Bartlmä Dill Riemenschneider
Bartlmä Dill Riemenschneider (* um 1495/1500 Würzburg; † 1549/50) war ein deutscher Maler der Renaissance, der in Südtirol wirkte.
Leben
BearbeitenBartlmä Dill Riemenschneider war ein Sohn des bedeutenden Würzburger Bildschnitzers Tilman Riemenschneider und von dessen zweiter Frau Anna Rappolt, die um 1506/07 verstarb. Er wurde wohl maßgeblich in Augsburg und vielleicht auch bei Albrecht Dürer in Nürnberg ausgebildet.[1] Um das Jahr 1525 migrierte er nach Südtirol, spätestens seit 1526 war er in der Handelsstadt Bozen ansässig. Im Jahr 1531 hielt er sich für kurze Zeit am Hof des Trienter Fürstbischofs Bernhard von Cles auf. Riemenschneider gehörte der radikal-reformatorischen Täuferbewegung an und wurde 1528 gemeinsam mit anderen Bozner Bürgern als Täufer gefangen genommen und zum Widerruf gezwungen.
Werk
BearbeitenRiemenschneider schuf Altargemälde und sakrale Wand- und Gewölbemalereien, vor allem aber profane Wandmalereien sowie die ersten in Fayencetechnik bemalten Kachelöfen für adelige Burgen und Ansitze. Er gilt als bedeutendster Künstler der Renaissance im südlichen Tirol.
Ausgewählte Arbeiten:
- Dreikönigsaltar für die ehemalige Dreikönigskirche in Burgstall (1541), heute Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz. In Burgstall ist heute die Mitteltafel des Flügelaltars zu besichtigen, die Flügel befinden sich im Castello del Buonconsiglio in Trient und im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck.
- Dreikönigsaltar aus der Dreikönigskapelle im mittelalterlichen Brixner Dom (1545), heute Diözesanmuseum Brixen
- Wand- und Gewölbemalereien in der Kirche St. Nikolaus, Kaltern (1529/36)
- Wandmalereien mit deutschen Bibelzitaten im Bergfried der Jaufenburg bei St. Leonhard in Passeier (1538)
- Wandmalereien mit neutestamentlichen Szenen in der Loggia von Schloss Rubein in Meran-Obermais (1540)
- Wandmalereien mit Brustbildern und Szenen aus dem Leben antiker Kaiser und Feldherren auf der Haselburg bei Bozen (1541)
- Wandmalereien auf Burg Juval bei Naturns (1547/48)
- Kachelofen mit männlichen und weiblichen Brustbildern in Schloss Goldrain
- zwei Kachelöfen mit Szenen aus dem Mythos von Jason und Medea, Hofburg Brixen (1546/ca. 1546)
- Freskenzyklus in Tramin, Ansitz Langenmantel (1547)
Literatur
Bearbeiten- Karl Theodor Hoeniger: Der Bozner Maler Bartlmä Dill – ein Sohn Tilman Riemenschneiders. In: Der Schlern 7, 1953, S. 3–5 (Digitalisat).
- Leo Andergassen: Renaissancealtäre und Epitaphien in Tirol (= Schlern-Schriften. Band 325). Wagner, Innsbruck 2007.
- Hanns-Paul Ties: Il pittore sudtirolese Bartlmä Dill Riemenschneider (1500 ca. – 1549/50) e l’ „invenzione“ delle stufe in maiolica dipinte. In: Francesco Angelelli (a cura di): Atti del I Convegno Internazionale „Le antiche stufe ad olle in ceramica di Sfruz-Val di Non, Trentino. Produzione, storia, materie prime e tecniche: rapporti con altri centri“, Sfruz 5–7 settembre 2008, Trento 2011, S. 73–90.
- Hanns-Paul Ties: Die Freiherren von Völs und die Antike. Bildprogramme der Renaissance in den Burgen Prösels und Haselburg (Südtirol). In: Stefanie Lieb (Hrsg.): Burgen im Alpenraum, Forschungen zu Burgen und Schlössern, Bd. 14, Petersberg 2012, S. 171–184.
- Hanns-Paul Ties: Bartlme Dill Riemenschneider – Transitregion und Kunsttransfer. Forschungsergebnisse und -perspektiven zur Kunst der Frühen Neuzeit in Tirol und im Trentino. In: Der Schlern. Zeitschrift für Südtiroler Landeskunde, 89. Jg., 2015, Heft 12, S. 31–43, hier S. 31–37.
- Hanns-Paul Ties: Klappbild und Konversion. Bartlme Dill Riemenschneiders Dreikönigsretabel aus dem Dom von Brixen und das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen in der Renaissance, in: David Ganz, Marius Rimmele (Hrsg.): Klappeffekte. Faltbare Bildträger der Vormoderne (Bild + Bild 4), Berlin 2016, S. 309–336.
- Johann Kronbichler, Hanns-Paul Ties (Hrsg.): Renaissance im Gebirge. Der Maler Bartlme Dill Riemenschneider und seine Zeit, Katalog zur Ausstellung im Diözesanmuseum Hofburg Brixen, 27. Mai – 31. Oktober 2017, Brixen 2017.
- Hanns-Paul Ties: Der Maler Bartlme Dill Riemenschneider und die Spuren der Reformation in der Tiroler Kunst, in: Leo Andergassen (Hrsg.): Luther und Tirol. Religion zwischen Reform, Ausgrenzung und Akzeptanz. Katalog zur Ausstellung im Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, 1. Juli – 26. November 2017, Schloss Tirol 2017, S. 122–138, hier S. 122–126 u. 128–130, Kat. 4.1–4.3
- Wolfgang Strobl: Täuferische Reformtheologie im Bild. Zur Deutung von Bartlme Dill Riemen.schneiders Dreikönigsaltar in Brixen (1545).In: L. Andergassen, H.-P. Ties (Hrsg.): Reformation in Tirol und im Trentino. Kunst- und kulturhistorische Forschungen. Beiträge der Wissenschaftlichen Tagung im Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, 7. bis 9. September 2017, Innsbruck 2019 (= Schlern-Schriften. Band 373), S. 141–164.
- Wolfgang Strobl: »Ianus bifrons« – Ein Künstlerleben in Widerspruch und Einheit. Zu einem subversiven täuferischen Freskenzyklus Bartlme Dill Riemenschneiders in Tramin, Ansitz Langenmantel (1547). In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 82/2, 2019, S. 381–446.
Weblinks
BearbeitenAnmerkungen
Bearbeiten- ↑ Justus Bier: Bartholomäus Dill Riemenschneider – ein Gehilfe Albrecht Dürers? In: Der Schlern 36, 1962, S. 180–181.
Personendaten | |
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NAME | Riemenschneider, Bartlmä Dill |
ALTERNATIVNAMEN | Riemenschneider, Bartholomäus Till |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler der Renaissance |
GEBURTSDATUM | um 1500 |
GEBURTSORT | Würzburg |
STERBEDATUM | um 1550 |
STERBEORT | unsicher: Bozen |