Bahnhof Stuttgart Flughafen/Messe
Stuttgart Flughafen/Messe | |
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Bahnhof Flughafen/Messe
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Daten | |
Bauform | Tunnelbahnhof |
Bahnsteiggleise | 2 |
Abkürzung | TFL |
Preisklasse | 4 |
Eröffnung | 18. April 1993 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Leinfelden-Echterdingen |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 41′ 24″ N, 9° 11′ 22″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Baden-Württemberg |
Der Bahnhof Stuttgart Flughafen/Messe ist eine Station im Netz der S-Bahn Stuttgart. In unmittelbaren Nâhe befindet sich auch der sich im Bau befindliche Stuttgart Flughafen Fernbahnhof, der 2026 eröffnet werden soll.
Lage und Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl der Bahnhof in der offiziellen Bezeichnung den Namen Stuttgarts trägt, befindet er sich nicht im Stadtkreis, sondern auf Echterdinger Gemarkung. Er ist Teil des Flughafentunnels.
Der Mittelbahnsteig des Bahnhofs liegt unterhalb der Terminalgebäude 1, 2 und 3, etwa 20 m unter dem Gelände.[1] Der Bahnsteig war zur Inbetriebnahme 210 m lang[1] und wurde im Rahmen der Bauarbeiten für das Terminal 3 um 2002 verlängert.[2] Die beiden 96 cm hohen Bahnsteigkanten sind seitdem (Stand: 2021) für Zuglängen bis 251 m geeignet.[3]
An den Bahnsteigbereich schließt sich westlich ein rund 450 m langer Tunnelabschnitt an. Östlich folgt eine rund 400 m lange Abstell- und Wendeanlage, an die sich der Streckenabschnitt nach Filderstadt anschließt. Im Westkopf des Bahnhofs verbinden vier Weichen die beiden Streckengleise.[4] Die Gradiente fällt im Bahnsteigbereich mit 1,67 Promille nach Osten ab. Westlich des Bahnsteigs steigt die Strecke, nach einem kurzen ebenerdigen Abschnitt, mit bis zu 29 Promille an, östlich fällt sie zur Abstell- und Wendeanlage hin mit zunächst 20 Promille ab.[1]
Verkehrsaufkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An Werktagen wurden 2011 durchschnittlich rund 11.000 Fahrgäste pro Tag gezählt. Bei einer Erhebung im Jahr 2008 waren rund 5.000 Einsteiger und rund 5.500 Aussteiger gezählt worden.[5]
Eine Zählung ermittelte für das Jahr 2010 eine Querschnittsbelastung von 14.600 Fahrgästen auf dem Abschnitt Richtung Echterdingen. Für den Abschnitt Richtung Filderstadt wurden 8.300 Reisende angegeben. Eine Unterscheidung zwischen Ein- und Aussteigern sowie Durchfahrern trifft die Quelle nicht.[6]
Laut Angaben der Flughafengesellschaft von 2013 seien nach Eröffnung der Station 16 Prozent der Flugreisenden per Bahn angereist. Inzwischen läge der Anteil bei 23 Prozent. Nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 solle dieser Anteil auf 40 Prozent steigen.[7]
Eine 2013 vorgelegte Verkehrsprognose erwartet für das Jahr 2025 täglich 25.200 von und nach Westen in die Station ein- und ausfahrende Fahrgäste (Querschnittsbelastung). 14.900 werden östlich der Station erwartet. Auf dem Abschnitt zwischen Flughafen und Filderstadt wird mit einem Rückgang um 200, auf 8.100 Reisende, gerechnet. Die S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen ist darin nicht berücksichtigt.[6]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den Entwürfen zur Errichtung eines S-Bahn-Systems für den Großraum Stuttgart in den 1960er Jahren berücksichtigten die Verkehrsplaner auch die Filderebene. Die Bahnstrecke von Stuttgart-Rohr nach Neuhausen auf den Fildern, auf der die Deutsche Bundesbahn den Personenverkehr 1955 eingestellt hatten, sollte für den künftigen S-Bahn-Betrieb ausgebaut werden und somit einen Anschluss an den Stuttgarter Flughafen ermöglichen. Den Flughafen besser an das öffentliche Nahverkehrsnetz anzuschließen stand aber zu damaliger Zeit nicht im Vordergrund und hatte keine Dringlichkeit.
Die Herstellung einer S-Bahn-Linie zum Flughafen war Gegenstand des 3. Ausführungsvertrages zur S-Bahn Stuttgart, der 1978 geschlossen wurde.[8]
Erst 1984 begann der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Stuttgart-Rohr–Echterdingen. Für den Anschluss des Flughafens entstand ab Echterdingen eine völlig neue Trasse. Aufgrund des Platzmangels am Flughafen kam nur ein unterirdischer Bahnhof in Frage.[1] Der Wettbewerb um die Gestaltung des Bahnhofs wurde vom Büro Gerkan, Marg und Partner gewonnen.[9]
Dieser wurde zeitgleich mit dem im April 1992 eröffneten Terminal 1 errichtet. Das Planfeststellungsverfahren des Streckenabschnitts mit dem Bahnhof wurde nach einem Jahr im September 1986 abgeschlossen. Am 10. Oktober 1986 vollzogen Ministerpräsident Lothar Späth, der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel und weitere den ersten Spatenstich.[1] Vorrangig wurde zunächst ein 130 m langer Abschnitt des Bahnsteigbereichs in 18 Monaten hergestellt, damit darauf Teile des neuen Terminals gegründet werden konnten.[4] Bis Ende 1989 wurde der zunächst 1,1 km lange Flughafentunnel im Rohbau errichtet.[1] Durch die intensiven Tunnelarbeiten verzögerte sich die vorgesehene Fertigstellung der Trasse und des Bahnhofs um mehrere Jahre, sodass die S-Bahnlinie S2 ab Mai 1989 vorerst in Oberaichen endete.
Die Kosten der Flughafenstation werden mit 109,4 Millionen DM beziffert. Davon wurden 106,9 Millionen DM aus S-Bahn-Mitteln und die übrigen 2,5 Millionen DM von der Deutschen Bundesbahn getragen.[4]
Am 2. März 1993 begann der Probebetrieb.[4] Am 18. April 1993 fand die feierliche Einweihung des Bahnhofs Stuttgart Flughafen statt. Der Ostkopf des Tunnels war in der Bauphase bereits für die Fortsetzung der unterirdischen Strecke vorbereitet worden. 2001 verwirklichte die Deutsche Bahn AG diese Option und eröffnete den neuen Streckenabschnitt bis Filderstadt-Bernhausen.
Aufgrund unzureichenden Brandschutzes verfügte das Eisenbahn-Bundesamt mit Wirkung am 27. September 2001, dass zu jeder Zeit nur ein Zug im Bahnhof sein dürfe. Der bis dahin vorhandene einzige Zugang sei nicht ausreichend gewesen, um zwei Langzüge der Baureihe 420 mit jeweils 2300 Personen (9 Personen je Quadratmeter) innerhalb von 15 Minuten evakuieren zu können. Daraufhin wurde eines der beiden Gleise betrieblich gesperrt.[10] Durch die Eröffnung eines weiteren Zugangs, am Terminal 3, konnte diese Einschränkung später wieder aufgehoben werden. Um den notwendigen Platz zu schaffen, wurde das bestehende Relaisstellwerk durch ein kompaktes Elektronisches Stellwerk ersetzt, das 2002 in Betrieb genommen wurde. Dieses steuert den Streckenabschnitt zwischen Oberaichen und Filderstadt.
Zugunsten des 2007 eröffneten Messegeländes, das einen neuen Publikumsmagneten auf den Fildern darstellt und im Einzugsgebiet des Bahnhofs liegt, erfolgte 2008 die Umbenennung des Bahnhofs in Stuttgart Flughafen/Messe.
Im Dezember 2021 genehmigte das Eisenbahn-Bundesamt eine brandschutztechnische Ertüchtigung der Station. Dazu zählen unter anderem Entrauchungskanäle, die Einhausung von Treppenhäusern sowie Arbeiten an Brandmeldeanlage und Sicherheitsbeleuchtung.[11]
Planungen im Rahmen von Stuttgart 21
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen des Großprojekts Stuttgart 21 wurden im Bereich des Bahnhofs zwei Ausbauvarianten verfolgt: zunächst eine Mitnutzung des weiterhin zweigleisigen Bahnhofs durch Fern- und Regionalverkehrszüge, die jedoch zugunsten des Bau eines neuen Bahnhofs, Stuttgart Flughafen Fernbahnhof, aufgegeben wurde. Auch eine Ergänzung der zweigleisigen Station durch ein drittes Gleis wurde erwogen. Ab 2020 wurde mit dem Pfaffensteigtunnel eine gänzlich andere Alternativplanung verfolgt. Mit Einreichung des Planfeststellungsantrags dafür, im April 2024, wurde die vorige Planung (mit dreigleisigem Ausbau) verworfen.
In der verworfenen Planungen war vorgesehen, den weiterhin zweigleisigen Bahnhof auch von den auf der Gäubahn verkehrenden Fernverkehrszügen zu bedienen. Dafür waren auch die Rohrer Kurve und die Flughafenkurve, die den Ostkopf des Bahnhofs in einem Bogen von rund 180 Grad mit der Schnellfahrstrecke Stuttgart–Wendlingen (Richtung Stuttgart Hauptbahnhof) verbinden sollte, vorgesehen.
Bahnbetrieb
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bahnhof wird durch die S-Bahn Stuttgart bedient. An Gleis 1 verkehren die S-Bahnen nach Filderstadt. Gleis 2 ist den S-Bahnen in Richtung Rohr zugeordnet. Die S-Bahnen der Linie S3 enden zumeist am Gleis 2. Den Reisenden stehen zwei Ausgänge mit Fahrtreppen zur Verfügung, die jeweils zu einem Zwischengeschoss führen. Über das westliche Zwischengeschoss gelangt man zum Terminal 1 und zum Messegelände. Vom östlichen Zwischengeschoss erreicht man das Terminal 3.
Der Bahnhof Flughafen/Messe ist der Preisklasse 4 zugeordnet (Stand: 2020).
Linie | Strecke | Frequenz |
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S 2 | Schorndorf – Endersbach – Waiblingen – Fellbach – Nürnberger Straße – Bad Cannstatt – Hauptbahnhof – Stadtmitte – Schwabstraße – Vaihingen – Rohr – Flughafen/Messe – Filderstadt | 30-Minuten-Takt |
S 3 | Backnang – Winnenden – Waiblingen – Fellbach – Bad Cannstatt – Hauptbahnhof – Vaihingen – Rohr – Flughafen/Messe | 30-Minuten-Takt |
Auf einstimmigen Beschluss des VRS-Verkehrsausschusses vom 10. Februar 2021 soll das Betriebskonzept ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2021 geändert werden. Zwischen Rohr, Flughafen und Filderstadt soll die S2 dann werktags tagsüber viertelstündlich verkehren, die S3 wird nur noch in Tagesrandlage und am Wochenende zum Flughafen geführt und wird ansonsten in Vaihingen beginnen bzw. enden.[12] Mit Inbetriebnahme von Stuttgart 21, im Dezember 2025, soll dieses Konzept beibehalten werden.[13]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stuttgart 21 - Planfeststellungsabschnitt 1.3b "Gäubahnführung" - Einleitung des Anhörungsverfahrens. Unterlagen des Planfeststellungsverfahren zu den geplanten Änderungen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Die Station Flughafen. In: Jürgen Wedler, Manfred Thömmes, Olaf Schott: Die Bilanz. 25 Jahre Planung und Bau der S-Bahn Stuttgart. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-925565-03-5, S. 253–267.
- ↑ Das neue Terminal 3 wächst in riesigen Schritten. In: Flughafen Stuttgart (Hrsg.): Flugblatt. Nr. 4, 2002, ZDB-ID 130230-9, S. 6 (flughafen-stuttgart.de ( vom 3. Februar 2013 im Internet Archive) [PDF; 3,5 MB]).
- ↑ deutschebahn.com: Bahnsteiginformationen Station Stuttgart Flughafen/Messe ( vom 23. September 2015 im Internet Archive)
- ↑ a b c d Olaf Schott: Planung und Bau der S-Bahn zum Flughafen Stuttgart. In: Die Deutsche Bahn, Heft 4/1993, S. 291–310.
- ↑ Antrag der Abg. Wolfgang Raufelder u. a. GRÜNE und Stellungnahme des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur: Komfortable menschen- und umweltfreundliche Lösungen für die Gäubahn ( vom 13. April 2014 im Internet Archive; PDF; 178 kB). Drucksache 15/1629 vom 27. April 2012, S. 5.
- ↑ a b Verband Region Stuttgart (Hrsg.): Anlage 4.1 zur Vorlage 190 / 2013; Klausur des Verkehrsausschusses am 8. Mai 2013. 8. Mai 2013, S. 2, 4 (Online [PDF; 5,5 MB; abgerufen am 4. August 2021]).
- ↑ Beflügelter Macher. In: Bahnprojekt Stuttgart–Ulm e. V. (Hrsg.): Bezug. Nr. 5, 2013, ZDB-ID 2663557-4, S. 18–20 (Online [PDF]).
- ↑ Jürgen Wedler: Die S-Bahn Stuttgart 1981 – auf sechs Linien erweitert. In: Die Bundesbahn. Band 57, 1981, ISSN 0007-5876, S. 681–688.
- ↑ Bahnhof Stuttgart-Flughafen. In: Renaissance der Bahnhöfe. Die Stadt im 21. Jahrhundert. Vieweg Verlag, 1996, ISBN 3-528-08139-2, S. 108 f.
- ↑ Daniel Riechers: Filderbahn auf neuen Gleisen. In: Verkehr und Technik. 2001, ISSN 0340-4536, S. 534–538.
- ↑ Plangenehmigung gemäß § 18 Abs. 1 AEG i. V. m. § 74 Abs. 6 VwVfG für das Vorhaben „S-Bhf. Flughafen/Messe, Brandschutztechnische Ertüchtigung“ in der Gemeinde Leinfelden-Echterdingen Bahn-km 24,560 der Strecke 4861 Stuttgart - Filderstadt. (PDF) In: eba.bund.de. Eisenbahn-Bundesamt, 23. Dezember 2021, S. 8, abgerufen am 23. Januar 2022.
- ↑ Mit der S-Bahn alle 15 Minuten bis Filderstadt. In: region-stuttgart.org. Verband Region Stuttgart, 11. Februar 2021, ehemals im ; abgerufen am 13. Februar 2021. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ S-Bahn-Fahrplan Stuttgart 21. (PDF) Sitzungsvorlage Nr. VA-238/2022. In: region-stuttgart.ratsinfomanagement.net. Verband Region Stuttgart, 31. August 2022, S. 4, abgerufen am 10. September 2022.