Ikonoklasmus
Unter Ikonoklasmus (von altgriechisch ἡ εἰκών he eikón „das Bild, Abbild“ und τὸ κλάσμα tó klásma „das Zerbrochene, Bruchstück“, dies von κλάω kláo „ich zerbreche“), deutsch auch Bildersturm, versteht man die Zerstörung von Bildern oder Denkmälern von religiöser, kultureller oder politischer Relevanz. Die Zerstörung von Bildern ist Ausdruck der Bildfeindlichkeit oder Bilderfurcht (Ikonophobie) in einer Kultur, Religion oder Institution.
Menschen, die Bildnisse zerstören oder dazu aufrufen, werden Ikonoklasten oder Bilderstürmer genannt.
Vorkommen und Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine lange Tradition hat der Ikonoklasmus nicht nur im Christentum (besonders im Calvinismus), sondern auch im Islam (besonders im Wahhabitentum). James Noyes hält den Ikonoklasmus jedoch auch für ein typisches Phänomen der Moderne und eine wesentliche Begleiterscheinung der Entstehung säkularisierter Staatswesen. Die Durchsetzung von Monotheismus durch Zerstörung „falscher Götter“ sei mit der des modernen Nationalismus zu vergleichen. Auch den italienischen Futurismus hält Noyes für eine ikonoklastische Bewegung.[1]
- Zum religiösen Verbot von Bildern allgemein: siehe Bilderverbot
- Zum Ikonoklasmus in der byzantinischen Kirche: siehe byzantinischer Bilderstreit
- Zur Reformationszeit: siehe reformatorischer Bildersturm
- Zum Islam: siehe Bilderverbot im Islam
- Zur politisch motivierten Zerstörung von Herrschaftssymbolen: siehe Politischer Ikonoklasmus
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- David Freedberg: Iconoclasm and painting in the revolt of the Netherlands : 1566 – 1609. Garland, New York 1988. Zugleich: Dissertation, Universität Oxford 1972.
- Helmut Feld: Der Ikonoklasmus des Westens. Studies in the History of Christian Thought. Band 41. Brill, Leiden 1990, ISBN 90-04-09243-9.
- Dario Gamboni: Zerstörte Kunst: Bildersturm und Vandalismus im 20. Jahrhundert. Aus dem Englischen von Christian Rochow. DuMont, Köln 1998, ISBN 3-7701-4281-0.
- Hans Günter Golinski, Martin Radermacher (Hrsg.): BILD MACHT RELIGION. Kunst zwischen Verehrung, Verbot und Vernichtung. Ausstellungskatalog, Kunstmuseum Bochum, Bochum 2019.
- Alain Besançon: The Forbidden Image. An Intellectual History of Iconoclasm. University of Chicago Press, Chicago u. a. 2000, ISBN 0-226-04413-0.
- Peter Blickle u. a. (Hrsg.): Macht und Ohnmacht der Bilder. Reformatorischer Bildersturm im Kontext der europäischen Geschichte. Historische Zeitschrift. Beiheft 33, München 2002, ISBN 3-486-64433-5.
- Susanne Kähler: Die symbolische Deutung des Stadtraums – Denkmalstürze und Bildersturm in Berlin. In: Susanne Kähler, Wolfgang Krogel (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins (= Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. Jahr 2020). Band 70. Westkreuz-Verlag, 2020, ISSN 0522-0033, S. 169–188.
- Anne McClanan u. a. (Hrsg.): Negating the Image. Case Studies in Iconoclasm. Ashgate, Aldershot 2005, ISBN 0-7546-0854-9.
- Teodoro lo Studita: Antirrheticus Adversus Iconomachos. Confutazioni contro gli avversari delle sante icone. A cura di Antonio Calisi, Chàrisma Edizioni, Bari 2013, ISBN 978-88-908559-0-0, S. 106.
- Michael Falser: Die Buddhas von Bamiyan, performativer Ikonoklasmus und das Image von Kulturerbe. In: Zeitschrift für Kulturwissenschaft. 1/2010 (Kultur und Terror), S. 82–93.
- Antonio Calisi: I Difensori Dell’icona: La Partecipazione Dei Vescovi Dell’italia Meridionale Al Concilio Di Nicea II 787. Createspace Independent Pub 2017, ISBN 978-1-978401-09-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ James Noyes: The Politics of Iconoclasm: Religion, Violence and the Culture of Image-Breaking in Christianity and Islam. London 2013 (englisch).