Schulmarketing
Als Schulmarketing bezeichnet man Marketingkampagnen für schulfremde Produkte und Dienstleistungen an Schulen, soweit sie im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten zulässig sind. Es richtet sich an die Zielgruppe der Schüler.
Das Schulmarketing ist vor allem aus rechtlichen und moralischen Gründen umstritten.[1]
Marketing an Schulen
Beim Marketing an Schulen soll die Zielgruppe der Schüler erreicht werden. Dabei müssen die Kampagnen den gesetzlichen Regelungen der einzelnen Bundesländer gerecht werden. Zum Schutz der Kinder ist Produktwerbung außer in Berlin, Bremen und Sachsen-Anhalt in allen anderen Bundesländern verboten.[2] Erlaubt hingegen ist das Sponsoring der Schule, wobei die geltenden Vorschriften mitunter großzügig ausgelegt werden.[2] Schulmarketing wird oft aus moralischen Gründen, wie der Angst vor einer Einflussnahme der Wirtschaftsunternehmen und der Entstehung eines Abhängigkeitsverhältnisses durch übermäßige Konfrontation der Schüler mit Werbemaßnahmen, von Eltern und Lehrern abgelehnt.[1]
Übliche Maßnahmen sind z. B. die Verteilung von Stundenplänen, Malheften, Collegeblöcken, Postkarten oder Informationsplakaten mit darauf platzierten werblichen Botschaften an die Schüler bzw. Schulklassen.
Viele Unternehmen sind im Sponsoring von Schulaktivitäten tätig. Dieses Sponsoring wird dabei oft auch als „gesellschaftliches Engagement“ umschrieben. Aus dem Bereich der Energiebranche beispielsweise bündelt etwa RWE Aktivitäten für Schüler und Schulen in einem Onlineportal; neben Unterrichtsmaterialien, Klassenausflügen, Fortbildungen für Lehrkräfte und Erzieher, Gewinnspielen, Verlosungen werden auch verschiedene Kooperationen angeboten.[3] Ähnliche Aktivitäten werden aber auch von kommunalen Versorgungsunternehmen oder Unternehmen, deren Anteile bei der öffentlichen Hand liegen, angeboten.[4]
Der Verein Lobbycontrol kritisiert, dass dabei gezielt Einfluss auf Schüler genommen werden solle; die Versorger benutzen Kinder als Multiplikatoren und möchten auch Personen aus dem unmittelbaren Umfeld der Projektteilnehmer erreichen.[5] Die beteiligten Schulen sind überzeugt, dass die Lehrer die inhaltliche Einflussnahme kontrollieren können.[6]
Das Schulmarketing wird zunehmend auch als Instrument der strategischen Personalbeschaffung verstanden. Ziel ist es, bei begabten Schülern frühzeitig Interesse an Ausbildungen und Studiengängen zu wecken, an denen das Unternehmen langfristigen Bedarf sieht.[7]
Dazu werden unter anderem die folgenden Maßnahmen genutzt:[8] Finanzierung von Lernmitteln wie Büchern, technischer Ausstattung oder Computern, Spenden für Schulpreise, Veranstaltung von Planspielen, Betriebsbesichtigungen, Vorträge an Schulen über Ausbildungsmöglichkeiten, Praktika und „Schnupperwochen“, Förderung des Schulsports und Gewinnung von Lehrern als Dozenten für die Organisation. Auf die Planung und Umsetzung dieser Kampagnen haben sich verschiedene Agenturen spezialisiert.
Siehe auch
Literatur
- Steffen Hillebrecht: Marketing für Schulen. Rinteln, Merkur Verlag 2001. ISBN 3-8120-0347-3.
Rundfunkberichte
- Claudia Fuchs: Die Schule als Werbeplattform – Der Einfluss von Unternehmen im Klassenzimmer, in SWR2 „Wissen“ vom 21. Dezember 2013
Einzelnachweise
- ↑ a b Schulmarketing: Umstrittene Werbung im Klassenzimmer bei springerprofessional.de, abgerufen am 4. September 2013
- ↑ a b Schulmarketing: Ohne Streuverluste bis ins Klassenzimmer bei handelsblatt.com, abgerufen am 4. September 2013
- ↑ Portal von RWE, abgerufen am 6. Oktober 2013
- ↑ vgl. etwa:Stadtwerke Springe, ein kommunales Versorgungsunternehmen,BS Energy, die Stadtwerke von Braunschweig, oder EnBW, der drittgrößte Versorger in Deutschland
- ↑ Lobbycontrol, Lobbyismus an Schulen, Köln 2013, (u. a. S.10/11)
- ↑ Exxon & Co. – Imagepflege in der Schule? NDR.de
- ↑ Talar Valentina Acemyan-Steffens, Martina Neuhäuser: Aktuelle Wege und Trends der Personalentwicklung, Rekrutierung und Nachfolgeplanung (PDF; 4,3 MB), Arbeitspapier der Hans-Böckler-Stiftung, August 2011, Seite 32
- ↑ K. Moser, J. Zempel: Personalmarketing. In: H. Schuler (Hrsg.): Lehrbuch der Personalpsychologie. 2006, Göttingen, Hogrefe, S. 81