„Mirabilit“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
CactusBot (Diskussion | Beiträge)
K Bot: Parameterwerte der Vorlage:Infobox Mineral ergänzt bzw. angepasst
entfernten Parameter "Mineralname" wieder ergänzt, Raumgruppendaten ergänzt, Einzelnachweise zusammengefasst
Zeile 1: Zeile 1:
{{Infobox Mineral
{{Infobox Mineral
| Mineralname = Mirabilit
| Bild = Mirabilite, gypsum-470611.jpg
| Bild = Mirabilite, gypsum-470611.jpg
| Bildbeschreibung = Mirabilit-Ader in einer Gipsschicht
| Bildbeschreibung = Mirabilit-Ader in einer Gipsschicht
| Andere_Namen = * Glaubersalz
| Andere_Namen = * Glaubersalz
| Chemismus = Na<sub>2</sub>[SO<sub>4</sub>]&nbsp;•&nbsp;10H<sub>2</sub>O<ref name="StrunzNickel">{{Literatur| Autor= [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]], Ernest H. Nickel | Titel= Strunz Mineralogical Tables | Auflage= 9. | Verlag= E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) | Ort= Stuttgart | Jahr= 2001 | Seiten= 392 | ISBN= 3-510-65188-X}}</ref>
| Chemismus = Na<sub>2</sub>[SO<sub>4</sub>]·10H<sub>2</sub>O<ref name="StrunzNickel" />
| Mineralklasse = Sulfate (und Verwandte)
| Mineralklasse = Sulfate (und Verwandte)
| Kurzform_Strunz_9 = 07.CD.10
| Kurzform_Strunz_9 = 07.CD.10
Zeile 9: Zeile 10:
| Kurzform_Dana = 29.02.02.01
| Kurzform_Dana = 29.02.02.01
| Kristallsystem = monoklin
| Kristallsystem = monoklin
| Kristallklasse = monoklin-prismatisch 2/''m''<ref name="Webmineral">[http://webmineral.com/data/Mirabilite.shtml Webmineral - Mirabilite] (englisch)</ref>
| Kristallklasse = monoklin-prismatisch; 2/''m''<ref name="Webmineral" />
| Raumgruppe =
| Raumgruppe = ''P''2<sub>1</sub>/''c''
| Raumgruppen-Nr =
| Raumgruppen-Nr = 14
| Farbe = farblos, weiß, gelblichweiß, grünlichweiß
| Farbe = farblos, weiß, gelblichweiß, grünlichweiß
| Strichfarbe = weiß
| Strichfarbe = weiß
| Mohshärte = 1,5 bis 2,5<ref name="Datenblatt">[http://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/mirabilite.pdf Handbook of Mineralogy - Mirabilite] (englisch, PDF 66,6 kB)</ref>
| Mohshärte = 1,5 bis 2,5<ref name="Datenblatt" />
| Dichte = gemessen: 1,464 ; berechnet: 1,467<ref name="Datenblatt" />
| Dichte = gemessen: 1,464 ; berechnet: 1,467<ref name="Datenblatt" />
| Glanz = Glasglanz, matt
| Glanz = Glasglanz, matt
Zeile 23: Zeile 24:
| häufige_Kristallflächen =
| häufige_Kristallflächen =
| Zwillingsbildung = selten Kreuzungszwillinge nach {001} und {100}
| Zwillingsbildung = selten Kreuzungszwillinge nach {001} und {100}
| Brechungsindex = n<sub>α</sub> = 1,396, n<sub>β</sub> = 1,410, n<sub>γ</sub> = 1,419<ref name="Mindat">[http://www.mindat.org/min-2725.html Mindat - Mirabilite] (englisch)</ref>
| Brechungsindex = n<sub>α</sub> = 1,396, n<sub>β</sub> = 1,410, n<sub>γ</sub> = 1,419<ref name="Mindat" />
| Doppelbrechung = δ = 0,023<ref name="Mindat" />
| Doppelbrechung = δ = 0,023<ref name="Mindat" />
| Optischer_Charakter = zweiachsig negativ
| Optischer_Charakter = zweiachsig negativ
Zeile 38: Zeile 39:
}}
}}


'''Mirabilit''', auch als ''natürliches [[Glaubersalz]]'' (in älterer Literatur auch ''[[gediegen]]es Glaubersalz<ref>F. A. Reuss: ''Ueber ein gediegenes Glaubersalz in der Gegend von Saidschütz und Saidlitz, in: ''Crell’s Chemischen Annalen'', Band 2 (1791), S. 18 (zitiert in ''Encyklopädie der gesammten Chemie'', Band 1, Teile 1-3, S. 433 ([http://books.google.de/books?id=s-M4AAAAMAAJ&pg=PA433&lpg=PA433&dq=Gediegen+Glaubersalz+Reuss&source=bl&ots=6lq3Ju7BFI&sig=tfwCxKK3I06ASgCRedeoSDV6pEw&hl=de&ei=gXVmTsPmCovU4QSx4pmzCg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CDgQ6AEwBQ#v=onepage&q&f=false online verfügbar bei Google-Buchsuche], abgerufen 6. September 2011)</ref>''), ist ein eher selten vorkommendes [[Mineral]] aus der [[Systematik der Minerale|Mineralklasse]] der [[Sulfate]] ([[#Klassifikation|und Verwandte]]). Es kristallisiert im [[Monoklines Kristallsystem|monoklinen Kristallsystem]] mit der chemischen Zusammensetzung Na<sub>2</sub>[SO<sub>4</sub>]&nbsp;•&nbsp;10H<sub>2</sub>O<ref name="StrunzNickel" />, ist also chemisch gesehen ein [[Kristallwasser|wasserhaltiges]] [[Natriumsulfat]].
'''Mirabilit''', auch als ''natürliches [[Glaubersalz]]'' (in älterer Literatur auch ''[[gediegen]]es Glaubersalz<ref name="Reuss" />''), ist ein eher selten vorkommendes [[Mineral]] aus der [[Systematik der Minerale|Mineralklasse]] der [[Sulfate]] ([[#Klassifikation|und Verwandte]]). Es kristallisiert im [[Monoklines Kristallsystem|monoklinen Kristallsystem]] mit der chemischen Zusammensetzung Na<sub>2</sub>[SO<sub>4</sub>]·10H<sub>2</sub>O<ref name="StrunzNickel" />, ist also chemisch gesehen ein [[Kristallwasser|wasserhaltiges]] [[Natriumsulfat]].


Mirabilit entwickelt meist kurz- bis langprismatische [[Kristall]]e bis etwa 10&nbsp;cm Länge, aber auch blockförmige, körnige oder massige [[Mineral-Aggregat]]e und krustige Überzüge. Frische Proben sind zunächst durchsichtig und farblos mit glas[[Glanz|glänzenden]] Oberflächen. In trockener Luft [[Dehydratisierung (Chemie)|dehydratisiert]] Mirabilit aber sehr schnell, das heißt er verliert sein Kristallwasser und trocknet aus, wobei er sich in [[Thenardit]] umwandelt und matt-weiß anläuft. Durch Fremdbeimengungen kann Mirabilit auch eine gelblichweiße bis grünlichweiße Farbe annehmen.
Mirabilit entwickelt meist kurz- bis langprismatische [[Kristall]]e bis etwa 10&nbsp;cm Länge, aber auch blockförmige, körnige oder massige [[Mineral-Aggregat]]e und krustige Überzüge. Frische Proben sind zunächst durchsichtig und farblos mit glas[[Glanz|glänzenden]] Oberflächen. In trockener Luft [[Dehydratisierung (Chemie)|dehydratisiert]] Mirabilit aber sehr schnell, das heißt er verliert sein Kristallwasser und trocknet aus, wobei er sich in [[Thenardit]] umwandelt und matt-weiß anläuft. Durch Fremdbeimengungen kann Mirabilit auch eine gelblichweiße bis grünlichweiße Farbe annehmen.
Zeile 51: Zeile 52:


== Etymologie und Geschichte ==
== Etymologie und Geschichte ==
Der Name Mirabilit geht auf die lateinische Bezeichnung „sal mirabilis“ zurück, was soviel wie ''erstaunliches Salz'' bedeutet. [[Johann Rudolph Glauber]] (1604–1670), wählte diese Bezeichnung, als er 1626 bei der Analyse von Mineralwasser ein unbekanntes Salz mit abführender Wirkung entdeckte. 1658 konnte er das Salz auch künstlich durch Reaktion von Kochsalz mit [[Schwefelsäure]] herstellen.<ref>James C. Hill: ''Johann Glauber's discovery of sodium sulfate - Sal Mirabile Glauberi.'' In: ''Journal of Chemical Education.'' 56, 1979, S.&nbsp;593, {{DOI|10.1021/ed056p593}}.</ref> Nach der Entdeckung von natürlichem Natriumsulfat benannte [[Wilhelm Ritter von Haidinger]] das neue Mineral 1845 nach der alten Bezeichnung „sal mirabilis“ Mirabilit.
Der Name Mirabilit geht auf die lateinische Bezeichnung „sal mirabilis“ zurück, was soviel wie ''erstaunliches Salz'' bedeutet. [[Johann Rudolph Glauber]] (1604–1670), wählte diese Bezeichnung, als er 1626 bei der Analyse von Mineralwasser ein unbekanntes Salz mit abführender Wirkung entdeckte. 1658 konnte er das Salz auch künstlich durch Reaktion von Kochsalz mit [[Schwefelsäure]] herstellen.<ref name="Hill" /> Nach der Entdeckung von natürlichem Natriumsulfat benannte [[Wilhelm Ritter von Haidinger]] das neue Mineral 1845 nach der alten Bezeichnung „sal mirabilis“ Mirabilit.


== Klassifikation ==
== Klassifikation ==
Zeile 66: Zeile 67:
Mirabilit bildet sich in [[Evaporit|Evaporiten]] unter [[Arides Klima|ariden]] Bedingungen. Es kristallisiert dort aus übersättigten [[Natriumsulfat|Natriumsulfatlösungen]] aus, wie sie an salzhaltigen Quellen oder in [[Salztonebene|Salztonebenen]] anzutreffen sind. [[Paragenese|Begleitminerale]] sind neben Thénardit unter anderm noch [[Aphthitalit]], [[Blödit]], [[Epsomit]], [[Gips]], [[Glauberit]], [[Halit]] und [[Trona (Mineral)|Trona]].
Mirabilit bildet sich in [[Evaporit|Evaporiten]] unter [[Arides Klima|ariden]] Bedingungen. Es kristallisiert dort aus übersättigten [[Natriumsulfat|Natriumsulfatlösungen]] aus, wie sie an salzhaltigen Quellen oder in [[Salztonebene|Salztonebenen]] anzutreffen sind. [[Paragenese|Begleitminerale]] sind neben Thénardit unter anderm noch [[Aphthitalit]], [[Blödit]], [[Epsomit]], [[Gips]], [[Glauberit]], [[Halit]] und [[Trona (Mineral)|Trona]].


Als eher seltene Mineralbildung kann Mirabilit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist es aber wenig verbreitet. Bisher (Stand: 2011) sind etwas mehr als 150 Fundorte bekannt.<ref>[http://www.mindat.org/show.php?id=2725&ld=2#themap Mindat - Anzahl der Fundorte für Mirabilit]</ref>
Als eher seltene Mineralbildung kann Mirabilit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist es aber wenig verbreitet. Bisher (Stand: 2011) sind etwas mehr als 150 Fundorte bekannt.<ref name="MindatAnzahl" />


In Deutschland wurde das Mineral unter anderem bei [[Heringen (Werra)|Heringen]] und [[Philippsthal (Werra)|Philippsthal]] im hessischen [[Werra]]tal; bei [[Hänigsen]], [[Wathlingen]] und am [[Lüneburger Kalkberg]] in Niedersachsen; bei [[Friedland (Mecklenburg)|Friedland]] in Mecklenburg-Vorpommern; in der Gipsgrube „Mathias“ bei [[Rammelfangen]] im Saarland sowie in der Grube „Willi Agatz“ bei Dresden in Sachsen gefunden.
In Deutschland wurde das Mineral unter anderem bei [[Heringen (Werra)|Heringen]] und [[Philippsthal (Werra)|Philippsthal]] im hessischen [[Werra]]tal; bei [[Hänigsen]], [[Wathlingen]] und am [[Lüneburger Kalkberg]] in Niedersachsen; bei [[Friedland (Mecklenburg)|Friedland]] in Mecklenburg-Vorpommern; in der Gipsgrube „Mathias“ bei [[Rammelfangen]] im Saarland sowie in der Grube „Willi Agatz“ bei Dresden in Sachsen gefunden.
Zeile 81: Zeile 82:


== Verwendung ==
== Verwendung ==
<!--=== als Baustoff ===-->
<!--=== als Pigment ===-->
=== als Rohstoff ===
=== als Rohstoff ===
Mirabilit ist ein Rohstoff zur Herstellung von [[Natriumcarbonat|Soda]].
Mirabilit ist ein Rohstoff zur Herstellung von [[Natriumcarbonat|Soda]].

<!--=== in der Chemie ===-->


=== in der Medizin ===
=== in der Medizin ===
Zeile 96: Zeile 93:
== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste der Minerale]]
* [[Liste der Minerale]]

== Einzelnachweise ==
<references />


== Literatur ==
== Literatur ==
Zeile 110: Zeile 104:
*[http://web.archive.org/web/20110629132721/http://www.gc.maricopa.edu/earthsci/imagearchive/mirabilite.htm Maricopa.edu (Archivseite): ''Glendale Community College - Earth Science Image Archive - Mirailite]
*[http://web.archive.org/web/20110629132721/http://www.gc.maricopa.edu/earthsci/imagearchive/mirabilite.htm Maricopa.edu (Archivseite): ''Glendale Community College - Earth Science Image Archive - Mirailite]
*[http://minsocam.org/MSA/collectors_corner/arc/mirabilite1.htm American Mineralogist (1917)]
*[http://minsocam.org/MSA/collectors_corner/arc/mirabilite1.htm American Mineralogist (1917)]

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Datenblatt">
''Mirabilite'', in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): ''Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America'', 2001 ([http://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/mirabilite.pdf PDF 66,6 kB])
</ref>
<ref name="Hill">
James C. Hill: ''Johann Glauber's discovery of sodium sulfate - Sal Mirabile Glauberi.'' In: ''Journal of Chemical Education.'' 56, 1979, S.&nbsp;593, {{DOI|10.1021/ed056p593}}
</ref>
<ref name="Mindat">
[http://www.mindat.org/min-2725.html Mindat - Mirabilite] (englisch)
</ref>
<ref name="MindatAnzahl">
[http://www.mindat.org/show.php?id=2725&ld=2#themap Mindat - Anzahl der Fundorte für Mirabilit]
</ref>
<ref name="Reuss">
{{Google Buch | BuchID=s-M4AAAAMAAJ | Seite=433 | Linktext=F. A. Reuss: ''Ueber ein gediegenes Glaubersalz in der Gegend von Saidschütz und Saidlitz, in: ''Crell’s Chemischen Annalen'', Band 2 (1791), S. 18 (zitiert in ''Encyklopädie der gesammten Chemie'', Band 1, Teile 1-3, S. 433}}
</ref>
<ref name="StrunzNickel">
{{Literatur| Autor= [[Karl Hugo Strunz|Hugo Strunz]], Ernest H. Nickel | Titel= Strunz Mineralogical Tables | Auflage= 9. | Verlag= E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller) | Ort= Stuttgart | Jahr= 2001 | Seiten= 392 | ISBN= 3-510-65188-X}}
</ref>
<ref name="Webmineral">
[http://webmineral.com/data/Mirabilite.shtml Webmineral - Mirabilite] (englisch)
</ref>
</references>





Version vom 11. Januar 2013, 11:39 Uhr

Mirabilit
Mirabilit-Ader in einer Gipsschicht
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen
  • Glaubersalz
Chemische Formel Na2[SO4]·10H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (und Verwandte)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/C.21
07.CD.10
29.02.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[2]
Raumgruppe (Nr.) P21/c (Nr. 14)
Zwillingsbildung selten Kreuzungszwillinge nach {001} und {100}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5 bis 2,5[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,464 ; berechnet: 1,467[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}, deutlich bis undeutlich nach {010} und {001}[3]
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe farblos, weiß, gelblichweiß, grünlichweiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, matt
Kristalloptik
Doppelbrechung δ = δ = 0,023[4]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 75°; berechnet: 74°[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht wasserlöslich und austrocknend
Besondere Merkmale kalter, salziger bis bitterer Geschmack; vor dem Lötrohr gelbe Flamme (Na)

Mirabilit, auch als natürliches Glaubersalz (in älterer Literatur auch gediegenes Glaubersalz[5]), ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate (und Verwandte). Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na2[SO4]·10H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natriumsulfat.

Mirabilit entwickelt meist kurz- bis langprismatische Kristalle bis etwa 10 cm Länge, aber auch blockförmige, körnige oder massige Mineral-Aggregate und krustige Überzüge. Frische Proben sind zunächst durchsichtig und farblos mit glasglänzenden Oberflächen. In trockener Luft dehydratisiert Mirabilit aber sehr schnell, das heißt er verliert sein Kristallwasser und trocknet aus, wobei er sich in Thenardit umwandelt und matt-weiß anläuft. Durch Fremdbeimengungen kann Mirabilit auch eine gelblichweiße bis grünlichweiße Farbe annehmen.

Mit einer Mohshärte von 1,5 bis 2,5 gehört Mirabilit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Gips (2) mit dem Fingernagel ritzen lassen.

Besondere Eigenschaften

Seltener, bläulich gefärbter Mirabilit aus Martinach in der Schweiz

Mirabilit ist nicht nur empfindlich gegen Austrocknung, sondern auch leicht wasserlöslich und schmilzt selbst in seinem eigenen Kristallwasser. Auch bei zu hoher Luftfeuchtigkeit zerfließen die Kristalle relativ schnell. Mineralproben sollten daher immer in luftdichten Behältern aufbewahrt werden.

Auf der Zunge fühlt sich Mirabilit zunächst kühl an, schmeckt dann aber salzig bis bitter.[3] Vor dem Lötrohr zeigt sich eine gelbe Flammenfärbung, was ein Hinweis auf den Natriumgehalt ist.

Etymologie und Geschichte

Der Name Mirabilit geht auf die lateinische Bezeichnung „sal mirabilis“ zurück, was soviel wie erstaunliches Salz bedeutet. Johann Rudolph Glauber (1604–1670), wählte diese Bezeichnung, als er 1626 bei der Analyse von Mineralwasser ein unbekanntes Salz mit abführender Wirkung entdeckte. 1658 konnte er das Salz auch künstlich durch Reaktion von Kochsalz mit Schwefelsäure herstellen.[6] Nach der Entdeckung von natürlichem Natriumsulfat benannte Wilhelm Ritter von Haidinger das neue Mineral 1845 nach der alten Bezeichnung „sal mirabilis“ Mirabilit.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Mirabilit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Syngenit die „Mirabilit-Syngenit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/C.21 und den weiteren Mitgliedern Eugsterit, Hydroglauberit, Koktait, Lecontit, Matteuccit, und Wattevillit bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Mirabilit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.CD.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mirabilit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 29.02.02 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate mit (A+)2XO4 • x(H2O)“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Westlicher Nebenarm des Salt Creek im Death-Valley-Nationalpark. Die Krusten und Ausblühungen am Kanalrand stromaufwärts bestehen größtenteils aus Mirabilit.
Pseudomorphose von Thénardit nach Mirabilit aus Boron (Kramer Distrikt), Kern County, Kalifornien (Größe: 5,9 x 5,4 x 4,9 cm)

Mirabilit bildet sich in Evaporiten unter ariden Bedingungen. Es kristallisiert dort aus übersättigten Natriumsulfatlösungen aus, wie sie an salzhaltigen Quellen oder in Salztonebenen anzutreffen sind. Begleitminerale sind neben Thénardit unter anderm noch Aphthitalit, Blödit, Epsomit, Gips, Glauberit, Halit und Trona.

Als eher seltene Mineralbildung kann Mirabilit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist es aber wenig verbreitet. Bisher (Stand: 2011) sind etwas mehr als 150 Fundorte bekannt.[7]

In Deutschland wurde das Mineral unter anderem bei Heringen und Philippsthal im hessischen Werratal; bei Hänigsen, Wathlingen und am Lüneburger Kalkberg in Niedersachsen; bei Friedland in Mecklenburg-Vorpommern; in der Gipsgrube „Mathias“ bei Rammelfangen im Saarland sowie in der Grube „Willi Agatz“ bei Dresden in Sachsen gefunden.

In Österreich trat Mirabilit bisher vor allem im Salzburger Land auf, wo er in mehreren Gips- und Salzgruben bzw. in Thermalquellen nachgewiesen wurde. Daneben fand sich das Mineral aber auch am Pfennigbach bei Puchberg am Schneeberg in Niederösterreich, in den Salzgruben von Altaussee (Steiermark) und Hall in Tirol sowie in Oberösterreich am Bad Ischler Salzberg, bei Hallstatt und in der Hintersteiner Alp bei Spital am Pyhrn in Oberösterreich.

In der Schweiz fand sich Mirabilit bisher nur in der Gipsgrube bei Birmenstorf im Kanton Aargau und im Salzbergwerk von Bex im Kanton Waadt.

Bekannte Fundorte für Mirabilit sind unter anderem auch die Tăușoare-Höhle in Rumänien und der Nationalpark Death Valley im US-Bundesstaat Kalifornien. Weitere Fundorte liegen in Ägypten, der Antarktis, Argentinien, Australien, Bolivien, Chile, China, England, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Madagaskar, Mexiko, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Russland, der Slowakei, Spanien, Tadschikistan, Tschechien, der Türkei, Turkmenistan, der Ukraine, Ungarn und weiteren Bundesstaaten der USA.[4]

Kristallstruktur

Mirabilit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 10,51 Å; b = 10,37 Å; c = 12,85 Å und β = 107,8° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Verwendung

als Rohstoff

Mirabilit ist ein Rohstoff zur Herstellung von Soda.

in der Medizin

Mirabilit ist chemisch gesehen mit dem Glaubersalz identisch. Wie dieses kann es als Abführmittel (Laxativum) eingesetzt werden. In der traditionellen chinesischen Medizin wird es als Abführmittel unter den Namen máng xiāo (芒硝) eingesetzt.

Siehe auch

Literatur

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 611.
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 5. Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1991, ISBN 3-342-00288-3, S. 666.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 306.
Commons: Mirabilite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 392.
  2. Webmineral - Mirabilite (englisch)
  3. a b c d Mirabilite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 66,6 kB)
  4. a b c Mindat - Mirabilite (englisch)
  5. F. A. Reuss: Ueber ein gediegenes Glaubersalz in der Gegend von Saidschütz und Saidlitz, in: Crell’s Chemischen Annalen, Band 2 (1791), S. 18 (zitiert in Encyklopädie der gesammten Chemie, Band 1, Teile 1-3, S. 433 in der Google-Buchsuche
  6. James C. Hill: Johann Glauber's discovery of sodium sulfate - Sal Mirabile Glauberi. In: Journal of Chemical Education. 56, 1979, S. 593, doi:10.1021/ed056p593
  7. Mindat - Anzahl der Fundorte für Mirabilit