Martin Hellwig
Martin Hellwig (* 5. April 1949 in Düsseldorf) ist ein deutscher Volkswirt. Von 2000 bis 2004 war er Vorsitzender der deutschen Monopolkommission. Von 2004 bis 2017 war er Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Martin Hellwig ist ein Sohn des Politikers Fritz Hellwig (1912–2017)[1]. Nach seinem Schulabschluss am Atlantic College in Wales studierte er Volkswirtschaftslehre in Marburg und Heidelberg. Daraufhin ging er ans Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo er 1973 bei Peter A. Diamond[2] promoviert wurde. Hellwig machte Karriere an renommierten US-amerikanischen Hochschulen wie der Stanford University (1973/74) und der Princeton University (1974–77). Er kehrte 1977 nach Europa zurück und wurde auch ohne Habilitation als Professor für Wirtschaftstheorie an die Universität Bonn berufen. 1987 wechselte er an die Universität Basel, später an die Harvard University (1995–1996) und an die Universität Mannheim (1996–2004). Hellwig wurde wie sein Vater in Marburg Mitglied der Burschenschaft Rheinfranken, trat aber später als Alter Herr wieder aus.[3]
Er war 1999/2000 Mitglied im Kronberger Kreis, dem wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Marktwirtschaft.
Hellwig war von 1998 bis 2004 Vorsitzender der unabhängigen Monopolkommission in Deutschland. Von 2004 bis 2017 war er Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn; seitdem ist der dort emeritiertes wissenschaftliches Mitglied.
Hellwig war jahrelang einer der forschungsstärksten deutschen Volkswirte.[4] Der FAZ-Autor Gerald Braunberger bezeichnete ihn 2009 als den „vielleicht angesehensten deutschen Ökonomen“.[5] Er ist im amerikanischen „Who’s who in economics“ aufgeführt. Am 1. Mai 2011 wurde Hellwig Chairman des Advisory Scientific Committee im Europäischen Ausschuss für Systemrisiken.[6] Er ist (Stand Juli 2018) einer der beiden stellvertretenden Vorsitzenden.[7]
Sein gemeinsam mit Anat R. Admati verfasstes Buch Des Bankers neue Kleider (Originaltitel The Bankers’ New Clothes) über die Notwendigkeit und Möglichkeiten einer schärferen Regulierung von Banken wurde positiv rezipiert:[8][9][10] Gerald Braunberger bezeichnet es als „Meisterwerk“.[11] Es ist auf Deutsch, Spanisch, Chinesisch, Japanisch, Hebräisch, Portugiesisch und Italienisch erhältlich.[12]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Anat R. Admati: The Bankers' New Clothes. Princeton University Press 2013, ISBN 978-1-4008-4656-6.
- deutsch: Des Bankers neue Kleider: Was bei Banken wirklich schief läuft und was sich ändern muss. Finanzbuch Verlag, München 2013, FBV, ISBN 978-3-898798259.
- Bitte nicht großdeutsch. In Europa geht die Sorge um, der Exportweltmeister Deutschland wolle aus der Eurozone eine Art „Greater Germany“ machen. Das sollten wir ernst nehmen. (Gastbeitrag, FAZ.net 20. Mai 2017)
- Wider die deutsche Target-Hysterie (Gastbeitrag in der FASZ vom 29. Juli 2018). Hans-Werner Sinn antwortete darauf eine Woche später: Irreführende Verharmlosung
Ehrenämter und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fellow der Econometric Society
- früherer Präsident der European Economic Association (1992)
- Foreign Honorary Member of the American Economic Association
- Präsident des Vereins für Socialpolitik (2001–2004)
- Inaugural Fellow des European Corporate Governance Institute
- Dr. h. c. Universität Tübingen
- Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
- Mitglied des Forschungsbeirats der Deutschen Bundesbank
- Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Centre for Economic Policy Research, London
- Mitglied der Economic Advisory Group on Competition Policy, European Commission.
- Mitglied der Academia Europaea (1991)
- Honorary Foreign Member of the American Academy of Arts and Sciences (2003)
- Dr. h. c. der Humboldt-Universität zu Berlin (2005)
- Vorsitzender des „Lenkungsrates Unternehmensfinanzierung“ im Wirtschaftsfonds Deutschland (2009–2010)
- Gustav-Stolper-Preis des Vereins für Socialpolitik (2009)
- Dr. h. c. der Universität Basel (2009)
- Mitglied von Acatech (2010)
- Vorsitzender des Beratenden Wissenschaftlichen Ausschusses des European Systemic Risk Board (2011–2012, ab 2012 stellvertretender Vorsitzender)
- Max-Planck-Forschungspreis (2012)[13]
- Ernst-Hellmut-Vits-Preis (2016)
- Gründungsmitglied der Bürgerbewegung Finanzwende (2018)[14]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Hellwig im Katalog der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW)
- Literatur von und über Martin Hellwig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzer Lebenslauf auf der Website der Stiftung Marktwirtschaft
- Hellwig beim Max Planck Institute for Research on Collective Goods (engl.)
- Hendrik Munsberg: Martin Hellwig ist Chef der Monopolkommission. Montag wollen die Experten ihr Urteil über eine brisante Fusion festlegen Wie beim Poker – Berliner Zeitung vom 11. Mai 2002
- Interview (23. Oktober 2013): "Der Bankensektor muss schrumpfen" (spiegel.de)
- DIE ZEIT, 19. April 2017
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Winand von Petersdorff: Der zornige Professor. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 5. Mai 2013.
- ↑ Sequential models in economic dynamics. Abgerufen am 27. November 2022.
- ↑ Ekkehard Krüger: Geschichte der Marburger Burschenschaft Rheinfranken Heft 4 1960-1970. Hrsg.: Altherrenverband der Marburger Burschenschaft Rheinfranken e. V. Marburg.
- ↑ Ökonomen-Ranking VWL im Handelsblatt 2007 ( vom 15. April 2008 im Internet Archive)
- ↑ Gerald Braunberger: Das Elend der Bilanzen: Kursverlust erzwingen Notverkäufe, die Kursverluste auslösen. Es geht weiter abwärts. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 15. Februar 2009.
- ↑ Prof. Dr. Martin Hellwig European Systemic Risk Board, veranstaltungen.cducsu.de ( vom 14. Mai 2013 im Internet Archive) (abgerufen am 25. Mai 2013)
- ↑ esrb.europa.eu: ESRB Organisational Chart
- ↑ Roger E. Alcaly: The Right Way to Control the Banks. In: The New York Review of Books, 5. Juni 2014.
- ↑ Roger B. Myerson: Rethinking the Principles of Bank Regulation: A Review of Admati and Hellwig's The Bankers' New Clothes. In: Journal of Economic Literature 52(1), März 2014, S. 197–210, doi:10.1257/jel.52.1.197.
- ↑ Susanne Schmidt: Die Märchen der Banker. In: Handelsblatt, 28. März 2013.
- ↑ Gerald Braunberger: Die Bankenlobby redet Schwachsinn. In: Fazit – das Wirtschaftsblog, Frankfurter Allgemeine, 18. Februar 2013.
- ↑ Anat Ruth Admati, Lebenslauf. Abgerufen am 24. Oktober 2019.
- ↑ siehe Meldung der Max-Planck-Gesellschaft unter http://www.mpg.de/5880694/Max-Planck-Forschungspreis_2012
- ↑ Gründungsmitglieder. Bürgerbewegung Finanzwende, archiviert vom am 6. Juli 2020; abgerufen am 6. Juli 2020.
Personendaten | |
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NAME | Hellwig, Martin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Volkswirt |
GEBURTSDATUM | 5. April 1949 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
- Ökonom (20. Jahrhundert)
- Ökonom (21. Jahrhundert)
- Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft
- Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Max-Planck-Forschungspreisträger
- Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
- Hochschullehrer (Universität Basel)
- Hochschullehrer (Harvard University)
- Hochschullehrer (Universität Mannheim)
- Ehrendoktor der Humboldt-Universität zu Berlin
- Ehrendoktor der Eberhard Karls Universität Tübingen
- Ehrendoktor der Universität Basel
- Burschenschafter (20. Jahrhundert)
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech)
- Mitglied der Academia Europaea
- Deutscher
- Geboren 1949
- Mann