Taranatha

tibetischer Lama der Jonang-Schule

Taranatha (Sanskrit तारानाथ IAST Tārānātha, tibetisch ཏ་་ར་ན་ཐ་ Wylie ta ra na tha[1], eigtl. Künga Nyingpo, tibetisch ཀུན་དགའ་སྙིང་པོ་ kun dga' snying po; geb. 1575 in Drong; gest. 1634) war ein bedeutender Autor und Lama der Jonang-Schule des tibetischen Buddhismus.

Darstellung Taranathas aus dem 18. Jahrhundert

Taranatha wurde von Khenchen Lungrig Gyatsho (tib.: mkhan chen lung rig rgya mtsho; 16. Jh.) als Trülku seines ehemaligen Lehrers Jetsün Künga Drölchog (tib.: rje btsun kun dga' grol mchog; 1507-1565/1566) anerkannt. Er wurde in den Lehren der Jonang, Kadam, Shalu, Sakya, Shangpa und Kamtshang-Kagyü (Wangchug Dorje) unterrichtet. Ferner wurde Taranatha u. a. Schüler des indischen Mönchs Pandita Buddhanatha.

1615 gründete Taranatha das Kloster Tagten Phüntshog Ling (tib.: rtag brtan phun tshogs gling) in Tsang, das bis 1650 ein Hauptzentrum der Jonangpa war.

Kurz nach der Gründung Tagten Phüntshog Lings soll Taranatha Tibet verlassen haben und in die Mongolei gegangen sein, was historisch allerdings umstritten ist, da über seine dortigen Jahre so gut wie nichts bekannt ist.

Die Überlieferung, Taranatha sei 1634 in der Mongolei gestorben, kann als eine wesentliche Grundlage für die unter dem 5. Dalai Lama erfolgte „Vereinnahmung“ des Jonang Taranatha für die Gelugpa gesehen werden. Der 5. Dalai Lama proklamierte Taranatha als eine Manifestation des überaus beliebten Bodhisattva Manjushri, womit er sich das Wohlwollen der Chalcha sicherte. Indem er den 1. Jebtsundamba Khutukhtu als Reinkarnation Taranathas anerkannte, nahm er den Sakyapa und Jonangpa die Möglichkeit, diese Inkarnationsfolge selbst zu bestimmen und Taranathas Prestige für sich zu nutzen. Indem sich der Penchen Lama und der Dalai Lama seiner Ordination und Ausbildung annahmen, machten sie aus ihm einen Lehrer der Gelugpa.[2]

Giuseppe Tucci zufolge wurde Taranathas Körper nach traditionellen Angaben in einen Fluss geworfen und soll nach Tibet zurückgetrieben sein. Ein großer silberner Chörten in Dzingji soll die sterblichen Überreste Taranathas enthalten.[3]

Unter Taranathas zahlreichen Beiträgen zur tibetischen Literatur ist sein 1608 erschienenes Grundlagenwerk, die Geschichte des Buddhismus in Indien (rgya gar chos 'byung), besonders bekannt. Weitere Werke sind u. a. eine Autobiografie, eine Geschichte des Kalachakra-Tantra, eine Geschichte der Tara-Verehrung und ein Werk zu den „fünf Lehren des Maitreya“. Die Jonang Foundation hat Kataloge zweier unterschiedlicher Editionen seiner gesammelten Werke erstellt.[4]

Literatur

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  • Jeffrey Hopkins: The Essence of Other-Emptiness. ByTāranātha. Snow Lion, Ithaca 2007.
  • Klaus-Dieter Mathes: Tāranātha’s Twenty-One Differences with regard to the Profound Meaning – Comparing the Views of the Two gŹan stoṅ Masters Dolpopa and Śakya mchog ldan. In: Journal of the International Association of Buddhist Studies, Vol. 27, No. 2, 2004, S. 285–328.
  • Klaus-Dieter Mathes: Tāranātha’s Presentation of trisvabhāva in the gŹan stoṅ sñiṅ po. In: Journal of the International Association of Buddhist Studies, Vol. 23, No. 2, 2000, S. 105–125.
  • Rolf Scheuermann: Das gZhan stong dbu ma’i rgyan des rJe btsun Tāranātha Kun dga' snying po. Diplomarbeit, Universität Wien, 2010.
  • Tāranātha’s Geschichte des Buddhismus in Indien. Aus dem Tibetischen übersetzt von Anton Schiefner. Kais. Akademie der Wissenschaften 1869. XII. St. Petersburg 1869; archive.org.
  • Tāranātha’s Edelsteinmine, das Buch von den Vermittlern der sieben Inspirationen. Aus dem Tibetischen übers. von Albert Grünwedel. Imprimerie de l’Académie Impériale des Sciences, Petrograd 1914; archive.org
  • Tharanatha; Chattopadhyaya, Chimpa, Alaka, trans. History of Buddhism in India, Motilal Books UK, 2000, ISBN 81-208-0696-4.
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Einzelnachweise

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  1. tbrc.org (Memento des Originals vom 22. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tbrc.org
  2. Andreas Gruschke: Der Jonang-Orden – Gründe für den Niedergang, Voraussetzungen für das Überleben und aktuelle Lage einer vorgeblich erloschenen tibetisch-buddhistischen Schulrichtung.
  3. The Life of Zanabazar. (Memento des Originals vom 6. Februar 2004 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zanabazar.mn zanabazar.mn; Zanabazars First Trip to Tibet
  4. jonangfoundation.org (Memento des Originals vom 14. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jonangfoundation.org