und Alkohol. Auch eine erblich bedingte Veränderung an Chromosom 20 (Genort 20q12-q13.12) konnte identifiziert werden.[19] Als Ursache für Alpträume gelten nicht nur Faktoren wie Neurotizismus, posttraumatische Belastungsstörung und Stress, sondern auch derzeit noch nicht näher bekannte Veränderungen des Erbgutes. Ähnlich wie beim Schlafwandeln kommt es auch bei den Schlafstörungen durch nächtliches Essen oder Trinken, wie sie immer wieder bei Entzug oder strengem Fasten vorkommen, dazu, dass die Betroffenen ungenügend schlafen.
Die Art eines auftretenden Symptoms beeinträchtigt den Schlaf nicht in allen Fällen auf die gleiche Weise. So kann beispielsweise der Schlaf aufgrund eines Alptraumes als nicht erholsam empfunden werden, weil die betroffene Person aus einem emotional negativ erlebten Traum erwachte oder aber Angst vor dem erneuten Auftreten eines derartigen Ereignisses hat, oder aber auch eine Störung der Atmung während des Traumes aufgetreten ist.[12]
Beim Schenk-Syndrom sind etwa die Hälfte der Fälle ohne erkennbare Ursache und die andere Hälfte durch sogenannte Synucleinopathien bedingt.[11]
Kommt es durch eine Veränderung des Spannungszustandes der Muskulatur an den oberen Luftwegen oder durch eine Störung der zentralen Atemregulation zu Beeinträchtigungen oder gar einem Stillstand der Atmung während des Schlafes, so führt das dazu, dass der Körper zeitweise mit zu wenig Sauerstoff versorgt wird. Nicht selten finden sich dabei im Blut auch vermehrt Kohlendioxid oder verminderter pH-Wert. Treten diese Beeinträchtigungen zu häufig auf, kommt es dabei auch zu Veränderungen des Ablaufes der Schlafphasen und der Schlaf verliert seine Erholsamkeit. Dies wird als Schlafapnoe-Syndrom bezeichnet. Die gleichen Veränderungen können auch im Rahmen einer Grunderkrankung (beispielsweise Herzinsuffizienz) auftreten und zählen dann zu den „sekundären Schlafstörungen“ (→ Hauptartikel Schlafapnoe-Syndrom).
Krankheitsentstehung
→ zu den „Hypothesen zur Funktion des Schlafs“ siehe auch den gleichnamigen Abschnitt im Hauptartikel Schlaf
Entscheidend ist letztlich die Frage, was an dem einen Schlaf erholsam ist und was den anderen davon abhält, es zu sein. Um erquickend zu sein, muss er jedenfalls ausreichend lang sein und einen möglichst ungestörten Ablauf aufweisen. Insbesondere auch die Tiefschlafphasen müssen in ausreichendem Maße vorhanden sein. Bei depressiven Patienten sind sie beispielsweise deutlich reduziert. Die Betroffenen wachen nachts öfter auf als gesunde Personen und der REM-Schlaf tritt nicht nur vermehrt und verfrüht auf, sondern ist auch von besonders intensiven Augenbewegungen begleitet. 90 % aller Depressiven haben keinen erholsamen Schlaf.[13] Auch die tödliche familiäre Schlaflosigkeit ist charakterisiert durch einen zunehmenden Verlust an K-Komplexen und Delta-Wellen. Auch der REM-Schlaf kann bei ihr verändert sein.[14]
Bei der gelernten Insomnie konnten ein gestörter Ablauf des Schlafes (verzögertes Einschlafen, mehr leichter Schlaf und weniger Tiefschlaf), eine vermehrte Ausschüttung von Cortisol und Interleukin-6, die Veränderung anatomischer Strukturen im Gehirn sowie tagsüber eine normale oder erhöhte Einschlafneigung gefunden werden.[11][20]
Die idiopathische Insomnie imponiert, in manchen Fällen bereits im Kindesalter, mit einer verlängerten Zeitspanne bis zum Einschlafen, vermehrtem Wachliegen nachts und folglich mit einer Verkürzung der gesamten Schlafzeit. Ergänzend sind die Tiefschlafphasen (Stadien III und IV) im Vergleich zum leichten Schlaf (Stadien I und II) deutlich vermindert.
Das in aller Regel nur im fortgeschrittenen Erwachsenenalter auftretende Schenk-Syndrom ist charakterisiert durch ein intensives Ausleben von Trauminhalten über Angriffe, Verteidigung und Flucht. Dabei wird im Schlaflabor ein erhöhter Tonus des Kinnmuskels, was nicht selten von Arm- oder Beinbewegungen begleitet wird, gefunden. Alpträume führen typischerweise zu unmittelbarem Erwachen, begleitet von vegetativen Symptomen wie raschem Herzschlag, beschleunigter Atmung und übermäßiger Schweißproduktion. Beide Auffälligkeiten finden sich vornehmlich in der zweiten Nachthälfte. Auch bei der Schlafstörung durch nächtliches Essen oder Trinken kommt es vermehrt zum Aufwachen aus dem NREM-Schlaf. Zu Einschlaf- oder Durchschlafstörungen kommt es auch bei nächtlichem Sodbrennen im Rahmen einer Refluxkrankheit.[21] Auch beim Restless-Legs-Syndrom stören die dauernden unwillkürlichen Bewegungen die Architektur des Schlafes empfindlich.
Bei der zentralen Schlafapnoe bei Cheyne-Stokes-Atmung, einer Unterform des Schlafapnoe-Syndroms, tritt die Atemstörung besonders bei leichtem Schlaf (Stadien I und II) auf, ist jedoch in den Tiefschlafphasen (Stadien III und IV) und im REM-Schlaf deutlich vermindert oder fehlt völlig. Durch eine dabei auftretende Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff führt sie gehäuft zum Erwachen. Der Schlaf wird so fragmentiert, wobei auch die Tiefschlafphasen seltener werden und der Schlaf seine Erholsamkeit verliert. Bei einer weiteren Unterform, der zentralen Schlafapnoe bei höhenbedingter periodischer Atmung (tritt oberhalb 4000 m auf) findet sich ebenfalls eine Reduzierung des Tiefschlafes zugunsten des leichten Schlafes. Gleichartige Ergebnisse finden sich auch bei anderen Krankheitsbildern aus dem Formenkreis der Schlafapnoe.
Im Falle von Zeitverschiebungen, wie sie bei Schichtarbeit oder Flugreisen auftreten, beeinflussen der Hell-Dunkel-Rhythmus der Tageszeiten, der circadiane Rhythmus zahlreicher Körperfunktionen und die dem Menschen als tagaktives Wesen angeborenen „Uhrgene“ den Ablauf des Schlafes (→ Hauptartikel Jetlag). Auch dabei nimmt der Tiefschlaf an Zeitdauer und Ausprägung ab. Für die ähnlich, aber chronisch verlaufenden Änderungen der Einschlafzeiten werden Veranlagung, langfristige Störungen des Hell-Dunkel-Rhythmus, mangelhafte Schlafhygiene und die Kompensation ungenügender Schlafmengen an vorausgegangenen Tagen diskutiert.
Im Gegensatz zu den anderen Formen von Schlafstörungen fehlen bei der Pseudo-Insomnie objektivierbare Befunde im Schlaflabor. Die Betroffenen nehmen aber dennoch ihren Schlaf als nicht erholsam wahr.
Klinische Erscheinungen
Leitsymptom der Schlafstörung ist die fehlende Erholsamkeit des Schlafes. Unter dem Begriff werden verzögertes Einschlafen, gestörtes Durchschlafen und zu frühes Erwachen subsumiert. Bei einem unerquicklichen Schlaf kann auch tagsüber eine mehr oder minder intensive Schläfrigkeit auftreten. Im Rahmen dieser sind Wachheit und die Fähigkeit zu ausdauernder Aufmerksamkeit (Vigilanz) herabgesetzt. Zusätzlich können die Betroffenen auch tagsüber einem nicht immer gleichstark ausgeprägten Drang ausgesetzt sein, einzuschlafen. Als weitere typische Symptome gelten Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Angst und andere allgemein mit Müdigkeit zusammenhängende Symptome vom Leistungsknick bis hin zu Wesensänderung. In schweren Fällen kommt es insbesondere durch diese Symptome auch zu Beeinträchtigungen der sozialen und beruflichen Situation der Patienten.[11]
Die Erscheinungen müssen mindestens einen Monat lang an drei Tagen einer Woche auftreten, um ihnen einen Krankheitswert zumessen zu können. Ist der Schlaf dabei nicht erholsam, kommt es tagsüber zu Beeinträchtigungen von Leistungsfähigkeit und Befindlichkeit und sie werden als schwer bezeichnet. Konkret sollte ein gesunder Mensch mindestens 30 Minuten nach dem Bettgang einschlafen, nicht früher als 30 Minuten nach dem Einschlafen wach sein (bei älteren Personen bis zu 2 Std.) und nicht vor 5:00 Uhr morgens aufwachen (ohne wieder einschlafen zu können).
Sehr ähnlich zeigen sich klinisch die idiopathische, die gelernte und manchmal auch die Pseudo-Insomnie, weshalb beide oft nur schwer zu unterscheiden sind.
Typisch für Atemstörungen wahrend des Schlafes (Schlafapnoe- Syndrom) sind zusätzlich nächtliche Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Fettleibigkeit, lautes und unregelmäßiges Schnarchen mit Atempausen, unruhiger Schlaf sowie Beeinträchtigungen von Libido und Potenz.[11]
Bei der Pseudo-Insomnie korrelieren die klinischen Befunde wie etwa die Leistungsminderung nicht mit der vom Patienten erlebten Störung des Schlafes. Die Betroffenen leiden jedoch vermehrt unter Angst, insbesondere um die eigene Gesundheit und Depressionen. Zudem haben sie ein erhöhtes Risiko für den Missbrauch von Arzneimitteln oder anderen Substanzen.
Das Schenk-Syndrom birgt ein erhebliches Gefahrenpotenzial. Wird beispielsweise die Bettpartnerin (das Syndrom tritt fast nur bei Männern auf) für einen Angreifer gehalten, so kann diese dabei verletzt werden und es kommt dabei statistisch gesehen in etwa zwei Drittel der Fälle zu Fremd-, in etwa einem Drittel der Fälle zu Selbstgefährdung und in 7% treten sogar Knochenbrüche auf.
Störungen des Tiefschlafes (sie werden anhand eines Mangels an Delta-Wellen im Elektroenzephalogramm erkannt) gelten insbesondere bei älteren Männern als Ursache eines Bluthochdruckes.[22]
Untersuchungsmethoden
Bei Patienten, die über unerquicklichen Schlaf, Störungen beim Ein- oder Durchschlafen oder über frühes Erwachen berichten, sollte unbedingt erfragt werden, ob sie sich dadurch stark beeinträchtigt fühlen und ob tagsüber Schläfrigkeit oder andere entsprechende Krankheitszeichen bestehen. Gehen sie nicht angemessen und angepasst an die circadiane Rhythmik mit ihrem Schlaf um, so können vorbeugende Maßnahmen, schlafbezogene Information und Übung des richtigen Verhaltens hilfreich sein. Stellt sich heraus, dass die Betroffenen Medikamente oder andere, den Schlaf beeinträchtigende Substanzen zu sich nehmen, dann werden diese ab- oder umgesetzt. Bei bekanntermaßen suchtauslösenden Stoffen kann dazu eine Entwöhnung notwendig werden. Finden sich Hinweise auf eine sekundäre Schlafstörung ausgelöst durch eine bestehende Erkrankung, muss diese abgeklärt und entsprechend behandelt werden. Sind bis zu diesem Zeitpunkt keine Ursachen erkennbar, so darf von einer primären, behandlungspflichtigen Schlafstörung ausgegangen werden und ein entsprechendes spezifisches Vorgehen bezüglich Diagnostik, Beratung und Behandlung ist angezeigt.[11]
Nicht-apparative Untersuchung
Eine eindeutig empfohlene Vorgehensweise für den Einsatz unterschiedlicher Untersuchungsmethoden wie Fragebögen oder apparative Verfahren zur Abklärung von Schlafstörungen wird derzeit nicht empfohlen. Am Anfang der Untersuchung steht typischerweise die Erhebung der Krankengeschichte der Patienten. Leitsymptome sind Ein- und Durchschlafstörungen sowie Früherwachen. Ergänzend können ein Tagebuch und eine umfangreiche Palette an Fragebögen zum Einsatz kommen. Hier besteht Forschungsbedarf, weil derzeit weder für die Erhebung der schlafbezogenen Krankengeschichte noch für die eingesetzten Fragenkataloge allgemein anerkannte Standards vorhanden sind.[11]
Apparative Untersuchungen
Basis der apparativen Untersuchungen im Schlaflabor ist die Polysomnographie, mit deren Hilfe Schlaftiefe und Störungen des Schlafes bestimmt werden können. Im Rahmen dieser Untersuchung werden fortlaufend beispielsweise die elektrischen Aktivitäten von Gehirn (EEG) und Herz (Langzeit-EKG), der Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt des Blutes, die Körpertemperatur sowie Atemfluss und Atmungsbewegung erfasst und ebenso Muskelspannung sowie Bein- und Augenbewegungen aufgezeichnet. Ergänzend ist es nicht nur möglich, Besonderheiten wie Erektionen, Blutdruck, Schnarchgeräusche und Magensäurerückfluss zu dokumentieren, sondern auch Videoaufzeichnungen vom Schläfer zu erstellen. Beim Schlafapnoe-Syndrom ist es zudem möglich, den geeigneten Beatmungsdruck (für die Therapie werden Atemmasken verwendet) zu ermitteln. Speziell zur Erkennung dieses Krankheitsbildes stehen neben stationären Einrichtungen wie dem Schlaflabor auch tragbare, auch als Polygraphiesysteme bekannte Hilfsmittel zur Verfügung. Damit werden zwar die elektrischen Aktivitäten (Hirnströme) nicht erfasst, aber Parameter wie Langzeit-EKG, Sauerstoffgehalt des Blutes, Bewegungen während des Schlafes und Atemfluss in Mund und Nase. Dieser Polygraphiesysteme sind allerdings mit fast 20 falsch negativen und über bis zu 30 % falsch positiven Ergebnissen behaftet und daher untauglich, um die Diagnose „schlafbezogene Atmungsstörung“ definitiv zu bestätigen oder zu verwerfen. Auch hier besteht Forschungsbedarf.[22][11]
Zur Erfassung einer durch die fehlende Erholsamkeit des Schlafes eingeschränkten Leistungsfähigkeit stehen zahlreiche unterschiedliche Testverfahren zur Verfügung. Für ihren Einsatz gibt es eindeutig empfohlene Vorgehensweisen. Dazu zählen unter anderem der d2-Test, das Frankfurter Aufmerksamkeits-Inventar und der Oxford Sleep Resistance Test. Stationäre Fahrsimulatoren können ebenfalls zum Einsatz kommen. Auch hier besteht noch Forschungsbedarf.[11]
Strukturell anatomische Veränderungen
Bei der chronischen Insomnie konnten strukturell anatomische Veränderungen im Gehirn kernspintomographisch nachgewiesen werden. Speziell handelt es sich dabei um eine Verkleinerung des Hippocampus.[20] Wenn das wohl auch nicht für alle Formen der primären Schlafstörung gilt, so konnte dieser Sachverhalt doch in zwei voneinander unabhängigen Studien zumindest für Patienten mit vermehrter nächtlicher Bewegungsaktivität reproduziert werden.[23]
Bei der erblich bedingten tödlichen familiären Schlaflosigkeit findet sich eine schwammartige Veränderung des Gehirns. Besonders auffällig sind eine Gliose und der Verlust an Nervenzellen insbesondere im Bereich der vorderen und dorsomedialen Thalamuskerne.[14]
Vorbeugung und Behandlung
Zu Vorbeugung und Behandlung sind einige Sachverhalte von grundsätzlicher Bedeutung. Da ist einmal die richtige Schlafmenge, also die Dauer der Ruhezeit zu nennen, die eine Person für einen erholsamen Schlaf benötigt. Sie liegt in den Industriestaaten durchschnittlich bei 7 Stunden, kann aber individuell davon abweichen. Daher sollte jeder Patient sie für sich selbst in Erfahrung bringen. Weiterer wichtiger Aspekt ist die richtige Verhaltens- und Umgangsweise mit dem Schlaf, die sogenannte Schlafhygiene. Dazu zählt auch der richtige und zeitgerechte Umgang mit dem Tag-Nacht-Rhythmus.
Ursächliche Erkrankungen sind fachgerecht zu behandeln. Beim Schlaf-Apnoe-Syndrom kann auch der Einsatz einer Überdruckbeatmung notwendig sein. Verschiedene Substanzen wie Arzneimittel und Drogen, aber auch „Genussmittel“ wie Alkoholika, Tabakerzeugnisse oder Kaffee können die Regulation von Schlafen und Wachen empfindlich stören. So führt beispielsweise das Epilepsiemittel Lamotrigin häufiger zu Schlafstörungen als andere Medikamente wie Pregabalin oder Levetiracetam für das gleiche Krankheitsbild. Hier sind eine entsprechende Anpassung der Lebensgewohnheiten oder der notwendigen Medikamentengabe erfolgversprechend.
Zur Behandlung von Schlafstörungen kommen in Deutschland bei etwa 5 % aller Männer und 12 % aller Frauen Schlafmittel zum Einsatz. Dafür zugelassen sind in erster Linie Substanzen aus der Gruppe der Benzodiazepine, (nichtbenzodiazepin-) Hypnotika wie die Z-Medikamente und Chloralhydrat, Opipramol, Antihistaminika sowie pflanzliche Medikamente, die meist Baldrian enthalten. Auch werden in einigen Fällen Antidepressiva, bei denen als zusätzliche Wirkung Schläfrigkeit bekannt ist, oder schwach wirksame Antipsychotika eingesetzt. Empfohlen wird dabei, insbesondere um die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten und eine Abhängigkeit zu verhindern, die sogenannte Intervalltherapie: Dabei darf der Patient das Medikament an nur 2 oder 3 Tagen pro Woche einnehmen. Insbesondere die Dauereinnahme ist bislang nur ungenügend untersucht. Zudem verstärken in manchen Fällen diese Substanzen langfristig die Schlafstörungen. Insbesondere bei chronischen Schlafstörungen ohne erkennbare organische Ursache sollte daher besonderer Wert auf die Abwägung von Nutzen und Risiko gelegt werden und auch andere Maßnahmen wie die Optimierung der Schlafhygiene beispielsweise mittels kognitiver Verhaltenstherapie ausgeschöpft werden.[24][10] Für Patienten über 55 Jahre mit Schlafstörungen ohne bekannte Ursache steht Melatonin, das bei Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus eine gewisse Wirkung zu haben scheint, zur Verfügung. Die derzeitige Studienlage gibt Hinweise darauf, dass auch Baldrian eine gewisse schlaffördernde Wirkung besitzt. Für den Einsatz von Chloralhydrat, Opipramol und Antihistaminika gibt es keinen hochwertigen wissenschaftlichen Nachweis und somit auch keine evidenzbasierte Empfehlung.[11]
Historische Aspekte
Die Anfänge der „quantitativen“ Schlafforschung gehen auf das Jahr 1863 zurück. Damals ermittelte Ernst Kohlschütter die Schlaftiefe und stellte sie graphisch in Bezug zur Schlafdauer dar. Für sein Experiment benutzte er akustische Reize unterschiedlicher Stärke und zeichnete auf, ab welcher Intensität seine Probanden aufwachten (Weckschwelle).[17][25] Einen weiteren wesentlichen Meilenstein der Grundlagenforschung in diesem Bereich stellt das von Hans Berger erfundene EEG dar. 1968 war es mit der Elektromyographie und der Elektrookulographie die Grundlage für die Beschreibung der Schlafstadien bei gesunden Menschen durch Allan Rechtschaffen und Anthony Kales. Zur Erfassung von Schlafstörungen eignete sich diese Einteilung nur sehr bedingt. 1979 erfolgte deren erste Klassifikation in vier Gruppen: Insomnie (Ein- und Durchschlafstörungen), Hypersomnie (übermäßige Schläfrigkeit), Störungen des (Schlaf-Wach-) Rhythmus und Parasomnien (teilweises Erwachen und Störungen der Schlafstadien).[17]
(→ Zu weiteren kulturellen und geschichtlichen Aspekten siehe Hauptartikel Schlafkultur)
Begriffsabgrenzung
Agrypnie bezeichnet traditionell die Schlaflosigkeit in der deutschsprachigen Literatur[26]. Der Begriff wurde jedoch in den Vergangenheit mehr und mehr von dem in der angloamerikanischen Literatur gebräuchlicheren und synonym verwendeten Begriff Insomnie (auch Insomnia) verdrängt. Beide Begriffe beschreiben (und beschrieben auch in der Vergangenheit) nicht nur das Fehlen von Schlaf, sondern auch Störungen von Ein- und Durchschlafen, in deren Folge die Betroffenen morgens nicht ausgeschlafen haben.[27] Hyposomnie steht ebenfalls für ein „Zu-wenig“ an Schlaf im Sinne einer Schlaflosigkeit oder „leichten Schlaflosigkeit“ .[28] Zusätzlich wird der Begriff Insomnie auch bei völligem Fehlen des Schlafes verwendet, so beispielsweise bei der tödlich verlaufenden fatalen familiären Insomnie.[29]
Dyssomnie ist der Oberbegriff für ein gestörtes Schlafverhalten. Dazu gehören sowohl ein „zu-wenig“ , als auch ein „zu-viel“ an Schlaf bezüglich Tiefe und Dauer. Der Begriff umfasst also die Schlafstörung und die Schlafsucht.[11]
Hypersomnie bezeichnet die Schlaf- oder Bettsucht, bei der das Schlafbedürfnis der Betroffenen zeitlich gesehen deutlich länger ist als das von Normalpersonen. Das Schlafbedürfnis kann dabei auch tagsüber auftreten oder anfallsweise sein (Katalepsie).[30]
Die idiopathische Insomnie ist auch als Insomnie in der Kindheit oder lebenslange Insomnie bekannt. Eine Ursache für diese Krankheitsform ist nicht bekannt.
Die Pseudo-, subjektive oder paradoxe Insomnie bezeichnet eine subjektiv erlebte Schlafstörung ohne objektivierbaren Befund. Als weiter Bezeichnung dafür finden sich in der Literatur Fehlwahrnehmung des Schlafzustandes oder der englische Begriff „Sleep state misperception“.
Insomnien durch psychische Erkrankungen werden auch als psychiatrische oder bei Depressionen als depressive Insomnien bezeichnet.
Klassifikationssysteme
Es existieren unterschiedliche Klassifikationen mit dem Ziel, Schlafstörungen schematisch abzubilden. Dieser Prozess ist im Fluss, die Einteilungen waren zum Teil recht kurzlebig oder werden nebeneinander eingesetzt. Ebenfalls ist die Verwendung der im Zusammenhang mit Schlafstörungen verwendeten Begriffe nicht einheitlich. Auch die entsprechende Leitlinie der AWMF wird derzeit überarbeitet.[31][11]
Zur Einteilung der Schlafstörungen liegen beispielsweise folgende Klassifikationssysteme vor:
- ICD-10 (International Classification of Disorders, WHO, 1993)
- DSM–IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, American Psychiatric Association, 2000)
- ICSD (International Classification of Sleep Disorders, 1990), ISCD-R (1997), ICSD-2 (2005)
ICD-10
Nach ICD-10 werden Schlafstörungen je nach vermuteter Ursache (psychogen versus organisch) klassifiziert unter
- F51 nichtorganische Schlafstörungen (Kapitel Psychische und Verhaltensstörungen) oder
- G47 (organische) Schlafstörungen (Kapitel Krankheiten des Nervensystems).
Nichtorganische Dyssomnien sind primär psychogene Störungen der Dauer, Qualität oder des Zeitpunktes des Schlafs aufgrund emotionaler Ursachen, die in erheblichem Ausmaß (mindestens dreimal in der Woche über einen Zeitraum von mindestens einem Monat) vorliegen, einen deutlichen Leidensdruck verursachen und/oder sich störend auf die alltägliche Funktionsfähigkeit auswirken (Tagesmüdigkeit):
- nichtorganische Insomnie (F51.0): Hauptmerkmal sind Ein- und Durchschlafstörungen sowie eine schlechte Schlafqualität (nicht erholsamer Schlaf).
- nichtorganische Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (F51.2): das Schlaf-Wach-Muster weicht vom gewünschten Schlaf-Wach-Rhythmus ab (der durch die gesellschaftlichen Anforderungen bestimmt ist und von den meisten Personen im Umfeld des Betroffenen geteilt wird), infolge dessen Schlaflosigkeit während der Hauptschlafperiode und Hypersomnie während der Wachperiode.
Nichtorganische Parasomnien sind abnorme Episoden, die während des Schlafs auftreten:
- Schlafwandeln (F51.3): wiederholte Episoden (zwei oder mehr), in denen die Betroffenen das Bett während des Schlafs verlassen und mehrere Minuten bis zu einer Stunde umhergehen, meist während des ersten Drittel des Nachtschlafs. Während dieser Episode haben die Betroffenen meist einen leeren, starren Gesichtsausdruck, reagieren kaum auf andere Personen und sind nur unter großen Schwierigkeiten aufzuwecken. Nach dem Erwachen erinnern sich die Betroffenen nicht an die Episode (Amnesie), ansonsten besteht nach dem Aufwachen (außer einer kurzen Phase von Verwirrung oder Desorientiertheit) keine Beeinträchtigung der geistigen Aktivität oder des Verhaltens.
- Nachtangst (Pavor nocturnus) (F51.4): wiederholte Episoden (zwei oder mehr), in denen die Betroffenen (meist im ersten Schlafdrittel) aus dem Schlaf mit einem Panikschrei aufwachen, einhergehend mit heftiger Angst, Körperbewegungen und vegetativer Übererregtheit (Tachykardie, schneller Atmung, Schweißausbruch). Bemühungen anderer Personen, während der Episode auf den Betroffenen einzuwirken, bleiben ohne Erfolg bzw. haben Desorientiertheit und perseverierende Bewegungen zur Folge. Eine Episode dauert bis zu 10 Minuten.
- Alpträume (F51.5.): Das Aufwachen aus dem Nachtschlaf oder dem Nachmittagschlaf mit detaillierter und lebhafter Erinnerung an heftige Angstträume. Diese haben meistens Bedrohungen des eigenen Lebens, der Sicherheit oder des Selbstwertgefühls zum Inhalt und verursachen bei den Betroffenen einen erheblichen Leidensdruck. Nach dem Aufwachen aus dem Angsttraum sind die Betroffenen rasch orientiert und wach.
Als organisch bedingte Schlafstörungen werden Ein- und Durchschlafstörungen (G47.0), Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (G47.2) und Schlafapnoe (G47.3) aufgeführt.
DSM-IV
Das DSM-IV unterteilt − im Gegensatz zum ICD-10 − die Schlafstörungen nicht nach psychogener und organischer Ursache, sondern danach ob die Schlafstörung primär vorhanden oder die Folge eines anderen Faktorssekundär ist, beispielsweise aufgrund einer anderen psychischen Erkrankung, eines medizinischen Krankheitsfaktors oder einer Substanzeinnahme.
Primäre Schlafstörungen werden dabei in Dyssomnien und Parasomnien unterteilt. Zu den Dyssomnien zählen die primäre Insomnie (Schlaflosigkeit), die atmungsgebundene Schlafstörung (sofern nicht durch einen andere Erkrankung oder eine Substanzeinnahme bedingt) und die Schlafstörung aufgrund einer Störung des circadianan Rhythmus. Zu den Parasomnien die Schlafstörung mit Alpträumen, der Pavor nocturnus und die Schlafstörung mit Schlafwandeln (Somnambulismus).
Des Weiteren wird unterteilt in Schlafstörungen, die im Zusammenhang mit einer anderen psychischen Störung auftreten, solchen die aufgrund eines medizinischen Krankheitsgeschehens vorkommen und solchen die im Zusammenhang stehen mit der Einnahme einer psychotropen Substanz wie Alkohol, Amphetamin, Koffein, Kokain, Opiat, oder Medikamente (substanzinduzierte Schlafstörung).
ICSD-2
Nach der internationalen Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD-2) von 2005 können Schlafstörungen in 8 Gruppen eingeteilt werden.[32] Dazu gehören Insomnien (mit verschiedener Ursache), schlafbezogene Atmungsstörungen (z.B. Schlafapnoe), zirkadiane Rhythmusstörungen (Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, zum Beispiel bei Schichtarbeit oder Jetlag), Parasomnien (z.B. Schlafwandeln, Pavor nocturnus, Alpträume), schlafbezogene Bewegungsstörungen (z.B. Restless-Legs-Syndrom, Bruxismus), isolierte Symptome, augenscheinlich normale Varianten, und ungeklärte Probleme (z.B. Schnarchen, Sprechen im Schlaf) und andere Schlafstörungen (z.B. umweltbedingte Schlafstörung, Lärm). Als achte Gruppe führt die ICSD-2 auch die Schlafsucht (Hypersomnie) zentralen Ursprungs auf, nicht bedingt ist durch circadiane Rhythmusstörungen, schlafbezogene Atmungsstörungen oder andere Ursachen einer Störung des Schlafverhaltens.
Schlafstörungen bei Kindern
Grundsätzlich kann es bei Kindern im Wesentlichen zu den gleichen Arten von Schlafstörungen kommen wie bei Erwachsenen. Allerdings machen in dieser Altersgruppe die Parasomnien einen größeren Anteil aus. Dazu zählt auch die Frühgeborenenapnoe, ein Krankheitsbild, das auf die Unreife des Atemzentrums im Hirnstamm zurückgeführt wird. Obwohl es vornehmlich untergewichtige Frühgeborene betrifft (Auftreten bei etwa 85 % aller unter 1000 g), spielt es auch im Alltag eine Rolle. So ist davon auszugehen, dass etwa 2 % aller zeitgerecht gesund geborenen Kinder in den ersten sechs Lebensmonaten mindestens einmalig eine Episode von mindestens 30 Sekunden langem Atemstillstand und mindestens 20 Sekunden langem Abfall der Herzfrequenz auf unter 60 Schläge pro Minute durchleben. Weitere für das Kindesalter typische Parasomnien sind das Obstuktive Schlafapnoe-Syndrom und das primäre alveoläre Hypoventilationssyndrom. Ein weiteres, nur bei Kindern auftretendes Phänomen ist der gutartige Schlafmyoklonus.[11]
Eine herausragende Stellung nimmt aufgrund ihres häufigen Auftretens bei Kindern das ebenfalls zur Gruppe der Parasomnien zählende Schlaf- oder Nachtwandeln ein. Fast ein Drittel aller Kinder zwischen 4 und 6 Jahren und etwa 17 % aller bis zur Pubertät sind davon betroffen. Das Kind kann sich dabei aufsetzen, umherschauen, sprechen, rufen oder schreiben und sogar in manchen Fällen auch aus dem Bett hüpfen und herumlaufen. Da es dabei natürlich noch tief schläft kann es nur schwer erweckt werden, ungeordnet aggressiv reagieren und erinnert sich dann anschließend nicht mehr an den Vorfall. Viele Kinder (über 17 %) sind vor dem 11. Lebensjahr von dem auch als Schlaf- oder Nachtterror bekannten Pavor nocturnus betroffen. Diese meist nur wenige Minuten dauernde Störung ist nicht in allen Fällen streng vom Schlafwandeln abzugrenzen und imponiert durch ein typischerweise mit einem Schrei beginnenden teilweisen Erwachen aus dem Tiefschlaf heraus. Auch dabei kann es sein, dass die Kinder aus dem Bett springen. Charakteristisch für den Nachtterror ist eine intensive, vom Kind durchlebte Angst, die von einer Aktivierung des autonomen Nervensystems mit beschleunigtem Herzschlag und Atmung sowie Rötung der Haut begleitet ist. Bei beiden Formen der Schlafstörung gelten Faktoren wie Schlafmangel, Stress und Fieber aus Auslöser. Beide treten familiär gehäuft auf und verlieren sich meist großteils im Erwachsenenalter.
Auch bei der verhaltensabhängigen Insomnie in der Kindheit stellen Ein- und Durchschlafstörungen die Leitsymptome dar. Dabei sind zwei Hauptgruppen zu unterschieden. Der sleep onset association type (übersetzt etwa der „Organisiertes Einschlafen Typ“) braucht beispielsweise gewisse Objekte und Rituale, um Schlaf zu finden. Beim limit-setting type (übersetzt etwa der „Typ, dem man erzieherische Grenzen setzen muss“) führt eine übertrieben großzügige Erziehung zu einer Verweigerungshaltung des Kindes, die letztlich ebenfalls in Schlafstörungen gipfelt.[11]
(→ Hauptartikel Emotionale Störungen des Kindesalters, Exzessives Schreien im Säuglingsalter, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und Störung des Sozialverhaltens)
Die klinischen Symptome durch Schlafstörungen sind bei Kindern sehr ähnlich denen der Erwachsenen. Hinzu kommt jedoch noch, dass dabei nicht nur das Kind, sondern auch die Eltern erheblich leiden. So können negativ aggressiv besetzte Emotionen dem Kind gegenüber entstehen oder es kann sogar die elterliche Partnerschaft bedroht sein.[11]
Weblinks
- Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
- kindergesundheit-info.de – Schlafstörungen, Schlafprobleme im Kindes- und Jugendalter: Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Einzelnachweise
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