Biblioteca Ambrosiana
Die Biblioteca Ambrosiana ist eine berühmte Mailänder Bibliothek. Benannt wurde die Bibliothek nach dem Kirchenvater Ambrosius von Mailand. Die Bibliothek ist eine der bedeutendsten in Europa für mittelalterliche Schriften und Dokumente wie Zeichnungen, Graphiken und Urkunden.
Biblioteca Ambrosiana | |
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Biblioteca Ambrosiana
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Gründung | 1602 |
Bestand | ca. 1.000.000 Medieneinheiten |
Ort | Mailand |
ISIL | IT-MI0133 |
Leitung | Federico Gallo |
Website | www.ambrosiana.it |
Geschichte
BearbeitenDer Erzbischof von Mailand Kardinal Federico Borromeo ließ seit 1602 die neue Bibliothek in Mailand einrichten. Am 8. Dezember 1609[1] wurde die Biblioteca Ambrosiana für das Publikum geöffnet. Der Kardinal verband damit ein Kollegium von 16 Gelehrten, die für ihre jeweiligen Fächer die einschlägigen Werke bekanntmachen und die Besucher beraten sollten. Geldmangel beschränkte das Kollegium der Doctores bibliothecae Ambrosianae auf wenige Mitglieder.
Im Laufe des nächsten Jahrzehnts wurde die Bibliothek gemeinsam mit der 1618 eröffneten Kunstgalerie Pinacoteca Ambrosiana und der 1621 eröffneten Kunstakademie zu einem wissenschaftlichen und kulturellen Zentrum Italiens. Bald nach Gründung der Bibliothek wurden verschiedene Privatsammlungen, darunter die von Gian Vincenzo Pinelli, Francesco Ciceri (1521–1596) und Cesare Rovida aufgenommen.
Die Gründung einer Bibliothek war ein ungewöhnlicher Schritt für einen Kardinal und erregte Aufsehen. Solche Gründungen standen nach dem Verständnis der damaligen Zeit eher einem reichen weltlichen Fürsten zu als einem Erzbischof. Federico Borromeo musste bei der Durchsetzung dieses Projekts über Jahrzehnte mit Schwierigkeiten kämpfen. Weder in Rom noch in Mailand wurde er bei der finanziellen Absicherung seines Projektes bedingungslos unterstützt.
Bei der Bombardierung Mailands durch US-amerikanische Truppen im Jahr 1943 wurde die Bibliothek schwer beschädigt. Die Buntglasfenster vom Maler Carlo Bazzi konnten teilweise gerettet werden. Der Wiederaufbau fand unter der Leitung von Luigi Caccia Dominioni statt.
Bestand
BearbeitenSchon Borromeo legte eine umfangreiche Sammlung von Codices an, darunter auch griechische und orientalische Handschriften, zu deren Erwerb er Aufkäufer nach Griechenland und in den Orient sandte. Zu Ende des 19. Jahrhunderts zählte die Bibliothek bereits etwa 160.000 Druckwerke und 8.000 Handschriften.
Der gegenwärtige Bestand der Bibliothek umfasst über 850.000 Drucke, 35.000 Manuskripte und über 2.100 Inkunabeln, 10.000 Zeichnungen, 30.000 Stiche, außerdem eine Münzsammlung und eine archäologische Sammlung.
Zu den wichtigsten Stücken der Sammlung gehören:
- 51 Fragmente mit 58 Miniaturen der Ilias Ambrosiana aus dem 5. Jahrhundert
- 1119 Blätter des Codex Atlanticus von der Hand Leonardo da Vincis, eine Schenkung des Galeazzo Arconati aus dem Jahr 1637
- ein Manuskript der Schrift De divina proportione des Mathematikers Luca Pacioli mit Zeichnungen von Leonardo da Vinci
- Das Kitab al-Hayawan (Book of Animals) von al-Dschāhiz[2]
- Autographen von Ariost, Boccaccio, Galileo Galilei, Alessandro Manzoni, Giuseppe Parini, Petrarca, Alessandro Manzoni und dem Mailänder Dichter und Sozialkritiker Carlo Porta.
Bibliothekare
BearbeitenIm Laufe ihrer Geschichte hatte die Bibliothek eine Reihe bedeutender Gelehrter als Bibliotheksleiter. Zu ihnen zählen:
- der Historiker Giuseppe Ripamonti (1573–1643), dessen genaue Beschreibung der Pest im Mailand des 16. Jahrhunderts Quelle für Alessandro Manzonis Roman I promessi sposi war;
- der Historiker Ludovico Antonio Muratori, der als Vater der italienischen Geschichtsschreibung gilt;
- Kardinal Angelo Mai, der 1819 einen umfangreichen, bis dahin ungekannten Text aus Ciceros De re publica als Palimpsest in der Bibliothek des Vatikan wiederentdeckte und herausgab;
- Achille Ratti, der spätere Papst Pius XI.;
- der Bibelwissenschaftler und Hebraist Gianfranco Ravasi, derzeit Präsident der Päpstlichen Kommissionen für die sakrale Archäologie und für die Kulturgüter der Kirche.
Seit 2012 ist Federico Gallo Leiter der Bibliothek.[3]
Literatur
Bearbeiten- Pamela M. Jones: Federico Borromeo and the Ambrosiana. Art patronage and reform in seventeenth-century Milan. Cambridge University Press, Cambridge 1993, ISBN 0-521-42051-2.
- Chiara Continisio, Maria Luisa Frosio, Elena Riva. (Hrsg.): La biblioteca delle meraviglie. 400 anni di Ambrosiana. De Agostini, Novara 2010, ISBN 978-88-511-1508-1.
- Marie Lezowski: L'abrégé du monde. Une histoire sociale de la bibliothèque Ambrosienne (v. 1590–1660) (= Bibliothèque d'histoire de la Renaissance. Band 9). Classiques Garnier, Paris 2015, ISBN 978-2-8124-5076-1 (französisch).
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Website der Biblioteca Ambrosiana (italienisch, englisch)
- Catalogus codicum graecorum Bibliothecae Ambrosianae (Mediolani 1906) Tomus I
- Catalogus codicum graecorum Bibliothecae Ambrosianae (Mediolani 1906) Tomus II
- Biblioteca Ambrosiana auf der Plattform ETHorama
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ La Storia della Biblioteca Ambrosiana. Panorama.it, 27. Oktober 2000; abgerufen am 8. Dezember 2008
- ↑ Kitab al-Hayawan, abgerufen am 9. Juni 2020
- ↑ Academia Ambrosiana, Milano, abgerufen am 20. Januar 2021
Koordinaten: 45° 27′ 49,6″ N, 9° 11′ 9,2″ O