Globales Lernen ist ein international verbreitetes Bildungskonzept, das Angebote macht, die z. B. zu Weltoffenheit und Empathiefähigkeit beitragen können. Es ist inhaltlich und methodisch ganzheitlich orientiert. Es vermittelt fächerübergreifend Wissensinhalte und Kompetenzen zu Eine-Welt-Themen und nutzt dabei offene pädagogische Konzepte wie Projektlernen, Projektarbeit, Projektunterricht, Lernlabors, Stationenlernen und viele weitere partizipative Lernmethoden.

Globales Lernen versteht sich als pädagogische Antwort auf Globalisierungsprozesse. Dabei wird versucht, vom Kategoriendenken (Erste Welt, Zweite Welt, Dritte Welt) wegzukommen und im Blick auf die gesamte Welt zu denken und zu handeln. Eine wichtige Rolle spielt die Frage nach Verwirklichung von Menschenrechten, globaler Gerechtigkeit und nach den Bedingungen für eine friedliche Welt (Friedenspädagogik).

Analog zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung geht es um Kompetenzen zur Orientierung und Gestaltung einer zukunftsfähigen Weltgemeinschaft und Bildungsangebote zum weltgesellschaftlichen Umgang mit der Großen Transformation.

Themenbereiche

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Globales Lernen thematisiert Probleme und Perspektiven weltweiter Entwicklung und bearbeitet dabei auch Chancen und Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns von Süd und Nord. Es gibt eine große Nähe und jeweils Schnittmengen im Hinblick auf folgende Teilthemenbereiche:

Innerhalb der Ansätze globalen Lernens wird zumeist von Schlüsselproblemen ausgegangen, da auf diese Weise die Komplexität global vernetzter Gesellschaften bearbeitet werden kann. Auf allen Bildungsebenen geht es um die Vermittlung bzw. die Bewusstmachung einer globalen Perspektive des Denkens, Urteilens, Fühlens und Handelns. Im Mittelpunkt steht handlungsorientiertes Lernen, das ganzheitlich und partizipativ angelegt sein soll. Hier wird die Nähe zu einer Reihe reformpädagogischer Ansätze deutlich. Wurden entsprechende Diskussionen und Konzepte bisher hauptsächlich in der Erziehungswissenschaft entwickelt, werden entsprechende Fäden nun auch innerhalb der politischen Bildung aufgenommen[1]. Der Orientierungsrahmen globale Entwicklung der deutschen Kultusministerkonferenz (KMK) zeigt, wie Inhalte und Kompetenzen globalen Lernens auch in andere Fächer und in die Bereiche der Grundschule und der beruflichen Bildung insgesamt integriert werden können.

Schwierig war lange Zeit das Verhältnis zur Umweltbildung, die ein eigenes Profil gebildet und ein eigenes Verständnis entwickelt hat, in dem Fragen des Nord-Süd-Verhältnisses teilweise weniger deutlich sichtbar wurden. Die internationale Diskussion um die Verwirklichung der Agenda 21 hat zu einem gemeinsamen Bezugsrahmen geführt, der mit dem Begriff der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gekennzeichnet wird. Innerhalb der gleichnamigen UN-Dekade, die 2005 begann und 2014 endete, sollte eine stärkere Integration der Teilthemenbereiche erreicht werden. Dieser Dekade folgte ein UN-Weltaktionsprogramm, das zunächst drei Jahre lang weitere Aktivitäten bündeln sollte.[2] Im selben Kontext haben die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Entwicklung eines „Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung“ auf den Weg gebracht (KMK/BMZ). Diese Empfehlung wurde 2007 von der Kultusministerkonferenz in Kraft gesetzt und soll den Bundesländern Anregungen dazu vermitteln, wie globale Fragen und Themen einer nachhaltigen Entwicklung in die Lehrpläne integriert werden können. Bezog sich der Orientierungsrahmen in der ersten Fassung auf relativ wenige Schulfächer, deckt er in einer Neufassung von 2015 fast das ganze Fächerspektrum ab. Jetzt sollen globale Fragen nicht mehr nur im Politikunterricht oder in Biologie bearbeitet werden, sondern auch in Geschichte, Mathematik oder Kunst.[3]

Neuerdings gibt es Kritik am globalen Lernen aus der postkolonialen Diskussion. Globales Lernen (und auch Bildung für nachhaltige Entwicklung) berücksichtige nicht genug die bis heute andauernden Wirkungen kolonialer Strukturen.[4] Dieser Kritik wird vehement widersprochen, wobei im Mittelpunkt der Gegenkritik die fehlende Auseinandersetzung der „Postkolonialen“ mit den Strömungen des globalen Lernens steht.[5][6]

Literatur

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  • Doug Bourn (Hrsg.). (2020): The Bloomsbury handbook of global education and learning. Bloomsbury.
  • Andreas Brunold: Globales Lernen und Lokale Agenda 21 – Aspekte kommunaler Bildungsprozesse in der „Einen Welt“. Springer, 2004, ISBN 978-3-322-90361-7.
  • EPN – Hessen (Hg.) – Globales Lernen in Hessen.Frankfurt 2011
  • Günter Gugel, Ulrich Jäger (2007): Frieden gemeinsam üben. Didaktische Materialien für Friedenserziehung und Globales Lehrnen in der Schule. ISBN 978-3-932444-23-4
  • Gisela Führing (2003): Das Globale Klassenzimmer. Beiträge zu einem Wettbewerb. Münster
  • Martin Geisz (2011): Globales Lernen: Flüchtlinge. Buchverlag Kempen, Kempen 2011, ISBN 3-86740-187-X
  • Martin Geisz (2011): Internationale Politik I: Sicherheit und Frieden. Wochenschau-Verlag, Schwalbach 2010, ISBN 978-3-89974-594-8.
  • GENE – Global Education Network Europe. (2022). The European Declaration on Global Education to 2050. Dublin, 4. November 2022.
  • Hannah Gritschke, Christiane Metzner, Bernd Overwien (Hrsg.): Erkennen, Bewerten, (Fair-) Handeln. Kompetenzerwerb im globalen Wandel. Kassel 2011, (PDF)
  • Maria Hallitzky, Thomas Mohrs (2005): Globales Lernen. Schulpädagogik für WeltbürgerInnen. Schneider-Verlag Hohengehren
  • Hirschmann, Markus, Katja Geißler (2007): Mit 18 Bäumen um die Welt – Ein Arbeitsbuch für Umweltbildung und Globales Lernen. Oekom Verlag. München, ISBN 978-3-86581-066-3
  • KMK / BMZ: Orientierungsrahmen für den Lernbereich globale Entwicklung. Bonn 2007 (PDF). Neuausgabe Bonn 2015 (Online)
  • Gregor Lang-Wojtasik (Hrsg.): Bildung für eine Welt in Transformation. Global Citizenship Education als Chance für die Weltgesellschaft. Opladen 2019.
  • Gregor Lang-Wojtasik (Hrsg.): Globales Lernen für nachhaltige Entwicklung. Ein Studienbuch. Münster 2022.
  • Gregor Lang-Wojtasik, Stefan König (Hg.): Große Transformation und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ulm: Klemm & Oelschläger 2023.
  • Gregor Lang-Wojtasik, Claudia Lohrenscheit (Hrsg.): Entwicklungspädagogik – globales Lernen – internationale Bildungsforschung: 25 Jahre ZEP. Frankfurt/Main 2003
  • Gregor Lang-Wojtasik, Ulrich Klemm (Hg.): Handlexikon Globales Lernen. Münster/Ulm 2021 (3. durchgesehene Auflage).
  • Hanne Leewe (2010): Lust auf Begegnung mit der Welt. Globales Lernen an evangelischen Schulen. Jena ISBN 978-3-941854-29-1
  • Klaus Moegling, Bernd Overwien, Wolfgang Sachs (Hrsg.): Globales Lernen im Politikunterricht.Immenhausen bei Kassel 2010
  • Bernd Overwien, Hanns-Fred Rathenow (Hrsg.): Globalisierung fordert politische Bildung. Politisches Lernen im globalen Kontext. Unter Mitarbeit von Ghassan El-Bathich, Nils Gramann, Katja Kalex. Opladen 2009
  • Bernd Overwien: Falsche Polarisierung – Die Critical Whiteness-Kritik am Globalen Lernen wird ihrem Gegenstand nicht gerecht. In: Blätter des IZ3W, Heft 3 (2013) (PDF)
  • Sonja Richter (2009): Globales Lernen in Entwicklungsländern – Erfahrungen und Herausforderungen. Reihe Hochschulpraxis Erziehungswissenschaft. Krämer Verlag: Hamburg.
  • Annette Scheunpflug, Klaus Hirsch (Hrsg.) (2000): Globalisierung als Herausforderung für die Pädagogik. Frankfurt/Main
  • Annette Scheunpflug: (2003): Stichwort: Globalisierung und Erziehungswissenschaft. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Heft 2, S. 159–172
  • Rudolf Schmitt (Hrsg.) (1999): Eine Welt in der Schule. Klasse 1–10. Frankfurt/Main: Arbeitskreis Grundschule – Der Grundschulverband e. V., 2. Auflage
  • Volker Schrempf
  • Jürgen Wolters (2004): Schulpartnerschaften als Instrument Globalen Lernens. Hintergründe, Erfahrungsberichte, Impulse. Werkstattmaterialien Nr. 54, BLK-Programm „21“ – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung
  • Klaus Seitz (2002): Bildung in der Weltgesellschaft. Gesellschaftstheoretische Grundlagen globalen Lernens. Frankfurt/Main
  • Solidarisch Leben Lernen (Hrsg.) (2002) (Red.: Martin Geisz u. Nina Melchers): Praxisbuch Globales Lernen: Handbuch für Unterricht und Bildungsarbeit. Frankfurt
  • Rainer Uphues (2007): Die Globalisierung aus der Perspektive Jugendlicher. Theoretische Grundlagen und empirische Untersuchungen. Geographiedidaktische Forschungen. Band 41. Weingarten
  • VENRO (Hrsg.): Jahrbuch Globales Lernen 2010. Globales Lernen als Herausforderung für Schule und Zivilgesellschaft (PDF)
  • Verein für Friedenspädagogik Tübingen, Bundeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.) (1999, update 2001): Global Lernen: Lernen in Zeiten der Globalisierung. Tübingen: Verein für Friedenspädagogik
  • Welthaus Bielefeld (Hrsg.) (2004) (in Kooperation mit: Brot für die Welt, Deutsche Welthungerhilfe, Deutscher Entwicklungsdienst, Misereor): Handy-Welten. Globales Lernen am Beispiel der Mobiltelefone. Unterrichtsmaterial für die Klassen 8–13. Bielefeld
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  1. Bernd Overwien, Hanns-Fred Rathenow (Hrsg.): Globalisierung fordert politische Bildung. Politisches Lernen im globalen Kontext. Verlag Barbara Budrich, 2009, ISBN 978-3-866-49222-6.
  2. UNESCO-Waltaktionsprogramm: Bildung für nachhaltige Entwicklung. In: bne-portal.de. Deutsche UNESCO-Kommission, abgerufen am 7. August 2017.
  3. KMK 2007/2015 Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung Abgerufen am 27. Mai 2016
  4. Aram Ziai: Das Imperium schlägt zurück. In: Welt-sichten. Nr. 10/2013. Verein zur Förderung der entwicklungspolitischen Publizistik e. V., Oktober 2013, ISSN 0013-2810 (Volltext).
  5. Georg Krämer (2013) Augen zu vor der Schuld der Anderen (Memento vom 22. März 2014 im Internet Archive), Welt-Sichten
  6. Bernd Overwien (2013): Falsche Polarisierung | Die Critical Whiteness-Kritik am Globalen Lernen wird ihrem Gegenstand nicht gerecht, PDF auf globaleslernen.de