Die Zeit von Sergio Perez bei Red Bull Racing dürfte nach vier Saisons vorüber sein.
Am Montag nach dem Grand Prix in Abu Dhabi treffen sich die Granden zu einem Shareholder-Meeting, bei dem das Ende des Mexikaners als Stammfahrer beim österreichischen Team besiegelt werden dürfte.
Die massiven Leistungsabfälle, speziell zur Mitte der Saison, ziehen sich durch seine gesamte Zeit bei Red Bull. 2024 sollten sich diese aber auch auf die Konstrukteurs-WM auswirken. Zwischen Perez und Max Verstappen liegen unglaubliche 285 Punkte Differenz - 77 Zähler fehlen auf das Weltmeisterteam McLaren.
Perez seit Anfang Mai nicht mehr in den Top-5
Nach drei zweiten und einem dritten Platz in den ersten fünf Rennen der Saison sowie Rang vier in Miami Anfang Mai sollte es dem Routinier kein einziges Mal gelingen, in die Top-5 zu fahren.
Grund genug für Red Bull, nicht länger am Mexikaner festzuhalten. Den Verantwortlichen schwebt für Perez eher eine Rolle als Reservefahrer und Markenbotschafter vor - den Gefallen eines vorzeitigen Karriereendes wird der Routinier Red Bull nicht machen, wodurch dann nur eine Vertragsauflösung samt monetärer Kompensation übrig bleibt.
Ersatz gibt es für den 34-Jährigen zur Genüge - sowohl Red-Bull-intern, als auch extern.
Liam Lawson
Die heißeste Aktie auf das Perez-Erbe dürfte Liam Lawson sein.
Der Neuseeländer, der 2023 für den verletzten Daniel Ricciardo eingesprungen ist und heuer seit Austin den Platz vom Australier übernommen hat, ist Red-Bull-Junior, ein Platz für 2025 in einem der beiden Teams ist ihm sicher - wird es auch das Cockpit neben Max Verstappen?
Der 22-Jährige hat in den Nachwuchs-Klassen durchaus aufzeigen können: 2018 wird er in der Deutschen Formel 4 Zweiter, 2020 in der Formel 3 holt er Platz fünf, in der Formel 2 fährt er 2021 zu Rang neun, 2022 zu Platz drei. Trotz einiger Rennsiege hat es jedoch zu keinem Nachwuchs-Titel gereicht.
Ein Ausflug in die DTM 2021 und 2023 in die japanische Super Formula enden immerhin jeweils mit dem zweiten Platz in der Gesamtwertung.
Für die Racing Bulls hat Lawson in seinen erst elf Renneinstätzen bereits dreimal punkten können und in Singapur 2023, sowie heuer in Austin und Brasilien je einen neunten Rang zu Buche stehen.
Yuki Tsunoda
Die Leistungen des Japaners sprechen eigentlich für ein Engagement beim Red-Bull-Hauptteam. 91 Punkte hat Tsunoda bereits für das Schwester-Team Alphatauri/Racing Bulls in seinen vier Jahren einfahren können.
Das ist auch an der Führungsriege rund um Teamchef Christian Horner nicht vorübergegangen. Trotzdem dürfte man dem 24-Jährigen nicht zutrauen, neben Verstappen zu performen.
Obwohl er Lawson und auch Daniel Ricciardo Großteils im Griff gehabt hat, wird gemutmaßt, dass er unter Druck Fehler macht. Fahrerisch spricht nichts gegen ihn, jedoch hat der Japaner seine Schwächen im technischen Feedback, was speziell im Vergleich mit dem "Honeybadger" aufgefallen ist.
Tsunoda ist seit 2019 im Red-Bull-Förderprogramm, gilt jedoch eher als Honda-Schützling denn als Bullen-Junior. Nach der kommenden Saison wechselt Honda als Motorenlieferant zu Aston Martin.
Nachdem beim Japaner heuer die Option gezogen worden ist, läuft sein Vertrag noch bis Ende 2025.
Isack Hadjar
Der 20-Jährige gilt als eine der heißesten Aktien in den unteren Kategorien bei Red Bull.
Vergangenes Wochenende hat der Franzose seine Ambitionen auf die Formel-2-Krone bereits nach dem Start begraben müssen, nachdem sein Wagen ins "Anti-Stall" geschaltet hat, um den Motor nicht abzuwürgen.
Den Titel holt sich der kommende Sauber-Fahrer Gabriel Bortoleto. Für Hadjar ist es der erste Top-3-Platz in der Gesamtwertung in den Formel-Nachwuchsserien.
Christian Horner hat sich bereits nach seinem Einsatz im ersten Freien Training von Abu Dhabi zufrieden gezeigt. Dass der gebürtige Pariser am Funk etwas hitzig rübergekommen ist, stört den Teamchef nicht.
Für einen Platz neben Max Verstappen ist es noch zu früh, dafür wird Hadjar aber wohl im Cockpit neben Tsunoda bei den Racing Bulls Platz nehmen.
Carlos Sainz
Der scheidende Ferrari-Pilot hat im Sommer bereits bei Williams unterschrieben - ganz ausgeschlossen ist eine Rückkehr in den Bullen-Stall bis zuletzt nicht gewesen.
Der Spanier dürfte in seinem Williams-Vertrag wohl eine Ausstiegsklausel besitzen, die es ihm ermöglichen könnte, jederzeit bei einem der Top-Teams unterzukommen. Sainz selbst schließt jedoch im F1-Podcast "Beyond The Grid" eine Rückkehr aus.
In den vergangenen Monaten ist es ohnehin still um den 30-Jährigen geworden, wenn es um das Cockpit von Perez geht. Als Horner beim Brasilien-Grand-Prix im Williams Motorhome gesichtet worden ist, sollen Gespräche um eine Ablöse von Franco Colapinto geführt worden sein - aber tatsächlich keine über Sainz?
Der Sohn von Rallye-Legende Carlos Sainz senior ist im Hause Red Bull kein Unbekannter: So hat der Spanier seine ersten beiden F1-Saisons bei Toro Rosso verbracht, 2017 ist er Mitte des Jahres zu Renault gewechselt.
Der 30-Jährige ist mit 206 Grand-Prix-Starts und sechs Rennsiegen ein erfahrener und vor allem konstanter Pilot - Eigenschaften, die Red Bull absolut zu Gute kommen würden. Eine Sainz-Rückkehr dürfte für die Bullen aber kein Thema sein.
Daniel Ricciardo
Nicht wenige Fans wünschen sich ein erneutes Comeback von Ricciardo. Die Türe bei Red Bull scheint jedoch nicht wieder aufzugehen.
Der Australier hat sein Talent seit seinem Abgang bei Renault 2020 nur sporadisch aufblitzen lassen. Nach dem Rennen in Singapur ist der "Honeybadger" durch Liam Lawson ersetzt worden.
Gänzlich ausgeschlossen ist ein Comeback des 35-Jährigen in der Formel 1 nicht, allerdings nicht bei den Racing Bulls. Ricciardo wird mit einem Platz bei Cadillac in Verbindung gebracht, das ab 2026 in der Königsklasse an den Start gehen wird.
Zhou Guanyu
Sauber und Zhou gehen nach drei Jahren getrennte Wege - vielen Fans bleibt der Chinese eher für seinen wilden Crash in Silverstone 2022 in Erinnerung als als Punktefahrer.
Wirklich glänzen hat der 25-Jährige im Sauber-Cockpit nicht zu können vermocht. Für Zhou würde wohl einzig der finanzielle Aspekt seiner Sponsoren sprechen, die den Abgang von Perez und dessen Geldgebern ausgleichen würden.
In 68 Grand-Prix-Starts hat es der Chinese sieben Mal in die Punkte-Ränge geschafft und insgesamt 16 Zähler für Sauber geholt.
Valtteri Bottas
Nach Zhou trennt sich Sauber auch von seinem zweiten Stammfahrer: Valtteri Bottas.
Der Finne würde durchaus Sinn machen, das Perez-Erbe anzutreten. Bottas würde einiges an Erfahrung mitnehmen, speziell was den WM-Kampf angeht. Außerdem ist er es aus seiner Mercedes-Zeit gewohnt, die zweite Geige zu einem Weltmeister zu spielen.
Das Interesse am 35-Jährigen dürfte sich jedoch in Grenzen halten. Wie Bottas erst kürzlich erwähnt hat, soll er bei einer Anfrage in der Vergangenheit ein deutliches "nein" kassiert haben.
Der Finne dürfte wohl als Ersatz-Fahrer bei seinem Ex-Team Mercedes anheuern.
Franco Colapinto
Der Argentinier hat ab Monza das Cockpit von Logan Sargeant bei Williams übernommen und speziell zu Beginn abgeliefert.
Mit den Plätzen acht und zehn in Baku und Austin hat Colapinto im Gegensatz zum US-Amerikaner sogar Punkte einfahren können. Zwischenzeitlich dürfte der 21-Jährige sogar ganz vorne auf der Wunschliste von Red Bull gestanden haben.
Zuletzt ist der argentinische Pilot aber eher durch Crashes aufgefallen, wodurch das österreichische Brause-Team wohl das Interesse verloren hat. Für kommende Saison bleibt Colapinto wohl nur die Ersatzrolle bei Williams.