Klassifikation nach ICD-10
F51.4 Pavor nocturnus
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der Pavor nocturnus (lateinisch „nächtliche Angst“; Syn.: „Nachtangst“ oder auch „Nachtschreck“) ist eine Form der Schlafstörung. Diese Parasomnie betrifft vorwiegend Klein- und Schulkinder, kann aber auch Erwachsene ein Leben lang begleiten. Der Pavor nocturnus tritt häufig gemeinsam mit dem Schlafwandeln auf und wird als grundsätzlich harmlos angesehen.[1]

Symptome

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Während der ersten Non-REM-Schlafphase (typischerweise 15 Minuten bis eine Stunde nach dem Einschlafen) schreckt der Patient mit Wimmern, Keuchen oder meist einem Schrei aus dem Tiefschlaf und ist vegetativ zunächst so aktiviert, dass er für bis zu fünfzehn Minuten nicht ansprechbar sein kann. Der Patient verspürt in dieser Zeit eine große Angst, die man am Vegetativum messen kann. Als Zeichen dieser vegetativen Erregung kommen kalter Schweiß, schneller Puls (Tachykardie) und beschleunigte Atmung (Tachypnoe) vor. Der Patient erkennt Bezugspersonen (z. B. Bettpartner, Kinder, oftmals die Eltern) sowie die Umgebung nicht, ist allgemein stark desorientiert und nur sehr schwer erweckbar. Am Ende des Anfalls erwacht er und schläft meist wieder ruhig ein. Meist kann er sich daraufhin nicht oder nur bruchstückhaft an den Vorfall erinnern (Amnesie).

Epidemiologie

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Vom Pavor nocturnus sind ein bis sechs Prozent der Kinder betroffen. Die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr. Nach der Pubertät tritt die Erkrankung nur noch selten auf, sie kann aber auch bei Erwachsenen vorkommen.[2] Jungen sind insgesamt häufiger betroffen als Mädchen.[3]

Differentialdiagnose

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Diese Anfälle sind nicht zu verwechseln mit Albträumen, deren Traumthemen nach dem Erwachen meist gegenwärtig sind und die nach heutiger Lehrmeinung als eigenständige Krankheitsentität aufzufassen sind.

Eine EEG-Kontrolle zum Ausschluss einer latenten Epilepsie ist erforderlich. Die weitere Differentialdiagnose kann auch hypnagoge Halluzinationen, nächtliche Verwirrtheitszustände bei dementen Patienten, das Schlaf-Apnoe-Syndrom sowie medikamenteninduzierte Angstzustände durch Neuroleptika oder trizyklische Antidepressiva umfassen.

Sonderfälle

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Der beim Aufwachen plötzlich auftretende Blutdruckabfall beim Nachtschreck kann zu Blutschwitzen führen.[4]

Literatur

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  • R. Steinberg, H.-G. Weeß, R. Landwehr: Schlafmedizin – Grundlagen und Praxis. Uni-med Verlag, Bremen 2000, ISBN 3-89599-465-0.
  • Christian Skroch: Alptraum-Ängste: Ursachen, Funktionen und Zusammenhänge von Urangst, Alptraum und Nachtschreck (2. erweiterte Auflage), Diony-Verlag, Siegen 2009, ISBN 978-3-9809678-1-5

Einzelnachweise

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  1. S. Brunnhuber, S. Frauenknecht, K. Lieb: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2005, ISBN 3-437-42131-X, S. 344.
  2. A. Culebras: Sleep Disorders and Neurological Disease. Informa Healthcare, 1999, ISBN 0-8247-4191-9, S. 177.
  3. Neil K. Kaneshiro, David Zieve: Night terror. Pavor nocturnus; Sleep terror disorder. A.D.A.M., abgerufen am 27. Juli 2011 (englisch, Last reviewed: May 1, 2011.).
  4. Mark Benecke: Sicherung und Auswertung schwieriger Spuren: Blutschwitzen. Fallbericht und umfangreiche wissenschaftliche Quellen. In: Kriminalistik. LKA-Direktor:innen, Juni 2019, S. 364—368, abgerufen am 31. Dezember 2020: „Der dem Blut-Schwitzen (und manchmal auch Blut-Weinen) zugrunde liegende Vorgang ist vermutlich das vorn sympathischen Anteil des Nerven-Systems bedingte Zusammenziehen der Adern bei Stress. Löst sich die Angst, in unserem Fall durch Erwachen aus dem Alptraum, so weiten sich die Adern wieder, platzen teils, und Blut gelangt in die Schweißdrüsen oder die Ansatzstellen der Haare. Von dort gelangt es dann scheinbar „durch die Haut“ nach außen. Hin und wieder kommt es zu Verfärbungen des Blutes (braun, violett usw.) beziehungsweise der Spur kommen.“

Siehe auch

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