„Zentrum gegen Vertreibungen“ – Versionsunterschied

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Das '''Zentrum gegen Vertreibungen''' ist ein Mitte 1999 vorgestelltes Projekt des [[Bund der Vertriebenen|Bundes der Vertriebenen]] (BdV) zur Dokumentation der [[Vertreibung]]en im 20. Jahrhundert, das 2021 in Berlin (am ehemaligen Anhalter Bahnhof) errichtet wurde. Im Jahr 2000 wurde vom BdV eine gleichnamige [[Stiftung (Deutschland)|Stiftung]] mit Sitz in [[Wiesbaden]] gegründet. Vorsitzende der Stiftung war die ehemalige BdV-Präsidentin [[Erika Steinbach]]. 2018 übergab sie das Amt an [[Christean Wagner]].<ref>[http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/zentrum-vertreibung-erika-steinbach-abgabe-vorsitz Zentrum gegen Vertreibungen: Erika Steinbach gibt Vorsitz der Vertriebenenstiftung ab], zeit.de, Artikel vom 28. Februar 2018.</ref>
Das '''Zentrum gegen Vertreibungen''' (ZgV) ist eine [[Stiftung (Deutschland)|Stiftung]] mit Sitz in [[Wiesbaden]]. Es wurde 2000 aus dem [[Bund der Vertriebenen]] (BdV) heraus zur Dokumentation der [[Vertreibung]]en im 20. Jahrhundert unter Gründungsvorsitz der damaligen BdV-Präsidentin [[Erika Steinbach]] gegründet. 2018 übergab sie das Amt an [[Christean Wagner]].<ref>[https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/zentrum-vertreibung-erika-steinbach-abgabe-vorsitz ''Zentrum gegen Vertreibungen: Erika Steinbach gibt Vorsitz der Vertriebenenstiftung ab''.] [[Zeit Online]], 28. Februar 2018.</ref> Das Zentrum gegen Vertreibungen ist nicht zu verwechseln mit der staatlichen [[Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung]] und ihrem ''Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung''.

Das Vorhaben stieß auf Kritik in Deutschland und im Ausland, besonders in Polen und Tschechien.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.radio.cz/de/rubrik/nachrichten/nachrichten-2006-09-19 | wayback=20131205225015 | text=Stellungnahme Premier Topolaneks zum geplanten Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin}}</ref> Seine Konzeption wurde von der [[Bundesregierung (Deutschland)|deutschen Bundesregierung]] nicht übernommen. Im Gegenzug wurde 2008 nach einem Beschluss der Bundesregierung in Berlin die [[Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung]] zur Erinnerung an die Millionen Deutschen errichtet, die nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] aus [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945 bis 1950|Ost- und Mitteleuropa vertrieben]] wurden, aber auch an viele Millionen Flüchtlinge anderswo.


== Zielsetzung ==
== Zielsetzung ==
Das Zentrum gegen Vertreibungen soll
Das Zentrum gegen Vertreibungen soll
* das Schicksal der, nach Angaben des Zentrums, „[[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950#Zahlen zu Flucht und Vertreibung|mehr als 15 Millionen deutschen Deportations- und Vertreibungsopfer]] aus ganz Mittel-, Ost- und Südosteuropa“ ebenso wie das Schicksal der deutschen [[Aussiedler und Spätaussiedler|Spätaussiedler]] erfahrbar machen
* die Flucht, die Vertreibung und die Zwangsumsiedlung von zwölf bis fünfzehn Millionen Deutschen zwischen 1944/45 und von zwölf bis fünfzehn Millionen Deutschen zwischen 1944/45 und 1948/50,<ref>[[Michael Schwartz]] in: [[Hartmut Koschyk]], [[Vincent Regente]] (Hrsg.): ''Vertriebene in SBZ und DDR'', be.bra Verlag, S.&nbsp;70.</ref> ebenso wie auch die Vertreibung anderer Völker insbesondere im Europa des 20. Jahrhunderts, dokumentieren
* Vertreibung und [[Genozid]] an anderen Völkern, insbesondere in Europa, dokumentieren
* mündliche und schriftliche Zeitzeugenberichte aus allen Vertreibungs- und Aussiedlungsgebieten zusammenführen
* mündliche und schriftliche Zeitzeugenberichte aus allen Vertreibungs- und Aussiedlungsgebieten zusammenführen
* Kultur, Schicksal und Geschichte der europäischen, auch der [[Heimatvertriebene|deutschen Vertriebenen]] und ihrer jeweiligen Heimat im Zusammenhang erfahrbar machen
* Kultur, Schicksal und Geschichte der europäischen, auch der [[Heimatvertriebene|deutschen Vertriebenen]] und ihrer jeweiligen Heimat im Zusammenhang erfahrbar machen
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* in Wechselausstellungen aktuelle Vertreibungsgeschehen aufarbeiten
* in Wechselausstellungen aktuelle Vertreibungsgeschehen aufarbeiten
* eine [[Requiem]]-[[Rotunde]] soll zum Gedenken an die Opfer zur Besinnung und Andacht einladen
* eine [[Requiem]]-[[Rotunde]] soll zum Gedenken an die Opfer zur Besinnung und Andacht einladen
* die regelmäßige Verleihung des [[Franz-Werfel-Menschenrechtspreis]]es gehört nach eigener Aussage ebenfalls zu den Aufgaben der Stiftung.
* die regelmäßige Verleihung des [[Franz-Werfel-Menschenrechtspreis]]es gehört nach eigener Aussage ebenfalls zu den Aufgaben der Stiftung.<ref>[https://www.z-g-v.de/zgv/unsere-stiftung/aufgaben-und-ziele ''Aufgaben und Ziele''.] Website des ZgV; abgerufen am 7. Dezember 2021.</ref>


Geplant sind nach bisheriger Konzeption Ausstellungen zu:
Geplant sind nach bisheriger Konzeption Ausstellungen zu:
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[[Peter Glotz]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]), der zusammen mit Erika Steinbach bis zu seinem Tod 2005 den Vorstand der Stiftung bildete, erklärte im Jahre 2001: „Es [das Zentrum gegen Vertreibungen] soll nicht vor allem unsere Erinnerungen pflegen, es soll dazu beitragen, Vertreibungen weltweit zu ächten, die Völkergemeinschaft zu sensibilisieren und die Auseinandersetzung mit [[Ethnonationalismus]] und der Idee des ethnisch homogenen Nationalstaats systematisch zu führen. Insofern wird dieses Zentrum ein Beitrag zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus sein.“<ref>[http://www.mitteleuropa.de/zgv04.htm Rede von Peter Glotz]</ref>
[[Peter Glotz]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]), der zusammen mit Erika Steinbach bis zu seinem Tod 2005 den Vorstand der Stiftung bildete, erklärte im Jahre 2001: „Es [das Zentrum gegen Vertreibungen] soll nicht vor allem unsere Erinnerungen pflegen, es soll dazu beitragen, Vertreibungen weltweit zu ächten, die Völkergemeinschaft zu sensibilisieren und die Auseinandersetzung mit [[Ethnonationalismus]] und der Idee des ethnisch homogenen Nationalstaats systematisch zu führen. Insofern wird dieses Zentrum ein Beitrag zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus sein.“<ref>[http://www.mitteleuropa.de/zgv04.htm Rede von Peter Glotz]</ref>

== Ausstellungen ==


=== Wanderausstellung „Erzwungene Wege“ ===
=== Wanderausstellung „Erzwungene Wege“ ===
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=== Wanderausstellung „Angekommen“ ===
=== Wanderausstellung „Angekommen“ ===
2011 stellte das Zentrum gegen Vertreibungen die Ausstellung „Angekommen. Die Integration der Vertriebenen in Deutschland“ im [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] vor. Die Ausstellung widmete sich dem Prozess der Eingliederung der Vertriebenen in Deutschland nach 1945. Die feierliche Eröffnung im [[Paul-Löbe-Haus]] hatte [[Bundestagspräsident]] [[Norbert Lammert]] übernommen.<ref> {{Internetquelle |autor= |url=https://www.bundestag.de/besuche/ausstellungen/parl_hist/vertreibung/vertreibung-206320 |titel=Ausstellung „Angekommen“: Eine Ausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen 26. Oktober bis 18. November 2011 |werk= |hrsg=bundestag.de |datum= |abruf=2019-12-12 |sprache=}} </ref>
2011 stellte das Zentrum gegen Vertreibungen die Ausstellung „Angekommen. Die Integration der Vertriebenen in Deutschland“ im [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] vor. Die Ausstellung widmete sich dem Prozess der Eingliederung der Vertriebenen in Deutschland nach 1945. Die feierliche Eröffnung im [[Paul-Löbe-Haus]] hatte [[Bundestagspräsident]] [[Norbert Lammert]] übernommen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.bundestag.de/besuche/ausstellungen/parl_hist/vertreibung/vertreibung-206320 |titel=Ausstellung „Angekommen“: Eine Ausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen 26. Oktober bis 18. November 2011 |hrsg=Deutscher Bundestag |datum= |abruf=2019-12-12}}</ref>


=== Ausstellung „HeimatWEH. Eine Trilogie“ ===
=== Ausstellung „HeimatWEH. Eine Trilogie“ ===
Ab März 2012 wurden alle drei Ausstellungen als Einheit unter dem Titel "HeimatWEH. Eine Trilogie" im Berliner [[Kronprinzenpalais (Berlin)|Kronprinzenpalais]] vorgestellt. Mit dieser Ausstellung führte die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen die drei Ausstellungen zu einer Trilogie zusammen, die sie seit 2006 innerhalb von fünf Jahren erarbeitet und einzeln vorgestellt hatte.
Ab März 2012 wurden alle drei Ausstellungen als Einheit unter dem Titel „HeimatWEH. Eine Trilogie“ im Berliner [[Kronprinzenpalais (Berlin)|Kronprinzenpalais]] vorgestellt. Mit dieser Ausstellung führte die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen die drei Ausstellungen zu einer Trilogie zusammen, die sie seit 2006 innerhalb von fünf Jahren erarbeitet und einzeln vorgestellt hatte.
In einem großen Bogen umriss die Trilogie die weitgehend unbekannte Heimat der deutschen Volksgruppen außerhalb des Reiches mit ihrer Siedlungsgeschichte, Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts sowie die Integration der deutschen Vertriebenen und Aussiedler seit 1945.
In einem großen Bogen umriss die Trilogie die weitgehend unbekannte Heimat der deutschen Volksgruppen außerhalb des Reiches mit ihrer Siedlungsgeschichte, Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts sowie die Integration der deutschen Vertriebenen und Aussiedler seit 1945.
Anlässlich der feierlichen Ausstellungseröffnung im Kronprinzenpalais würdigte Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]]<ref> {{Webarchiv|text=bundesregierung.de |url=http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2012/03/2012-03-21-merkel-bdv-jahresempfang.html |wayback=20121110230959 }}, Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen</ref> die Leistungen der Vertriebenen und Aussiedler und unterstrich deren Rolle als Brückenbauer in Europa.<ref>[http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/verband/12107-bundeskanzlerin-wuerdigt-aussiedler-und.html siebenbuerger.de], Siebenbürgische Zeitung, Rainer Lehni: ''Bundeskanzlerin würdigt Aussiedler und Vertriebene als Brückenbauer''</ref>


Anlässlich der feierlichen Ausstellungseröffnung im Kronprinzenpalais würdigte Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2012/03/2012-03-21-merkel-bdv-jahresempfang.html |text=Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen. |wayback=20121110230959}} Bundesregierung.de</ref> die Leistungen der Vertriebenen und Aussiedler und unterstrich deren Rolle als Brückenbauer in Europa.<ref>Rainer Lehni: [https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/verband/12107-bundeskanzlerin-wuerdigt-aussiedler-und.html ''Bundeskanzlerin würdigt Aussiedler und Vertriebene als Brückenbauer''.] [[Siebenbürgische Zeitung]], 28. März 2012.</ref>
=== Prominente Unterstützer ===

Zu den Unterstützern gehören bzw. gehörten:<ref>[http://www.z-g-v.de/zgv/menschen-an-unserer-seite/ Menschen an unserer Seite]</ref><br />
== Prominente Unterstützer ==
Zu den Unterstützern gehören bzw. gehörten:<ref>[http://www.z-g-v.de/zgv/menschen-an-unserer-seite/ Menschen an unserer Seite]</ref>


* [[Arnulf Baring]] (†), Zeithistoriker und Politikwissenschaftler
* [[Arnulf Baring]] (†), Zeithistoriker und Politikwissenschaftler
* [[Peter Becher (Literaturhistoriker)|Peter Becher]], Historiker, [[Seliger-Gemeinde]] München
* [[Peter Becher (Literaturhistoriker)|Peter Becher]], Historiker, [[Seliger-Gemeinde]] München
* [[Rolf-E. Breuer]], ehemaliger Bankmanager
* [[Rolf-Ernst Breuer]] (†), ehemaliger Bankmanager
* [[Axel Freiherr von Campenhausen]], Öffentlichrechtler, ehemaliger Vorsitzender des [[Bundesverband Deutscher Stiftungen|Bundesverbandes Deutscher Stiftungen]] e. V.
* [[Axel Freiherr von Campenhausen]], Öffentlichrechtler, ehemaliger Vorsitzender des [[Bundesverband Deutscher Stiftungen|Bundesverbandes Deutscher Stiftungen]] e.&nbsp;V.
* [[Burkard Dregger]], Rechtsanwalt, Präsident Alliance of Business Lawyers
* [[Burkard Dregger]], Rechtsanwalt, Präsident Alliance of Business Lawyers
* [[Joachim Gauck]] (Bundespräsident), Theologe und Bürgerrechtler
* [[Joachim Gauck]] (Bundespräsident), Theologe und Bürgerrechtler
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* [[Freya Klier]], Schriftstellerin, Dokumentarfilmerin
* [[Freya Klier]], Schriftstellerin, Dokumentarfilmerin
* [[György Konrád]] (†), Schriftsteller, ehemaliger Präsident der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste Berlin]]
* [[György Konrád]] (†), Schriftsteller, ehemaliger Präsident der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste Berlin]]
* [[Rudolf Kučera]] (†), Politikwissenschaftler, [[Karls-Universität Prag|Karlsuniversität Prag]], Tschechien
* [[Rudolf Kučera (Politikwissenschaftler)|Rudolf Kučera]] (†), Politikwissenschaftler, [[Karls-Universität Prag|Karlsuniversität Prag]], Tschechien
* [[Otto Graf Lambsdorff]] (†), Ehrenvorsitzender der [[Freie Demokratische Partei|Freien Demokratischen Partei]]
* [[Otto Graf Lambsdorff]] (†), Ehrenvorsitzender der [[Freie Demokratische Partei|Freien Demokratischen Partei]]
* [[Udo Lattek]] (†), Fußballtrainer
* [[Udo Lattek]] (†), Fußballtrainer
* [[Franz Maget]] MdL, ehemaliger Vorsitzender der bayerischen SPD-Landtagsfraktion
* [[Franz Maget]] MdL, ehemaliger Vorsitzender der bayerischen SPD-Landtagsfraktion
* [[Hans Maier (Politiker)|Hans Maier]], Historiker, Staatsminister für Erziehung und Kultus a. D.
* [[Hans Maier (Politiker, 1931)|Hans Maier]], Historiker, Staatsminister für Erziehung und Kultus a. D.
* [[Siegfried Matthus]], Komponist
* [[Siegfried Matthus]], Komponist
* [[Horst Möller]], Historiker, ehemaliger Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München
* [[Horst Möller]], Historiker, ehemaliger Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München
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* [[Harald Schmidt]], Kabarettist, Schauspieler
* [[Harald Schmidt]], Kabarettist, Schauspieler
* [[Peter Scholl-Latour]] (†), Journalist
* [[Peter Scholl-Latour]] (†), Journalist
* [[Christoph Stölzl]], Historiker, Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses
* [[Christoph Stölzl]] (†), Historiker, Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses
* [[Peter-Christoph Storm]], Umweltrechtler
* [[Peter-Christoph Storm]], Umweltrechtler
* [[Christian Thielemann]], Chefdirigent der Staatskapelle Dresden
* [[Christian Thielemann]], Chefdirigent der Staatskapelle Dresden
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* [[Michael Wolffsohn]], Historiker, Bundeswehruniversität München
* [[Michael Wolffsohn]], Historiker, Bundeswehruniversität München
* [[Alfred M. de Zayas]], Völkerrechtler, Generalsekretär des PEN-Clubs Genf, Schweiz
* [[Alfred M. de Zayas]], Völkerrechtler, Generalsekretär des PEN-Clubs Genf, Schweiz
* [[Tilman Zülch]], Vorsitzender der [[Gesellschaft für bedrohte Völker]], Göttingen
* [[Tilman Zülch]] (†), Vorsitzender der [[Gesellschaft für bedrohte Völker]], Göttingen


Auf einer weiteren Seite des ZgV werden einige dieser Unterstützer mit kurzen Stellungnahmen zu ihrer Motivation dargestellt.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.z-g-v.de/aktuelles/?id=41 | wayback=20130516205602 | text=z-g-v.de/aktuelles}}, Unterstützer</ref>
Auf einer weiteren Seite des ZgV werden einige dieser Unterstützer mit kurzen Stellungnahmen zu ihrer Motivation dargestellt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.z-g-v.de/aktuelles/?id=41 |text=z-g-v.de/aktuelles |wayback=20130516205602}}, Unterstützer</ref>


Bis November 2007 gehörte auch [[Ralph Giordano]] zu den Unterstützern. Er änderte seine Meinung mit der Begründung, dass das „deutschverursachte Morduniversum des Zweiten Weltkriegs und seine[r] Besatzungspolitik“ noch immer „notorisch zu kurz“ komme. Es gehe nicht an, „die Geschichte der Vertreibungen bilderreich auszubreiten, das Blutbad der Vorgeschichte aber in marginalen Nebensätzen zu verstecken“.<ref>https://www.spiegel.de/politik/von-der-liste-streichen-lassen-a-b7325318-0002-0001-0000-000054154538</ref>
Bis November 2007 gehörte auch [[Ralph Giordano]] zu den Unterstützern. Er änderte seine Meinung mit der Begründung, dass das „deutschverursachte Morduniversum des Zweiten Weltkriegs und seine[r] Besatzungspolitik“ noch immer „notorisch zu kurz“ komme. Es gehe nicht an, „die Geschichte der Vertreibungen bilderreich auszubreiten, das Blutbad der Vorgeschichte aber in marginalen Nebensätzen zu verstecken“.<ref>{{Der Spiegel |ID=54154538 |Titel=Von der Liste streichen lassen |Jahr=2007 |Nr=49 |Seiten= |Kommentar=Briefe}}</ref>


Bis September 2010 gehörte auch [[Julius H. Schoeps]], Historiker und Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrum zu den Unterstützern. Er beendete seine Unterstützung aufgrund abfälliger Äußerungen Erika Steinbachs über den polnischen Politiker [[Władysław Bartoszewski]].<ref>[http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/vertriebenen-stiftung-historiker-schmeisst-nach-steinbach-eklat-hin-seite-all/3542156-all.html Handelsblatt online vom 18. September 2010]</ref>
Bis September 2010 gehörte auch [[Julius H. Schoeps]], Historiker und Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrum zu den Unterstützern. Er beendete seine Unterstützung aufgrund abfälliger Äußerungen Erika Steinbachs über den polnischen Politiker [[Władysław Bartoszewski]].<ref>[http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/vertriebenen-stiftung-historiker-schmeisst-nach-steinbach-eklat-hin-seite-all/3542156-all.html ''Historiker schmeißt nach Steinbach-Eklat hin''.] [[Handelsblatt]] online, 18. September 2010.</ref>


== Debatte ==
== Debatte ==
Sowohl in [[Deutschland]] als auch im Ausland, speziell in [[Polen]] und [[Tschechien]], stießen das Vorhaben und der Standort Berlin auf Kritik beziehungsweise Ablehnung.<ref>Deike Diening: [https://www.tagesspiegel.de/politik/toene-und-misstoene/445844.html ''Töne und Misstöne''.] [[tagesspiegel.de]], 7. September 2003.</ref> Kritiker werfen dem [[Bund der Vertriebenen]] vor, eine solche Institution in Berlin würde dahingehend missverstanden werden, dass sie [[Geschichtsrevisionismus|revisionistisch]] intendiert sei und zum eigentlichen Ziel die neuerliche Vertreibung der heutzutage in den früheren deutschen Gebieten lebenden Polen und Tschechen habe.


Das Projekt wurde auch dahingehend kritisiert, dass sich mit ihm der Bund der Vertriebenen ungefragt und unbevollmächtigt das Gedenkinteresse anderer vertriebener Völker bzw. Volksgruppen aneigne. Zweck dieser Aneignung sei, die Hauptursache für die [[Vertreibung]] der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa, den Unterjochungs- und [[Vernichtungskrieg]] des [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] [[Großdeutsches Reich|Deutschen Reiches]], aus den Inhalten einer deutschen Vertriebenengedenkstätte weitgehend auszuklammern.
Sowohl in [[Deutschland]] als auch im Ausland, speziell in [[Polen]] und [[Tschechien]], stoßen das Vorhaben und der Standort Berlin auf Kritik beziehungsweise Ablehnung.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/politik/toene-und-misstoene/445844.html Töne und Misstöne], Artikel vom 7. September 2003 von Deike Diening auf [[tagesspiegel.de]]</ref> Kritiker werfen dem [[Bund der Vertriebenen]] vor, eine solche Institution in Berlin würde dahingehend missverstanden werden, dass sie [[Geschichtsrevisionismus|revisionistisch]] intendiert sei und zum eigentlichen Ziel die neuerliche Vertreibung der heutzutage in den früheren deutschen Gebieten lebenden Polen und Tschechen habe.

Das Projekt wird auch dahingehend kritisiert, dass sich mit ihm der Bund der vertriebenen Deutschen ungefragt und unbevollmächtigt das Gedenkinteresse anderer vertriebener Völker bzw. Volksgruppen aneigne. Zweck dieser Aneignung sei, die Hauptursache für die [[Vertreibung]] der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa, den Unterjochungs- und [[Vernichtungskrieg]] des [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] [[Großdeutsches Reich|Deutschen Reiches]], aus den Inhalten einer deutschen Vertriebenengedenkstätte weitgehend auszuklammern.

Demgegenüber argumentieren Befürworter, dass das Zentrum gegen Vertreibungen Vertriebene aus allen europäischen Völkern einbeziehe, um eine einseitige Fokussierung auf die deutschen Vertriebenen zu verhindern. Vertreter anderer vertriebener Volksgruppen würden in die Gestaltung des Zentrums einbezogen. Eine angemessene Aufarbeitung der Thematik sei bisher unterblieben. Vielen Vertreibungen habe ein „völkisches Denken“ zugrunde gelegen, weil nicht persönliche Schuld, sondern allein die ethnische Zugehörigkeit den Ausschlag gegeben habe. Die Vertreibungen des zwanzigsten Jahrhunderts seien nur zum Teil aus Rache bzw. Vergeltung erfolgt. Auch persönliches Macht- bzw. Besitzstreben, (pseudo)historische Ideologien und das Ziel, ethnische Minderheiten zu beseitigen, hätten eine Rolle gespielt.

Alternativvorschläge aus dem In- und Ausland (über die Parteigrenzen hinweg kontrovers diskutiert) sind [[Breslau]], [[Sarajewo]], [[Schweden]] oder [[Priština]]. Der ehemalige [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Politiker und SPD-[[Bundestagsabgeordneter|Bundestagsabgeordnete]] [[Markus Meckel]] initiierte das Gegenprojekt eines Europäischen Zentrums gegen Vertreibungen. Meckel will die konkrete Gestaltung des Zentrums einer internationalen Kommission übertragen.


Demgegenüber argumentierten Befürworter, dass das Zentrum gegen Vertreibungen Vertriebene aus allen europäischen Völkern einbeziehe, um eine einseitige Fokussierung auf die deutschen Vertriebenen zu verhindern. Vertreter anderer vertriebener Volksgruppen würden in die Gestaltung des Zentrums einbezogen. Eine angemessene Aufarbeitung der Thematik sei bisher unterblieben. Vielen Vertreibungen habe ein „völkisches Denken“ zugrunde gelegen, weil nicht persönliche Schuld, sondern allein die ethnische Zugehörigkeit den Ausschlag gegeben habe. Die Vertreibungen des zwanzigsten Jahrhunderts seien nur zum Teil aus Rache bzw. Vergeltung erfolgt. Auch persönliches Macht- bzw. Besitzstreben, (pseudo)historische Ideologien und das Ziel, ethnische Minderheiten zu beseitigen, hätten eine Rolle gespielt.
== Standpunkt der deutschen Bundesregierung ==


In die Gründungsdebatte eingebrachte Alternativstandorte aus dem In- und Ausland (über die Parteigrenzen hinweg kontrovers diskutiert) waren [[Breslau]], [[Sarajewo]], [[Schweden]] oder [[Priština]]. Der ehemalige [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Politiker und SPD-[[Bundestagsabgeordneter|Bundestagsabgeordnete]] [[Markus Meckel]] forderte als Gegenprojekt ein Europäisches Zentrum gegen Vertreibungen und wollte die konkrete Gestaltung des Zentrums einer internationalen Kommission übertragen.
Die Bundesregierung beschloss die Gründung eines Berliner Ausstellungs- und Informationszentrums, in dem an die Vertreibung der Millionen Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa erinnert werden soll. Dieses stand unter dem vorläufigen Titel ''Sichtbares Zeichen''. Dies wurde in den Koalitionsvereinbarungen von [[CDU/CSU|Union]] und [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] festgehalten. Seit 2008 werden die Konzepte für diese Institution unter Federführung des Staatsministers für Kultur und Medien [[Bernd Neumann]] erarbeitet. Das Amt übernahm 2013 Kultur-Staatsministerin [[Monika Grütters]].<ref>{{Internetquelle|url=https://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundesregierung/BeauftragtefuerKulturundMedien/staatsministerAmt/_node.html|titel=Bundesregierung {{!}} Die Staatsministerin und ihr Amt|sprache=de|zugriff=2017-06-21}}</ref> Innerhalb des [[Deutsches Historisches Museum|Deutschen Historischen Museums]] wurde am 30. Dezember 2008 die unselbständige [[Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung]] errichtet, die diese Aufgabe erfüllen soll.


== Literatur ==
== Literatur ==
* 2004: Nawojka Cieslinska-Lobkowicz, [[Helga Hirsch]], [[Hans Lemberg]], [[Markus Meckel]], [[Erika Steinbach]]: ''Ein Zentrum gegen Vertreibungen: Nationales Gedenken oder europäische Erinnerung?'' (= '' Potsdamer Forum'') Podiumsgespräch, Französische [[Berlin-Friedrichstadt|Friedrichstadtkirche]], Moderation: Thomas Urban. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2004, ISBN 3-936168-11-3.
* Nawojka Cieslinska-Lobkowicz, [[Helga Hirsch]], [[Hans Lemberg]], [[Markus Meckel]], [[Erika Steinbach]]: ''Ein Zentrum gegen Vertreibungen: Nationales Gedenken oder europäische Erinnerung?'' (=&nbsp;''Potsdamer Forum''), Podiumsgespräch, Französische [[Berlin-Friedrichstadt|Friedrichstadtkirche]], Moderation: Thomas Urban. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2004, ISBN 3-936168-11-3.
* 2006: ''Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts''. Ausstellung im Kronprinzenpalais. Texte: [[Wilfried Rogasch]], Katharina Klotz & Doris Müller-Toovey. Zentrum gegen Vertreibungen, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-00-019838-0.
* ''Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts''. Ausstellung im Kronprinzenpalais. Texte: [[Wilfried Rogasch]], Katharina Klotz, Doris Müller-Toovey. Zentrum gegen Vertreibungen, Wiesbaden 2006, ISBN 3-00-019838-5.
* ''Die Gerufenen. Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa''. Ausstellung im [[Kronprinzenpalais (Berlin)]]. Zentrum gegen Vertreibungen, Wiesbaden 2009 {{DNB|997292652}}.
* ''Die Gerufenen. Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa''. Ausstellung im [[Kronprinzenpalais (Berlin)]]. Zentrum gegen Vertreibungen, Wiesbaden 2009; {{DNB|997292652}}.
* 2007: Bettina Mihr: ''Wund-Male. Folgen der „Unfähigkeit zu trauern“ und das Projekt eines Zentrums gegen Vertreibungen''. Haland & Wirth – Psychosozial, Gießen 2007, ISBN 978-3-89806-922-9.
* Bettina Mihr: ''Wund-Male. Folgen der „Unfähigkeit zu trauern“ und das Projekt eines Zentrums gegen Vertreibungen''. Haland & Wirth – Psychosozial, Gießen 2007, ISBN 978-3-89806-922-9.
* 2008: Tim Völkering: ''Flucht und Vertreibung im Museum: zwei aktuelle Ausstellungen und ihre geschichtskulturellen Hintergründe im Vergleich'' (= ''Zeitgeschichte, Zeitverständnis'', Band 17). Lit, Münster / Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1169-3 ([[Staatsexamensarbeit]] [[Westfälische Wilhelms-Universität]] 2006/2007, 166 Seiten).
* Tim Völkering: ''Flucht und Vertreibung im Museum. Zwei aktuelle Ausstellungen und ihre geschichtskulturellen Hintergründe im Vergleich'' (= ''Zeitgeschichte, Zeitverständnis'', Band 17). Lit Verlag, Münster 2008, ISBN 978-3-8258-1169-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.z-g-v.de/ www.z-g-v.de] Webseite des Zentrums gegen Vertreibungen
* [http://www.z-g-v.de/ www.z-g-v.de] – Website des Zentrums gegen Vertreibungen.
* [http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/467233/ Vertreibungen im 20. Jahrhundert. Wie sollen wir gedenken?] Februar 2006, von [[Arnulf Baring]]
* [[Arnulf Baring]]: [http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/467233/ ''Vertreibungen im 20. Jahrhundert: Wie sollen wir gedenken?''] [[Deutschlandfunk Kultur]], 9. Februar 2006.
* [https://www.heise.de/tp/features/Schwierige-deutsch-polnische-Beziehungen-3404284.html Warum das geplante Zentrum gegen Vertreibungen nicht in Berlin gebaut werden sollte.] Stand Januar 2006
* Thomas Dudek: [https://www.heise.de/tp/features/Schwierige-deutsch-polnische-Beziehungen-3404284.html ''Schwierige deutsch-polnische Beziehungen. Warum das geplante Zentrum gegen Vertreibungen nicht in Berlin gebaut werden sollte''.] [[telepolis]], 3. Januar 2006.
* [http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Aufbau_West/debatten/erinnerung/stiftung/ Zusammenfassung der Debatte um das Zentrum gegen Vertreibungen] Stand Ende 2006
* [http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Aufbau_West/debatten/erinnerung/stiftung/ Zusammenfassung der Debatte um das Zentrum gegen Vertreibungen.] lwl.org, Stand Ende 2006.
* [http://www.zeitgeschichte-online.de/themen/die-erinnerung-flucht-und-vertreibung Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung. Die Debatte um das „Zentrum gegen Vertreibungen“] (Zeitgeschichte-online vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) Stand Januar 2004
* Jürgen Danyel (Hrsg.): [https://zeitgeschichte-online.de/themen/die-erinnerung-flucht-und-vertreibung ''Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung. Die Debatte um das „Zentrum gegen Vertreibungen“''.] Zeitgeschichte-online.de (Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam), 1. Januar 2004.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 8. November 2024, 12:27 Uhr

Zentrum gegen Vertreibungen
(ZgV)
Logo
Rechtsform Stiftung
Gründung 2000
Gründer Bund der Vertriebenen
Sitz Wiesbaden
Schwerpunkt Die Dokumentation der Vertreibungen im Europa des 20. Jahrhunderts
Vorsitz Christean Wagner
Website z-g-v.de

Das Zentrum gegen Vertreibungen (ZgV) ist eine Stiftung mit Sitz in Wiesbaden. Es wurde 2000 aus dem Bund der Vertriebenen (BdV) heraus zur Dokumentation der Vertreibungen im 20. Jahrhundert unter Gründungsvorsitz der damaligen BdV-Präsidentin Erika Steinbach gegründet. 2018 übergab sie das Amt an Christean Wagner.[1] Das Zentrum gegen Vertreibungen ist nicht zu verwechseln mit der staatlichen Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung und ihrem Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung.

Das Zentrum gegen Vertreibungen soll

  • das Schicksal der, nach Angaben des Zentrums, „mehr als 15 Millionen deutschen Deportations- und Vertreibungsopfer aus ganz Mittel-, Ost- und Südosteuropa“ ebenso wie das Schicksal der deutschen Spätaussiedler erfahrbar machen
  • Vertreibung und Genozid an anderen Völkern, insbesondere in Europa, dokumentieren
  • mündliche und schriftliche Zeitzeugenberichte aus allen Vertreibungs- und Aussiedlungsgebieten zusammenführen
  • Kultur, Schicksal und Geschichte der europäischen, auch der deutschen Vertriebenen und ihrer jeweiligen Heimat im Zusammenhang erfahrbar machen
  • an die Integration der Vertriebenen sowie ihre gesellschaftliche Rezeption in der Bundesrepublik Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik erinnern
  • in Wechselausstellungen aktuelle Vertreibungsgeschehen aufarbeiten
  • eine Requiem-Rotunde soll zum Gedenken an die Opfer zur Besinnung und Andacht einladen
  • die regelmäßige Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises gehört nach eigener Aussage ebenfalls zu den Aufgaben der Stiftung.[2]

Geplant sind nach bisheriger Konzeption Ausstellungen zu:

  • dem Schicksal der Armenier 1915/16,
  • den Vertreibungen von Griechen und Türken gemäß dem Lausanner Vertrag von 1923,
  • der Vertreibung der europäischen Juden ab 1933 als Teil des Holocaust,
  • den Vertreibungen, Zwangsumsiedlungen und Deportationen der Polen, Balten und der Ukrainer zwischen 1939 und 1949,
  • der Vertreibung, Zwangsumsiedlung und Deportation der Deutschen zwischen 1941 und 1949,
  • der Vertreibung der Westkarelier 1939/40 und 1944 bis 1947
  • der Vertreibung der Italiener aus Jugoslawien 1945/46,
  • den Vertreibungen als Folge des Zypernkonflikts nach 1974 und
  • den Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien am Beispiel von Bosnien und Herzegowina in den 1990er Jahren.

Peter Glotz (SPD), der zusammen mit Erika Steinbach bis zu seinem Tod 2005 den Vorstand der Stiftung bildete, erklärte im Jahre 2001: „Es [das Zentrum gegen Vertreibungen] soll nicht vor allem unsere Erinnerungen pflegen, es soll dazu beitragen, Vertreibungen weltweit zu ächten, die Völkergemeinschaft zu sensibilisieren und die Auseinandersetzung mit Ethnonationalismus und der Idee des ethnisch homogenen Nationalstaats systematisch zu führen. Insofern wird dieses Zentrum ein Beitrag zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus sein.“[3]

Wanderausstellung „Erzwungene Wege“

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Die Wanderausstellung „Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ wurde erstmals vom 11. August bis zum 29. Oktober 2006 im Kronprinzenpalais in Berlin der Öffentlichkeit gezeigt. Danach war die Ausstellung in einer modifizierten und erweiterten Form seit Juni 2007 in der Paulskirche in Frankfurt am Main, in Nürnberg, Erfurt, Recklinghausen und Hannover zu besichtigen. Neu aufgenommen wurde die Vertreibung von Ungarn aus der damaligen Tschechoslowakei sowie die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn und die Vertreibung der Deutschen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Darüber hinaus wurde die Ausstellung in der überarbeiteten Version um einen lokalen Teil erweitert, in dem die Aufnahme von Vertriebenen nach 1945 in einzelne deutsche Städte gezeigt wird.

Die Ausstellung war im Vorfeld politisch stark umstritten. Polnische Museen und Opferverbände, die sich an der Ausstellung beteiligt hatten, zogen ihre Exponate wieder zurück. Die Befürchtungen der Skeptiker blieben jedoch unbegründet. Die Ausstellung ordnete das Schicksal der deutschen Vertriebenen in die Weltgeschichte ein. Deutsche als größte Vertriebenengruppe beanspruchten nicht mehr Platz als Armenier oder Polen.

Der Historiker Ingo Haar kritisiert, dass die Ausstellung die Zahl der bei Flucht und Vertreibung umgekommenen Deutschen mit über einer Million deutlich zu hoch ansetze. Die Zahl ergebe sich methodisch daraus, dass ungeklärte Fälle aus Krieg, Flucht und Vertreibung kurzerhand den Todesfällen zugerechnet würden. Dies sei handwerklich unsauber. Konkret nachweisbar seien vielmehr 500.000 bis 600.000 deutsche Vertreibungsopfer.[4]

Wanderausstellung „Die Gerufenen“

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Die Folgeausstellung der „Erzwungenen Wege“ war „Die Gerufenen. Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa“. Im Mittelpunkt von „Die Gerufenen“ steht die Migrationsgeschichte der Deutschen zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit. Die Ausstellung wurde erstmals im Berliner Kronprinzenpalais vom 16. Juli bis zum 30. August 2009 gezeigt.

Wanderausstellung „Angekommen“

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2011 stellte das Zentrum gegen Vertreibungen die Ausstellung „Angekommen. Die Integration der Vertriebenen in Deutschland“ im Deutschen Bundestag vor. Die Ausstellung widmete sich dem Prozess der Eingliederung der Vertriebenen in Deutschland nach 1945. Die feierliche Eröffnung im Paul-Löbe-Haus hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert übernommen.[5]

Ausstellung „HeimatWEH. Eine Trilogie“

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Ab März 2012 wurden alle drei Ausstellungen als Einheit unter dem Titel „HeimatWEH. Eine Trilogie“ im Berliner Kronprinzenpalais vorgestellt. Mit dieser Ausstellung führte die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen die drei Ausstellungen zu einer Trilogie zusammen, die sie seit 2006 innerhalb von fünf Jahren erarbeitet und einzeln vorgestellt hatte. In einem großen Bogen umriss die Trilogie die weitgehend unbekannte Heimat der deutschen Volksgruppen außerhalb des Reiches mit ihrer Siedlungsgeschichte, Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts sowie die Integration der deutschen Vertriebenen und Aussiedler seit 1945.

Anlässlich der feierlichen Ausstellungseröffnung im Kronprinzenpalais würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel[6] die Leistungen der Vertriebenen und Aussiedler und unterstrich deren Rolle als Brückenbauer in Europa.[7]

Prominente Unterstützer

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Zu den Unterstützern gehören bzw. gehörten:[8]

Auf einer weiteren Seite des ZgV werden einige dieser Unterstützer mit kurzen Stellungnahmen zu ihrer Motivation dargestellt.[9]

Bis November 2007 gehörte auch Ralph Giordano zu den Unterstützern. Er änderte seine Meinung mit der Begründung, dass das „deutschverursachte Morduniversum des Zweiten Weltkriegs und seine[r] Besatzungspolitik“ noch immer „notorisch zu kurz“ komme. Es gehe nicht an, „die Geschichte der Vertreibungen bilderreich auszubreiten, das Blutbad der Vorgeschichte aber in marginalen Nebensätzen zu verstecken“.[10]

Bis September 2010 gehörte auch Julius H. Schoeps, Historiker und Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrum zu den Unterstützern. Er beendete seine Unterstützung aufgrund abfälliger Äußerungen Erika Steinbachs über den polnischen Politiker Władysław Bartoszewski.[11]

Sowohl in Deutschland als auch im Ausland, speziell in Polen und Tschechien, stießen das Vorhaben und der Standort Berlin auf Kritik beziehungsweise Ablehnung.[12] Kritiker werfen dem Bund der Vertriebenen vor, eine solche Institution in Berlin würde dahingehend missverstanden werden, dass sie revisionistisch intendiert sei und zum eigentlichen Ziel die neuerliche Vertreibung der heutzutage in den früheren deutschen Gebieten lebenden Polen und Tschechen habe.

Das Projekt wurde auch dahingehend kritisiert, dass sich mit ihm der Bund der Vertriebenen ungefragt und unbevollmächtigt das Gedenkinteresse anderer vertriebener Völker bzw. Volksgruppen aneigne. Zweck dieser Aneignung sei, die Hauptursache für die Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa, den Unterjochungs- und Vernichtungskrieg des nationalsozialistischen Deutschen Reiches, aus den Inhalten einer deutschen Vertriebenengedenkstätte weitgehend auszuklammern.

Demgegenüber argumentierten Befürworter, dass das Zentrum gegen Vertreibungen Vertriebene aus allen europäischen Völkern einbeziehe, um eine einseitige Fokussierung auf die deutschen Vertriebenen zu verhindern. Vertreter anderer vertriebener Volksgruppen würden in die Gestaltung des Zentrums einbezogen. Eine angemessene Aufarbeitung der Thematik sei bisher unterblieben. Vielen Vertreibungen habe ein „völkisches Denken“ zugrunde gelegen, weil nicht persönliche Schuld, sondern allein die ethnische Zugehörigkeit den Ausschlag gegeben habe. Die Vertreibungen des zwanzigsten Jahrhunderts seien nur zum Teil aus Rache bzw. Vergeltung erfolgt. Auch persönliches Macht- bzw. Besitzstreben, (pseudo)historische Ideologien und das Ziel, ethnische Minderheiten zu beseitigen, hätten eine Rolle gespielt.

In die Gründungsdebatte eingebrachte Alternativstandorte aus dem In- und Ausland (über die Parteigrenzen hinweg kontrovers diskutiert) waren Breslau, Sarajewo, Schweden oder Priština. Der ehemalige DDR-Politiker und SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Meckel forderte als Gegenprojekt ein Europäisches Zentrum gegen Vertreibungen und wollte die konkrete Gestaltung des Zentrums einer internationalen Kommission übertragen.

  • Nawojka Cieslinska-Lobkowicz, Helga Hirsch, Hans Lemberg, Markus Meckel, Erika Steinbach: Ein Zentrum gegen Vertreibungen: Nationales Gedenken oder europäische Erinnerung? (= Potsdamer Forum), Podiumsgespräch, Französische Friedrichstadtkirche, Moderation: Thomas Urban. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2004, ISBN 3-936168-11-3.
  • Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts. Ausstellung im Kronprinzenpalais. Texte: Wilfried Rogasch, Katharina Klotz, Doris Müller-Toovey. Zentrum gegen Vertreibungen, Wiesbaden 2006, ISBN 3-00-019838-5.
  • Die Gerufenen. Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa. Ausstellung im Kronprinzenpalais (Berlin). Zentrum gegen Vertreibungen, Wiesbaden 2009; DNB 997292652.
  • Bettina Mihr: Wund-Male. Folgen der „Unfähigkeit zu trauern“ und das Projekt eines Zentrums gegen Vertreibungen. Haland & Wirth – Psychosozial, Gießen 2007, ISBN 978-3-89806-922-9.
  • Tim Völkering: Flucht und Vertreibung im Museum. Zwei aktuelle Ausstellungen und ihre geschichtskulturellen Hintergründe im Vergleich (= Zeitgeschichte, Zeitverständnis, Band 17). Lit Verlag, Münster 2008, ISBN 978-3-8258-1169-3.

Einzelnachweise

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  1. Zentrum gegen Vertreibungen: Erika Steinbach gibt Vorsitz der Vertriebenenstiftung ab. Zeit Online, 28. Februar 2018.
  2. Aufgaben und Ziele. Website des ZgV; abgerufen am 7. Dezember 2021.
  3. Rede von Peter Glotz
  4. Ingo Haar: Die deutschen ‚Vertreibungsverluste‘ – Forschungsstand, Kontexte und Probleme. In: Rainer Mackensen, Jürgen Reulecke, Josef Ehmer (Hrsg.): Ursprünge, Arten und Folgen des Konstrukts „Bevölkerung“ vor, im und nach dem „Dritten Reich“. Zur Geschichte der deutschen Bevölkerungswissenschaft. VS – Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16152-5, S. 363–381, hier S. 370 und 376 ff.
  5. Ausstellung „Angekommen“: Eine Ausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen 26. Oktober bis 18. November 2011. Deutscher Bundestag, abgerufen am 12. Dezember 2019.
  6. Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen. (Memento vom 10. November 2012 im Internet Archive) Bundesregierung.de
  7. Rainer Lehni: Bundeskanzlerin würdigt Aussiedler und Vertriebene als Brückenbauer. Siebenbürgische Zeitung, 28. März 2012.
  8. Menschen an unserer Seite
  9. z-g-v.de/aktuelles (Memento vom 16. Mai 2013 im Internet Archive), Unterstützer
  10. Von der Liste streichen lassen. In: Der Spiegel. Nr. 49, 2007 (online – Briefe).
  11. Historiker schmeißt nach Steinbach-Eklat hin. Handelsblatt online, 18. September 2010.
  12. Deike Diening: Töne und Misstöne. tagesspiegel.de, 7. September 2003.