Deutschösterreich, du herrliches Land
Deutschösterreich, du herrliches Land | |
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Alternativer Titel | Renner-Kienzl-Hymne |
Land | Österreich |
Verwendungszeitraum | 1920–1929 (de facto Bundeshymne) |
Text | Karl Renner |
Melodie | Wilhelm Kienzl |
Deutschösterreich, du herrliches Land, auch Renner-Kienzl-Hymne genannt, wurde – wenngleich nie offiziell zur Hymne erhoben – zwischen 1920 und 1929 als Nationalhymne der Ersten Österreichischen Republik angesehen.
Geschichte der Renner-Kienzl-Hymne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Text wurde 1920 von Staatskanzler Karl Renner persönlich gedichtet, die Melodie dazu stammt von Wilhelm Kienzl. Beabsichtigt war, ein republikanisches Gegenstück zur Volkshymne des Kaisertums Österreich zu schaffen.[1]
Renner hatte für Österreich den Vertrag von Saint-Germain vom 10. September 1919 unterzeichnet. Darin wurde der Staat auf Wunsch der Kriegssieger nicht mehr, wie die Provisorische Nationalversammlung im Oktober 1918 festgelegt hatte, als Deutschösterreich, sondern als Republik Österreich bezeichnet, da die Sieger jede offizielle Verbindung zum Deutschen Reich vermeiden wollten und im Vertrag auch den Zusammenschluss der beiden Staaten ausgeschlossen hatten.[2] Renner verwendete den ursprünglichen Namen der Republik im Liedtext dennoch. Daneben benutzte er auch einige weitere Bezeichnungen, welche für den neuen Staat bei der Namenswahl ebenfalls in Betracht gezogen worden waren („Bergländerbund“, „Ostalpenlande“).
Kienzl äußerte sich zur Hymne so:
„Da die kraftvollen, edlen, wenn auch nicht gerade volkstümlich gehaltenen Verse sich von jedweder Parteipolitik fernhalten und nur von der Liebe zum Vaterland sprechen, nahm ich das Angebot Renners an und belastete mich dadurch mit der schweren Verantwortung, die sich für mich unwillkürlich aus dem durch die geschichtliche Entwicklung hervorgerufenen Umstand ergab, für die im tiefsten Herzen jedes Österreichers wurzelnde, in ihrer erhabenen Volkstümlichkeit unerreichbare unsterbliche Melodie Haydns einen Ersatz schaffen zu müssen.“[3]
Die Renner-Kienzl-Hymne konnte sich aber nicht durchsetzen: Die Melodie war für die Masse zu wenig eingängig und der Text wenig mitreißend. Ihre größte Hypothek in den Augen vieler war die Autorschaft des Sozialisten Renner.
Die mangelnde Popularität der Renner-Kienzl-Hymne führte dazu, dass sie von der 1929 amtierenden christlichsozialen Bundesregierung auf Antrag von Heeresminister Carl Vaugoin durch die sogenannte Kernstock-Hymne Sei gesegnet ohne Ende ersetzt wurde,[1] wenngleich dies unter dem Hinweis geschah, dass „die weitere Pflege der Renner-Kienzl-Hymne keineswegs ausgeschlossen“ werden solle, obwohl sie zu offiziellen Anlässen ausdrücklich nicht mehr erklingen dürfe.
Text der Hymne
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1. Deutschösterreich, du herrliches Land, wir lieben dich! |
3. Deutschösterreich, du treusinnig Volk, wir lieben dich! | |
2. Deutschösterreich, du tüchtiges Volk, wir lieben dich! |
4. Deutschösterreich, du Bergländerbund, wir lieben dich! | |
Quelle: Partitur[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste ehemaliger Nationalhymnen
- Österreichische Kaiserhymnen
- Land der Berge, Land am Strome – die Hymne der Zweiten Republik
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Hymne der Republik (ein zeitgenössischer Originalton) (mp3) im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek.
- Partitur Seite 1. In: peter-diem.at. Peter Diem
- Partitur Seite 2. In: peter-diem.at. Peter Diem
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Österreich, ein Land ohne Hymne. In: Der erste Weltkrieg. Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges. m.b.H. (in Eigentum der Republik Österreich), abgerufen am 27. Januar 2019.
- ↑ 1919–1920. In: Die akustische Chronik. Abgerufen am 27. Januar 2019.
- ↑ Stefan Schmidl: Anmerkungen zu Österreichs republikanischen Hymnen. In: Thomas Hochradner, Julia Lienbacher (Hrsg.): Salzburgs Hymnen von 1816 bis heute (= Musikwissenschaft. Band 25). LIT, Wien 2017, ISBN 978-3-643-50803-4, S. 125–134, hier S. 126.
- ↑ Deutsch-Österreich. Hymne. Peter Diem, abgerufen am 27. Januar 2019 (Partitur Seite 1).