Freie Welt (Zeitschrift)

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FREIE WELT

Beschreibung deutsche Zeitschrift
Verlag Berliner Verlag (DDR)
Erstausgabe 1954
Einstellung 1991
Erscheinungsweise wöchentlich, seit 1978 vierzehntäglich
Verkaufte Auflage ca. 350.000 Exemplare
ISSN (Print)

Die FREIE WELT war eine deutsche Zeitschrift und erschien im Berliner Verlag. Sie galt als Auslandsillustrierte der DDR. Vorrangig berichtete sie über Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Sport und Alltagsleben in der Sowjetunion, der DDR und den anderen sozialistischen Ländern, ergänzt durch Berichte aus jungen Nationalstaaten, die dem Sozialismus nahestanden, seit Mitte der 1980er Jahre gelegentlich auch aus dem kapitalistischen Ausland.

Die Zeitschrift hatte ein ständiges Auslandsbüro in Moskau, Korrespondenten informierten aus Prag, Budapest und Warschau. Sie wurde von der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische-Freundschaft herausgegeben und unterstand, wie andere Presseorgane der DDR auch, der Abteilung Agitation des Zentralkomitees der SED.[1][2] Als Pressefotografen waren u. a. Herbert Hensky und Helfried Strauß für die Zeitschrift tätig.

FREIE WELT prägten Reportagen über Land und Leute, Porträts und Memoiren von Persönlichkeiten der Zeit und der Zeitgeschichte, Auszüge aus Neuerscheinungen der Literatur der Gegenwart, mehrteilige Dokumentationen zu runden Jahrestagen bedeutender historischer Ereignisse (z. B. die Oktoberrevolution 1917 oder die Befreiung vom Faschismus 1945), von Experten geleitete Lehrgänge (z. B. Gedächtnistraining, Yoga oder Esperanto) sowie Exklusivberichte zur sowjetischen Raumfahrt. Großes Echo bei den Lesern löste die Vorstellung verschiedener Völkerschaften der Sowjetunion in Geschichte und Gegenwart aus (z. B. Tschuktschen, Adygejer oder Tuwiner). Unkonventionelle Reisereportagen, populäre Comics („Hase und Wolf“) und Humorseiten mit internationalen Cartoons ergänzten das Profil der Zeitschrift.

Nachdem im Herbst 1988 die deutsche Ausgabe vom sowjetischen Digest „Sputnik“ verboten wurde, sollte auf Anweisung der SED-Führung die Zeitschrift eingestellt werden – „wegen Papiermangels“, in Wirklichkeit, weil es ein Zuviel an Transparenz und Perestroika gab[3][4]. Dieser Vorgang blieb der Öffentlichkeit weitgehend verborgen, da FREIE WELT nach Protesten – auch aus Moskau – weiter erscheinen konnte.

Gegründet wurde die Zeitschrift 1954, Vorgänger war die „Neue Gesellschaft“, sie erschien wöchentlich mit einer Durchschnittsauflage von 350.000 Exemplaren[5], seit 1978 vierzehntäglich in erweitertem Umfang. 1990 wurde der gesamte Berliner Verlag von Maxwell Communications und Gruner und Jahr übernommen. Ab Sommer 1990 bis zu ihrer Einstellung im März 1991 war FREIE WELT ein Reisejournal.

Der DEFA-Film Liebe Nina... (1990) von Thomas Kuschel porträtiert die bei FREIE WELT tätige Fotoreporterin Nina R., die Tochter der TiP-Intendantin Vera Oelschlegel[6], die bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei am 7. Oktober 1989 in der DDR verletzt wird.[7]

Der Zeitschrift wurde 1973 der Orden „Banner der Arbeit[8] und 1984 der „Stern der Völkerfreundschaft[9] in Gold zuerkannt.

Zeitraum Name
1954–1957 Friedrich Heilmann
1957–1967 Karl-Heinz Wegner
1967–1971 Sepp Horlamus
1971–1987 Joachim Umann
1987–1990 Barbara Schablinski
1990 Günther Wolfram
  • Das Ende einer Zeitschrift. „Freie Welt“ stellt Erscheinen ein. In: Neue Zeit, 16. März 1991, S. 7.
  • Günter Simon: Aus den Notizen eines Chefredakteurs 1981-1989, Verlag Tribüne, Berlin 1990.
  • Christa Wolf: Der Weg nach Tabou, Kiepenheuer und Witsch, Köln 1994, S. 53–54.
  • Andreas Herbst (Hrsg.), Winfried Ranke, Jürgen Winkler: So funktionierte die DDR. Band 1: Lexikon der Organisationen und Institutionen, Abteilungsgewerkschaftsleitung, Liga für Völkerfreundschaften (= rororo-Handbuch. Bd. 6348). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-499-16348-9, S. 341.

Einzelnachweise

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  1. Anke Fiedler: Medienlenkung in der DDR (Zeithistorische Studien, Bd. 52). Böhlau Verlag, 2014, ISBN 978-3-412-21055-7.
  2. Gunter Holzweißig: Kaum Freiräume, aber Pannen. Zeitschriften unter Kuratel von Partei und Staat. In: Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.): Zwischen „Mosaik“ und „Einheit“, Zeitschriften in der DDR. Ch. Links Verlag, Berlin 1999, S. 535 ff.
  3. Gerd König: Fiasko eines Bruderbundes: Erinnerungen des letzten DDR-Botschafters in Moskau. Edition ost, Berlin 2011, S. 221.
  4. Günter Simon: Tisch-Zeiten. Aus den Notizen eines Chefredakteurs 1981 bis 1989. Tribüne, Berlin 1990, S. 111, 132.
  5. Dietrich Löffler: Publikumszeitschriften und ihre Leser. Zum Beispiel: Wochenpost, Freie Welt, Für Dich, Sibylle. In: Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis (Hrsg.): Zwischen „Mosaik“ und „Einheit“, Zeitschriften in der DDR. Ch. Links Verlag, Berlin 1999, S. 48 ff.
  6. Tom Mustroph: Republik-Geburtstag und die Folgen (neues deutschland). Abgerufen am 5. November 2019.
  7. Liebe Nina. DEFA-Stiftung, abgerufen am 24. Juli 2019.
  8. Neues Deutschland, 6. Dezember 1973, S. 5
  9. Neues Deutschland, 6. März 1984, S. 2