Brückentechnologie
Brückentechnologie ist ein politisches Schlagwort. Bestimmte Technologien, die nur für eine Übergangszeit genutzt werden sollen, werden als „Brücke“ zwischen der bisherigen und der künftig erhofften oder erwarteten Technik beschrieben. Das Wort wird gleichfalls gezielt von Lobbyverbänden für fossile Energien genutzt, um ein möglichst langes Festhalten am Status quo zu erreichen.[1]
Beispiel Atomenergie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein bekanntes Beispiel ist die Beschreibung der Atomenergie als Brückentechnologie. Mit diesem Denkmodell beschrieben vor allem die Unionsparteien seit 1986 die Atomenergie als unverzichtbare „Übergangs-“ und „Brückentechnologie“.[2][3] Kernkraftwerke müssen nach dieser Auffassung so lange laufen, bis erneuerbare Energien umfassend und flächendeckend eingeführt sind. Dies hat 2010 zur Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke geführt – während hingegen vor allem die Partei Die Grünen einen schnelleren Ausstieg forderte, um durch den Anpassungsdruck beim Wegfall der Kernkraftwerke die Entwicklung der erneuerbaren Energien zu forcieren.
Beispiel Liquefied Natural Gas (LNG)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Brückentechnologie ist Erdgas: ein Gas, das natürlich vorkommt, auf Englisch den Namen »natural gas« trägt und das hauptsächlich aus Methan besteht. Erdgas ist nicht aktuellen biogenen Ursprungs, sondern ein fossiler Brennstoff, der aus fossilen Quellen stammt. Die Verflüssigung zu sogenanntem Liquefied Natural Gas (LNG), das als Treibstoff für den Transport verwendet werden kann. Die LNG-Technologie ist vergleichsweise jung und in den USA besonders interessant, da sich so Erdgas mit Tankern über Meere hinweg exportieren lässt. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem deutschen Begriff Flüssiggas oder Autogas, das aus einem Gemisch von Propan und Butan besteht und sich bei deutlich höheren Temperaturen verflüssigen lässt als Erdgas. In der Kreuzfahrtbranche wird in diesem Zusammenhang gerne mit dem Begriff Brückentechnologie gearbeitet um die Schiffe umweltfreundlicher erscheinen zu lassen. Der amerikanische Klimatologe Michael E. Mann beschreibt im Buch Propagandaschlacht ums Klima LNG als Pseudolösung (S. 204 Brücke ins Nirgendwo).
Weitere beispielhafte Verwendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Alttechnologie“ | „Brückentechnologie“ | „Zieltechnologie“ |
---|---|---|
Fossile Energie | CO2-Abscheidung und -Speicherung | Erneuerbare Energien[4] |
GSM | GPRS | UMTS[5] |
Verbrennungsmotor | Hybridantrieb | Brennstoffzelle[6] |
Öl, Kohle | Luiquefied Natural Gas (LNG) | Erneuerbare Energien |
Im gesellschaftlichen Bereich: „Mindestlohn ist eine Brückentechnologie. Für gesellschaftliche Beteiligung Aller braucht es ein Grundeinkommen ohne Bedingungen.“[7]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erdgas: Wie Stadtwerke die Gas-Lobby finanzieren. In: correctiv.org. 22. Februar 2023, abgerufen am 25. Februar 2023 (deutsch).
- ↑ NABU: Die Endlos-Brücke: Atomkraft als Brückentechnologie? ( vom 5. Dezember 2014 im Internet Archive; PDF; 24 kB)
- ↑ Greenpeace: Die Mär von der "Brückentechnologie" oder 24 Jahre lang Brücke ( vom 18. März 2011 im Internet Archive)
- ↑ Friederike Anna Dratwa: Energiewirtschaft in Europa: Im Spannungsfeld Zwischen Klimapolitik, Wettbewerb Und Versorgungssicherheit. 2009, ISBN 3642023398, Seite 72, online
- ↑ Thomas Suchy: Bluetoothbasiertes Informationssystem – Konzeption und Realisation eines Prototypen für einen Stadtinformationsdienst. 2007, ISBN 3638833143, Seite 4, online
- ↑ Klaus Bellmann, Frank Himpel: Fallstudien zum Produktionsmanagement. 2008, ISBN 9783834908384, Seite 330, online
- ↑ Plakat der Berliner Piratenpartei, ( des vom 17. Oktober 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Aug./Sept. 2011