Zum Inhalt springen

ADB:Geier, Florian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Geier, Florian“ von Alfred Stern in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 502–503, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Geier,_Florian&oldid=- (Version vom 16. Dezember 2024, 22:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Geib, Gustav
Band 8 (1878), S. 502–503 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Florian Geyer in der Wikipedia
Florian Geyer in Wikidata
GND-Nummer 118694480
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|502|503|Geier, Florian|Alfred Stern|ADB:Geier, Florian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118694480}}    

Geier: Florian G., stammte aus einem ausgestorbenen fränkischen Adelsgeschlecht, das eine Burg in Giebelstadt bei Würzburg besaß. Seine Jugend liegt im Dunkel. Er war unter denen, welche Götz von Berlichingen 1519 zu Möckmühl gefangen nahmen. Daß er ein Genosse der Sickingen’schen Unternehmung gewesen sei, ist nur Vermuthung. Als der Bauernkrieg Franken ergriff, übernahm er die Führung der Bauern der Rotenburger Landwehr, die, untermischt mit einem Fähnlein angeworbener Landsknechte, unter dem Namen der „schwarzen Schaar“ durch kriegerische Zucht und Rüstung sich auszeichneten. Die schwarze Schaar, wie diejenige Jäcklein Rorbach’s von Böckingen, schlug sich zu dem „hellen, lichten Haufen Odenwalds und Neckarthals“. An dessen Spitze stand Georg Metzler, ein heruntergekommener Wirth aus dem kurmainzischen Flecken Ballenberg, während Wendel Hipler, ehemaliger Kanzler des Grafen von Hohenlohe, ehrgeizig und gewandt, als geistiges Haupt gelten konnte. Ihm kam es darauf an, den Adel für die Bewegung zu gewinnen, indeß Florian G. es allen an Haß gegen seine Standesgenossen zuvorthat und gelegentlich dafür [503] sprach, alle Burgen zu brechen und anzubrennen. Es waren diese Schaaren, welche am 16. April 1525 die That von Weinsberg vollbrachten. Sie jagten den Grafen Ludwig, Helfreich von Helfenstein, Obervogt des Ortes, der sich erst jüngst bei Stuttgarts Vertheidigung gegen Herzog Ulrich tapfer betheiligt hatte, unter Pfeifenklang in ihre Spieße und mißhandelten seine Gemahlin, eine natürliche Tochter Maximilians, die ihren zweijährigen Knaben auf dem Arm, um das Leben des Grafen bat. Nach der Einnahme Heilbronns scheint sich G. mit seiner schwarzen Schaar von der übrigen Masse getrennt zu haben, die, wol auf Hipler’s Rath, Götz von Berlichingen zum Feldhauptmann wählte. Beide Abtheilungen fanden sich Anfang Mai, verstärkt durch andere fränkische Schaaren vor Würzburg zusammen und machten sich an die Belagerung des Frauenberges. Damals trat G. gegen die Heißsporne im Bauernrath dafür auf, daß man sich mit den Zugeständnissen der Besatzung begnügen möge, drang aber gegen die radical gesinnten Genossen, die er in der Hitze eines Streites „des Teufels Bruderschaft“ nannte, nicht durch (Mittheilung von H. Dr. Henner nach dem Manuscript von L. Fries). Währenddeß berieth in Heilbronn ein Verfassungsausschuß sehr merkwürdige Entwürfe einer durchgreifenden Reichsreform. Hipler war gegenwärtig. Von einem Gesinnungsgenossen, Friedrich Weigant, kurmainzischem Keller von Miltenberg, waren Vorschläge eingelangt. Als aber das Heer des schwäbischen Bundes unter dem Truchsessen von Waldburg gegen die Bauern heranrückte, löste sich der Verfassungsausschuß auf.[1] Hipler suchte im Neckarthal die Zerstreuten zu sammeln und eilte dann nach Würzburg, um dort Hülfe zu suchen und für die Herstellung der Disciplin zu wirken: Indessen setzte der Truchseß seinen Siegeszug fort. Am 20. Mai wurde bei Neckargartach der gefangene J. Rorbach, an einen Baum gebunden, langsam verbrannt. Am 2. Juni erfolgte die Niederlage der Bauern bei Königshofen. Metzler und Hipler entkamen, wofern der letzte nicht, wie Götz von Berlichingen, schon früher das Heer verlassen hatte. Inzwischen war G., abgeschickt zum Landtag von Schweinfurt, alsdann zu Verhandlungen mit dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg, ins Lager zurückgekehrt. Mit der sehr zusammengeschmolzenen schwarzen Schaar nahm er am 4. Juni an dem blutigen Kampfe bei Sulzdorf und Ingolstadt Theil und wußte sich aus dem Schloß Ingolstadt in ein Gehölz zu retten, und hier umstellt Nachts mit ein Paar Getreuen durchzuschlagen. Entschlossen den Kampf nicht aufzugeben, wandte er sich nach dem Haller Gebiet. Aber am 9. Juni wurde er auf dem Speltich, unweit des Schlosses Limburg, von seinem eigenen Schwager, Wilhelm von Grumbach überfallen und mit seinen letzten Anhängern getödtet. Metzler blieb verschollen. Hipler trat noch im September 1525 vor dem Hofgericht in Rotweil auf, um einen alten Proceß gegen die Grafen von Hohenlohe weiter zu verfolgen, mußte aber, der Theilnahme am Bauernkrieg beschuldigt, entfliehen. Er soll während des Reichstags von Speier 1526 „mit verstellter Nase und Kleidung“ daselbst erschienen sein um seine Sache zu führen, wurde aber in pfalzgräfliche Gefangenschaft nach Neustadt gebracht und scheint in der Haft gestorben zu sein.

Oechsle, Beiträge zur Geschichte des Bauernkrieges, 1830. Bensen, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken, 1840. W. Zimmermann, Geschichte des großen deutschen Bauernkrieges, 2. A. 1856. Briefe Hipler’s in der Geschichte Götz von Berlichingen (Ausg. 1861), S. 413–16, 774, 775.[2]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 503 statt 16–21 v. o.: Währenddeß – – auf l.: Während dessen sollten sehr merkwürdige Entwürfe einer durchgreifenden Reichsreform berathen werden. Von einem Gesinnungsgenossen Frdr. Weigand, kurmainzischem Cellar in Miltenberg, waren Vorschläge dafür bei Hipler angelangt, der einem Kriegsrath in Heilbronn beiwohnte. Als aber das Heer des schwäbischen Bundes unter dem Truchsessen von Waldburg gegen die Bauern heranrückte, mußte man alle Reformpläne aufgeben. [Bd. 45, S. 667]
  2. S. 503. Z. 6. v. u.: Vgl. Die Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken von Lorenz Fries, hsg. von Schäffler und Henner. Würzburg 1883 ff. und Kluckhohn, Ueber das Project eines Bauernparlamentes in Heilbronn, in Nachrichten v. d. Kgl. Gesellschaft d. W. zu Göttingen, Nr. 7. [Bd. 45, S. 667]