D SchUM-Stedt Speyer, Worms und Mainz
As SchUM (au SCHUM (hebräisch שו״מ)) wird dr Verbund bezäichnet, wo die jüüdische Gmäinde vo de ooberrhiinische Stedt Speyer, Worms und Mainz im Middelalter bildet häi. In hebräische Kwelle wärden die drei Gmäinde sit em 12. Joorhundert as Kehillot (Gmäinde) Spira, Warmaisa und Magenza oder au as „die Häilige Gmäinde“ benennt.
Wortbedütig
[ändere | Quälltäxt bearbeite]S Wort SchUM isch en Akronüüm us de hebrääische Aafangsbuechstaabe vo de middelalterlige Nääme vo de drei Stedt:
- Schin (Sch ש) für Schpira (Speyer),
- Waw (U ו) für Warmaisa (Worms) und
- Mem (M מ) für Magenza (Mainz).
Kultuurgschichtligi Bedütig
[ändere | Quälltäxt bearbeite]SchUM mit Mainz as Muetergmäind isch zum ene bsundrige Bund worde, wo si Stellig in Aschkenas (d. h. Dütschland) bedoont het. Dr Verbund het Iifluss ghaa uf d Archidekduur vo Sünagooge und Mikwaot (Mikwe); uf d Kultur, die religiööse Ströömige und die halachischi Rächtsprächig vo dr middel- und ostöiropäische jüüdische Diaspora. Bis hüte si Sünagooge, jüüdischi Friidhööf und Ritualbeeder zämme mit dr religiööse Überliiferig vo dr riisige Bedütig vo de SchUM-Stedt. S Aasee vo de Gmäinde isch sit em Middelalter in dr jüüdische Wält umbroche.
D Bedütig vo dene drei middelalterlige Gmäinde gseet mä hüte in de Baute, wo archeologisch noochgwiise oder widerufbaut worde si und in de religioonsbraktische Überliifrige, wo immer no braktiziert wärde.
S jüüdische Erb in deene Stedt am Rhii isch äinzigartig, wältwit bekannt und e lebändige Bestanddäil vom aschkenasische Juudedum: Sit em 27. Juli 2021 si d SchUM-Stette vo Speyer, Worms und Mainz en UNESCO-Wältkulturerb.[1] Dr Monumäntaadrag het zwar au s gäistige Erb berücksichtiget, das het aber nid dr Usschlaag gee für d Iischriibig.[2]
Vo dr Archidekduur us ghööre zu däm UNESCO-Wälterb in Speyer as Ansambel s Gmäindizentrum Juudehoof mit Mikwe, Sünagooge, Fraueschuel, Sünagoogehoof und ere archeologische Jeschiwa; in Worms s Ansambel Gmäindizentrum Sünagoogebezirk mit Sünagooge, Fraueschuel, Juuderootsstube mit Vorhalle zur Fraueschuel, „Raschi-Jeschiwa“, Sünagoogehoof, Mikwe und de middelalterlige Fundamänt vom früenere Gmäindihuus (hüte Raschi-Huus mit em Jüüdische Museum, Stadtarchiiv und dr Undere Dänkmolpflääg), und dr alt jüüdische Friidhoof „Häilige Sand“. In Mainz isch s dr alt jüüdisch Friidhoof „uf em Juudesand“ mit em äinzigartige Dänkmolfriidhoof.
S Land Rhiiland-Pfalz het sich sit 2004 zämme mit de drei Stedt und de jüüdische Gmäinde z Mainz und Speyer und em Landesverband vo de Jüüdische Gmäinde Rhiiland-Pfalz und em SchUM-Stedt e.V. drfür angaschiert, ass d SchUM-Stette wältwit anerkennt wärde und am 27. Juli 2021 zum UNESCO-Wältkulturerb ernennt worde si.[3]
Gschicht
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Sit em 10. Joorhundert häi sich am Rhii jüüdischi Gmäinde afo bilde. Z Mainz in dr Middi vom 10. Joorhundert, z Worms um 1000 und in Speyer spöötistens 1084,[4] woorschinlig wo sich jüüdischi Händler us Italie und Frankriich dört niidergloo häi. [5] Religiöösi Gleerti wie dr Gerschom ben Jehuda (geboore um 960 z Metz, gstorbe 1028 oder 1040 z Mainz) häi Talmudakademie ufdoo, wo as religiösi und gäistligi Zentrum in Aschkenas gulte häi.[6] As Die wiise Manne vo Speyer si zää Gleerti an dr Talmudschuel z Speyer bezäichnet worde, wo 1084 d Speyrer Gmäind mitgründet häi.
Die drei Gmäinde si äng mitenand verbunde gsi und eso häi sich d SchUM-Stedt zum Zentrum vom aschkenasische Judedum entwigglet, wo us ganz Öiropa Studänte aazooge het. Äine vo de berüemtiste isch dr Schlomo ben Jizchak, gnennt Raschi gsi, wo us Frankriich uf Worms und Mainz isch go studiere.[7]
D SchUM-Gmäinde am Rhii si immer wider Opfer vo Gwalt, Pogroom und völliger Zerstöörig worde. Wo dr Bapst Urban II. 1095 zur „Befreijig vom Häilige Land“ ufgrüeft het und eso dr erst Chrüzzuug aagstoosse het, si e groosse Däil vo de Juude usblünderet und umbrocht worde. D Mainzer Gmäind het sich vo de Massaker nid erhoolt.[8] Au die spöötere Chrüzzüüg si vo Verfolgeg und Mord begläitet gsi und au wääred em Schwarze Dood zwüschen 1348 und 1351 si d Juude z Worms, Mainz und Speyer ermordet und d Gmäinde völlig zerstöört worde. Eso isch in dr Middi vom 14. Joorhundert d Blüetezit vom SchUM-Verbund ume gsi.
Liddratuur
[ändere | Quälltäxt bearbeite]– noch Autore/Uusegääber alfabetisch gordnet –
- Rainer Josef Barzen: Jüdische Regionalorganisation am Mittelrhein: Die „Kehillot SchUM“ um 1300. In: Christoph Cluse (Hrsg.), Europas Juden im Mittelalter. Beiträge des internationalen Symposium in Speyer vom 20. bis 25. Oktober 2002, Kliomedia, Trier 2004, ISBN 3-89890-081-9, S. 248–258, online.
- Rainer Josef Barzen: „Kehillot Schum.“ Zur Eigenart der Verbindungen zwischen den jüdischen Gemeinden Mainz, Worms und Speyer bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. In: Christoph Cluse/Alfred Haverkamp/Israel J. Yuval (Hrsg.): Jüdische Gemeinden und ihr christlicher Kontext in kulturräumlich vergleichender Betrachtung von der Spätantike bis zum 18. Jahrhundert. Hannover 2003, ISBN 3-7752-5622-9, S. 389–404.
- Rainer Josef Barzen: Die SchUM-Gemeinden und ihre Rechtssatzungen. Geschichte und Wirkungsgeschichte. In: Pia Heberer, Ursula Reuter (Hrsg.), Die SchUM-Gemeinden Speyer – Worms – Mainz. Auf dem Weg zum Welterbe. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2594-4, S. 23–36, Communities_and_their_Ordinances._Their_History_and_Legacy._Die_Schumgemeinden_und_ihre_Rechtssatzungen._Geschichte_und_Wirkungsgeschichte._ onläin.
- Rainer Josef Barzen (Hg.): Taqqanot Qehillot Šum. Die Rechtssatzungen der jüdischen Gemeinden Mainz, Worms und Speyer im hohen und späten Mittelalter. 2 Bänd = Monumenta Germaniae Historica. Hebräische Texte aus dem mittelalterlichen Deutschland, Band 2. Harrassowitz, Wisbade 2019. ISBN 978-3-447-10076-2
- Baskin, Judith R.: Dulcea of Worms, in: Jewish Women: A Comprehensive Historical Encyclopedia, Jewish Women’s Archive, 27 February 2009, online.
- Baumgarten, Elisheva: Practicing Piety in Medieval Ashkenaz: Men, Women and Everyday Observance. University of Pennsylvania Press, 2014.
- Baumgarten, Elisheva: Gender in der aschkenasischen Synagoge im Hochmittelalter, in: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.), Die SchUM-Gemeinden Speyer – Worms – Mainz. Auf dem Weg zum Welterbe, Schnell & Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2594-4, S. 63–75.
- Ben-Sasson, Haim Hillel: Geschichte des jüdischen Volkes – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. C. H. Beck, Münche 2007, ISBN 978-3-406-55918-1, S. 687 ff. (Iigschränkti Vorschau uf books.google.de).
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- Cluse, Christoph: Die SchUM-Gemeinden und ihre Ausstrahlung in Quellen des 13. bis 15. Jahrhunderts. Vortrag gehalten beim „Gemeinsamen Workshop von Thüringen und Rheinland-Pfalz zur Frage einer möglichen gemeinsamen Welterbe-Bewerbung“, Erfurt, 14. Januar 2016, Nachweis.
- Cluse, Christoph: Die Synagogen und Friedhöfe der SchUM-Gemeinden in christlicher Wahrnehmung (12.–18. Jahrhundert). Vortrag gehalten auf der Tagung „Zwischen Pogrom und Nachbarschaft“. Beziehungen und gegenseitige Wahrnehmung von Juden und Christen in den SchUM-Städten während des Mittelalters, 27.–28. April 2017 in Mainz.
- Cluse, Christoph / Haverkamp, Alfred / Yuval, Israel J. (Hrsg.), Jüdische Gemeinden und ihr christlicher Kontext in kulturräumlich vergleichender Betrachtung von der Spätantike bis zum 18. Jahrhundert. Hahn, Hannover 2003, ISBN 978-3-7752-5622-3, Inhaltsverzeichnis.
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- Grossman, Avraham: The Early Sages of Ashkenaz: Their Lives, Leadership and Works (900–1096). Jerusalem, 2. Uflaag 1988, [Hebräisch], (onläin, gratis mit Registrierig).
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- Paulus, Simon: Worms. Alte Synagoge Hintere Judengasse. In: Cohen-Mushlin, Aliza / HThies, Harmen H. (Hrsg.), Synagogenarchitektur in Deutschland. Dokumentation zur Ausstellung „ … und ich wurde ihnen zu einem kleinen Heiligtum …“ – Synagogen in Deutschland, (= Schriftenreihe der Bet Tifla, Band 5), Imhof Verlag, Petersberg 2008, ISBN 978-3-86568-344-1, S. 109–112.
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- Stein, Günter: Der mittelalterliche Judenhof und seine Bauten, in: Bezirksgruppe Speyer des Historischen Vereins der Pfalz (Hrsg.), Geschichte der Juden in Speyer, 2. Auflage, Speyer 1990, S. 48–64.
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- Annette Weber (Kunsthistorikerin)|Weber, Annette: Neue Monumente für das mittelalterliche Aschkenas? Zur Sakraltypologie der Ritualbauten in den SchUM-Gemeinden, in: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.), Die SchUM-Gemeinden Speyer – Worms – Mainz. Auf dem Weg zum Welterbe, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2594-4, S. 37–62.
- Weber, Annette: Auf der Spur des Drachen: Zur Darstellung der Stadt Worms mit dem Lindwurm in der Synagoge von Mohilev in Weißrussland. In: Karl E. Grözinger (Hrsg.), Jüdische Kultur in den SchUM-Städten: Literatur – Musik – Theater, (= Jüdische Kultur: Studien zur Geistesgeschichte, Religion und Literatur, 26), Tagungsband, Tagungsprogramm, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-447-10137-0, S. 21–36, Inhaltsverzeichnis.
Fuessnoote
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- ↑ UNESCO-Welterbeantrag SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz. Abgruefen am 4. August 2021.
- ↑ UNESCO: Evaluation SchUM. Abgruefen am 4. August 2021.
- ↑ UNESCO zeichnet SchUM-Städte als neues Welterbe für Deutschland aus
- ↑ Alfred Haverkamp: Beziehungen zwischen Bischöfen und Juden im salisch-ottonischen Königreich bis 1019. In: Anna Esposito u. a. (Hrsg.): Trier – Mainz – Rom: Stationen, Wirkungsfelder, Netzwerke. Festschrift für Michael Matheurs zum 60. Geburtstag. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2763-4, S. 45–87 (d-nb.info – Inhaltsverzeichnis).
- ↑ Elisabeth Hollender: „Und den Rabbenu Moses brachte der König Karl mit sich“: Zum Bild Karls des Großen in der hebräischen Literatur des Mittelalters. In: Bernd Bastert (Hrsg.): Karl der Große in den europäischen Literaturen des Mittelalters: Konstruktion eines Mythos. Niemweyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-64025-1, S. 183–200.
- ↑ Avraham Grossmann: The Early Sages of Ashkenaz: Their Lives, Leadership and Works (900–1096). 2. Auflage. Magnes, Jerusalem 1988, ISBN 965-223-380-3 (academia.edu – hebräisch, kostenfrei, registrierungspflichtig).
Ephraim Kanarfogel: The Intellectual History and Rabbinic Culture of Medieval Ashkenaz. Wayne State University Press, Detroit 2013, ISBN 978-0-8143-3024-1 (academia.edu – kostenfrei, registrierungspflichtig). - ↑ Joseph Jacobs, Morris Liber, M. Seligsohn: Rashi (Solomon Bar Isaac). In: JewishEncyclopedia.com, 2019, (englisch).
Julius Schoeps: Neues Lexikon des Judentums. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, München / Gütersloh 1992, ISBN 3-570-09877-X. - ↑ Friedrich Schütz: Magenza. Das jüdische Mainz. In: Franz Dumont, Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz (Hrsg.): Mainz. Die Geschichte der Stadt. 2. Auflage. Mainz 1999.