Peterhof (Nowgorod)

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Peterhof

Der Peterhof (lat. curia sancti Petri) in Nowgorod war eines von vier Kontoren der Hanse im Spätmittelalter.

Bedeutung

Das östlichste Kontor der Hanse in Nowgorod bestand, zunächst unter dem beherrschenden Einfluss der Genossenschaft der Gotlandfahrer, seit Mitte des 13. Jahrhunderts. Es hat besondere historische Bedeutung, da die inneren Regeln, also die Hofordnung dieses Handelsstützpunkts, Schra oder wegen der sieben überlieferten Fassungen in der Mehrzahl auch Schraen genannt, überliefert sind, so dass die organisatorischen Abläufe heute noch nachvollzogen werden können. Das Kontor bestand in einem von Palisaden umzäunten Stadtviertel von Nowgorod, das nur ein Tor als Zugang hatte. Mittelpunkt war die steinerne, namensgebende Kirche St. Peter, deren Funktion für die dort gleichzeitig anwesenden ca. 200 Kaufleute nebst ihren Gehilfen über die einer Kirche jedoch hinausging. So war die Kirche gleichzeitig Versammlungsort und fester Aufbewahrungsort für Urkunden und Kasse des Kontors, Ort der Waage und Warenlager. Nowgorod war das einzige Hansekontor, das nicht in einem Seehafen lag und auf dem Wasserweg vom Finnischen Meerbusen über die Newa, den Ladogasee und den vom Ilmensee kommenden Wolchow angesteuert wurde. Dazu mussten die Waren auf flachgehende Flussschiffe umgeladen werden. Weil die Reise dorthin schwierig und strapaziös war, blieben die Kaufleute entweder den ganzen Sommer (Sommerfahrer) oder den ganzen Winter (Winterfahrer). Es gab jedoch keine ständig anwesenden Kaufleute oder Gehilfen wie in den anderen drei Kontoren, dem Londoner Stalhof, Bryggen in Bergen oder Brügge. Die Kasse des Kontors wurde während der Abwesenheit nach den Bestimmungen der Schra in der Marienkirche in Visby auf Gotland aufbewahrt.

Das Kontor stand unter der Leitung eines Oldermanns, dessen Machtbefugnisse wegen der Abgelegenheit des Standortes wohl deutlich weitreichender waren als in den anderen Kontoren. Die Oberhoheit lag zunächst entstehungsbedingt bei Visby als Oberhof, ging dann mit dem rasanten Aufstieg Lübecks ab 1293 auf dieses als Oberhof über. Nach einem Handelsboykott gegen Russland durch die Hanse stellte der Lübecker Bürgermeister Johann Niebur 1392 mit der als Kreuzküssung Nieburs bekannt gewordenen Vereinbarung die Verhältnisse auf eine neue Grundlage. Mit dem Aufblühen der livländischen Hansestädte im 15. Jahrhundert wurde auch Lübeck von diesen ab 1442 aus seiner Vormachtstellung gedrängt. Diese Machtkämpfe zeigten die wirtschaftliche Bedeutung dieses östlichen Endpunktes des hanseatischen Handelssystems, an dem die Waren aus Flandern und London (wie Tuche) gegen Urprodukte aus Russland gehandelt wurden. 1494 wurde das Kontor durch Zar Iwan III. geschlossen und zerstört. Der Handel der Hanse, insbesondere Lübecks, verlagerte sich nach einiger Zeit nach Pleskau und Narva. In Nowgorod sind nach den Zerstörungen durch Zar Iwan keine Gebäude der Hansezeit mehr erhalten.

Varia

Wappen der Lübecker Nowgorodfahrer; Stahlstich von 1867 nach einer Zeichnung von Carl Julius Milde eines geschnitzten Wappenschildes von Benedikt Dreyer, 1527
  • Die mittelalterlichen Bildtafeln des Russlandfahrer-Gestühls in der Nikolaikirche in Stralsund gehören zu den raren Darstellungen des Russlandhandels der Hansezeit.
  • Aufschluss über den Handelsverkehr zwischen Deutschen und Russischen Kaufleuten ergibt das 1607 in Pleskau entstandene Gesprächs- und Wörterbuch des Lübecker Kaufmannsgehilfen Tönnies Fonne.
  • Das Wappen der im späten Mittelalter entstandenen Lübecker Kaufleutekompagnie der Nowgorodfahrer ist neben denen der anderen Kompagnien in der Schiffergesellschaft zu sehen. Die Nowgorodfahrer gingen 1853 wie alle anderen Lübecker Kaufmannskompagnien in der Kaufmannschaft zu Lübeck auf, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts und Rechtsnachfolgerin alle Wappen/Siegel der in ihr aufgegangenen Korporationen heute noch in ihrem (Allianz-)Siegel führt.
  • Der heilige Prokop von Ustjug war als Hansekaufmann im Kontor tätig, bevor er Jurodiwy wurde.

Literatur

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