Landesgymnasium Fellin
Das Landesgymnasium Fellin war im 19. Jahrhundert eine berühmte Schule in Fellin im Gouvernement Livland des Russischen Kaiserreiches.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1844 gründete Gustav Max Schmidt[1][2] in Fellin eine Lehr- und Erziehungsanstalt, deren Leiter er bis zu seinem Tod 1874 war. Schmidt hatte als Schüler die Lateinschule des Waisenhauses der Franckeschen Stiftungen in Halle besucht, in Halle auch studiert und in Dorpat das Lehrerexamen gemacht. Als Lehrer war er von 1935 bis 1843 in Birkenruh tätig gewesen. 1875 übernahm die Livländische Ritterschaft die Schmidtsche Anstalt nun als Landesgymnasium. Der Neubau eines großen repräsentativen Hauptgebäudes nach den Plänen des Rigenser Architekten R. Häussermann wurde 1877 eingeweiht.[3] Direktoren waren 1875–1877 Carl Hoheisel,[4] 1877–1883 Heinrich Seesemann[5] und 1884–1892 Franz Waldmann[6]. Als ab 1892 in den Ostseegouvernements Deutsch als Unterrichtssprache verboten wurde, wurde das Gymnasium – wie auch das Landesgymnasium Birkenruh – geschlossen. Von 1906 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges und während der deutschen Besatzung 1918 bestand eine deutsche Schule in dem Gebäude, welches nach der estnischen Unabhängigkeit verstaatlicht wurde.[7] Heute befindet sich dort die Viljandi Kesklinna Kool (Stadtzentrums-Schule Viljandi).
Bekannte Lehrer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theophil Ernst Kriese (1785–1848), Pädagoge
- Arthur Malmgren (1860–1947), Theologe
- Theodor Schiemann (1847–1921), Historiker
- Ernst Seraphim (1862–1945), Historiker
- Eduard Thraemer (1843–1916), Klassischer Philologe
- Arnold Wehrenfennig (1867–1937), Theologe
Bekannte Schüler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Piers Bohl (1865–1921), Mathematiker
- Arved Konrad von Brasch (1847–1899), Jurist
- Ernst Carl von der Brüggen (1840–1903), Redakteur
- Johann Matthias von Holst (1839–1905), Architekt
- Viktor Knorre (1840–1919), Astronom
- Raimund von Zur Mühlen (1854–1931), Sänger
- Rudolf Julius von zur Mühlen (1845–1913), Maler
- Otto Seesemann (1866–1945), Theologe
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Waldmann: Vorgeschichte und Geschichte des ersten Jahrzehnts 1875-1885 des livländischen Landesgymnasiums zu Fellin und Bericht über den Bestand und die Thätigkeit 1885. Fellin 1885.
- Franz Waldmann: Schlussbericht über den Bestand und die Thätigkeit des livländischen Landesgymnasiums zu Fellin 1875–1892. Fellin 1892.
- Alexander Bergengruen: Die Abschiedsgrüße unserer Landesgymnasien. In: Baltische Monatsschrift Bd. 40, 1893, S. 245–263.
- Gustav Max Schmidt: Aus meinem Leben. Erinnerungen. Dorpat 1878.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Schmidt, Gustav Max. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- ↑ Wilhelm Lenz (Bearb.): Album Livonorum. Philisterverein der Livonia, Lübeck 1972. Nr. 732
- ↑ Geschichtlicher Überblick auf der Seite des heutigen Gymnasiums
- ↑ Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Hoheisel, Carl. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- ↑ Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Seesemann, Heinrich. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- ↑ Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Waldmann, Franz. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- ↑ Geschichtlicher Überblick auf der Seite des heutigen Gymnasiums